Duisburgs Bürgermeister gibt den 'Brutalstmöglichen Aufklärer' und wehrt sich gegen die Veröffentlichung von Dokumenten zur Loveparade-Katastrophe.

Duisburg (alc) - Adolf Sauerland sollte dringend mal einen Grundkurs in Öffentlichkeitsarbeit belegen. Bei der Aufarbeitung des Loveparade-Desasters stellt Duisburgs OB in Sachen Ignoranz sogar den 'Brutalstmöglichen Aufklärer' aus Hessen in den Schatten. Entweder hat der auf dem wackeligsten Bürgermeisterstuhl Deutschland sitzende Mann die falschen Berater oder hat absolut keinen Schimmer, wie das Internet funktioniert.

Ein Schelm, wer Böses denkt ...

Die Stadt Duisburg hat ein Gutachten über das Loveparade-Unglück bei der Anwaltskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek in Auftrag gegeben. Jenes über 300 Seiten starkes Dokument wurde anonym dem Blog xtranews.de übermittelt, wo es auch umgehend im Netz landete. Die Stadt selbst veröffentlichte lediglich das ca. 30 Seiten umfassende Gutachten; den interessanten Anhang mit Schriftwechseln, Konzepten und Protokollen ließ man hingegen unter den Tisch fallen.

Die dreisten Blog-Betreiber erhielten nun eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Köln mit der Androhung eines Ordnungsgeldes von 250.000 Euro, sollten die Dokumente weiterhin verfügbar gemacht werden. Zur Begründung beruft sich Sauerland auf eine Verletzung des Urheberrechts. Laut Stefan Meiners, einem der Blogger, ist das kein Zufall, da Rechtsschutzversicherungen Verstöße gegen das Urheberrecht meist ausnehmen und dem Blog xtranews.de deshalb ein echter finanzieller Nachteil droht.

"Wenn nötig und möglich bis zum BVG"

Nur hat der Amtsschimmel die Rechnung ohne den Internet-Wirt gemacht, denn das Corpus Delicti macht jetzt im Netz fröhlich die Runde. Zudem geben sich die Blogger kämpferisch und wollen "wenn nötig und möglich bis zum Bundesverfassungsgericht" ziehen. Ein Spendenaufruf auf xtranews.de soll die zu erwartenden Gerichtskosten von 7.500 Euro decken, die im Falle einer Niederlage entstünden.

"Dieb wird mit der Aufklärung des Diebstahls beauftragt"

Einer steht nun in jedem Fall dumm da: der selbsternannte Aufklärer, der nur eines im Sinn zu haben scheint, nämlich diejenigen zu behindern und zu verfolgen, die wirklich Antworten auf ihre Fragen möchten. In einem anderen Licht erscheinen nun auch die Schlagzeilen "Von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten entlastet Sauerland".

Blog-Kommentare meinen sarkastisch: "'Von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten entlastet Sauerland' ist fast so großartig wie 'Steuerhinterzieher klärt den Steuerhinterziehungsfall' oder 'Dieb wird mit der Aufklärung des Diebstahls beauftragt'" ...

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12 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    geh einfach nach den Vornamen.

  • Vor 13 Jahren

    Ich bin immernoch an dem Punkt an dem ich mich Frage seit wann der Bürgermeister dafür verantwortlich ist zu prüfen ob eine Veranstaltung alle Sicherheitsmaßnahmen einhält. Für mich ist das alles nur wieder eine riesen große Hexenjagd damit der Pöbel sich zufrieden zurücklehnen kann, da man ja einen Schuldigen hat zum nun ja beschuldigen. Und die ganzen anderen Politiker machen natürlich mit um wieder von sich selber abzulenken. Da hat Vielfrass schon Recht.

  • Vor 13 Jahren

    Sancho muss ich da recht geben. Tragisch was da passiert ist! Sehr sogar. Aber auf Teufel komm raus einen schwarzen Peter aufzutreiben - wem genau bringt das was? So kommts mir hier mit diesem OB vor. Und ich bin beileibe kein Politikerfreund.