Nach einem Auftritt im schweizerischen Montreux stirbt der Autor von "Ti Voglio Bene Assai" wenige Tage vor seinem 69. Geburtstag.

Montreux (giu) - Lucio Dalla ist tot. Der italienische Liedermacher starb vollkommen überraschend am Donnerstagmorgen im schweizerischen Montreux. Er befand sich auf einer Europatournee, die am 27. Februar Luzern begonnen hatte. Am 30. März hätte sie nach mehreren Shows in Deutschland im Berliner Tempodrom enden sollen.

Am Morgen nach seinem Auftritt in der Stadt am Genfer See habe Dalla gefrühstückt und einige Telefonate geführt, teilte seine Managementfirma Midas mit. Plötzlich habe er sich unwohl gefühlt und sei wenig später einem Herzinfarkt erlegen.

50 Jahre für die Musik

1943 in Bologna geboren, spannt Dallas musikalische Aktivität einen Bogen über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren. Seine professionelle Karriere begann 1960 als Klarinettist und Saxophonist in der Rheno Dixieband, einer Jazzcombo aus seiner Heimatstadt. Dem großen Publikum wurde er Ende der 60er Jahre durch einen Auftritt bei der wichtigsten Musikveranstaltung Italiens, dem Sanremo-Festival, bekannt.

Sensationell experimentierfreudig

Seinen ersten großen Hit landete Dalla 1971 mit "4/3/1943". Von 1974 bis 1977 arbeitete er mit dem Dichter Roberto Roversi zusammen. Die gemeinsamen Werke sind "experimentierfreudig wie sensationell, mit verspielten, aber nicht schwierigen Melodien, nicht voraussehbar aber doch leicht verdaulich", urteilt die Zeitung La Repubblica.

Mit den Alben "Com'è Profondo Il Mare" (1977) und "Lucio Dalla" (1979) etablierte sich der Liedermacher als einer der erfolgreichsten Musiker Italiens und feierte auch im Ausland Erfolge. Eines seiner bekanntesten Stücke war zum ersten Mal auf einem in den USA entstandenen Livemitschnitt ("DallAmeriCaruso", 1986) zu hören, jenes "Caruso", das eher als "Ti Voglio Bene Assai" bekannt ist und später auch in den Interpretationen Luciano Pavarottis und Andrea Bocellis Erfolge feierte.

Vielseitigkeit ist Trumpf

Trotz seiner poppigen Ader verlor Dalla seine Liebe zum Jazz und zur Musik im Allgemeinen nie. Seine Markenzeichen, die hohe Stimme und das Klavier, kleidete er immer wieder in neue musikalische Gewänder. So interpretierte er Vivaldi mit den Solisti Veneti, setzte eine Oper John Gays um, schrieb für Kino und Fernsehen.

Ein schwacher Trost

Am 4. März wäre er Dalla 69 geworden. Ein schwacher Trost für Familie und Fans: Wenigstens ist er bei der Ausübung seiner Tätigkeit gestorben. "Er hat mir erzählt, wie berührend es sei, die Tour von vor 30 Jahren noch einmal zu wiederholen. Die Zeiten haben sich geändert, aber das Publikum ist immer noch sehr herzlich. Er war glücklich", gibt sein Jugendfreund Roberto Serra zu Protokoll, der noch vor seinem letzten Auftritt mit ihm telefoniert hatte.

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