Auch die SPD springt jetzt auf den "Layla"-Zug. Im ZDF und auf Querdenken-Demos ist der Song derweil unumstritten.

Stuttgart (dol) - Nur drei Wochen nach Beginn der Debatte hat die Kontroverse um den Partyschlager "Layla" bereits die SPD erreicht. Nachdem ein Umzugswagen der Partei beim Christopher Street Day in Stuttgart den Ballermann-Song gespielt hat, regt sich innerparteiliche Kritik. "Stellt euch vor, es ist CSD und irgendwelche alten Männer der SPDqueer machen erstmal ein unfassbar frauenverachtendes Lied an", kritisierte Jan Knes von den NRW-Jusos seine Genossen. Der dortige Parteichef Andreas Stoch fuhr auf dem Wagen selbst mit, erklärte aber gegenüber der dpa, das Stück erst spät erkannt zu haben.

Die Arbeitsgemeinschaft SPDqueer nahm den Vorfall äußerst ernst. "Wir haben uns umgehend mit den Genoss*innen in Stuttgart in Verbindung gesetzt, um den Vorfall aufzuarbeiten", schrieb sie auf Twitter, "Das Abspielen des Liedes wurde nach unseren Infos sehr schnell unterbunden." Für den ehemaligen Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky ein Grund für Spott. "Die Verzwergung hat schon stattgefunden, es geht zu Ende mit der SPD", äußerte er in der Bild, "Wie kaputt ist dieser verquere Haufen, wenn er sich über Schlagertexte aufregt statt über die akuten Krisen dieser Tage?"

Bei der Bild, wo das leidige "Layla"-Thema natürlich Chefsache ist, nutzte Chefredakteur Johannes Boie die jüngste Kontroverse, um der SPD falsche Prioritätensetzung vorzuwerfen. Statt sich der Inflation zu widmen und dem "kleinen Angestellten" zu helfen, bekämpfe sie ihn. Nun zerreiße sich die Partei wegen des Sommerhits des Jahres, "ein derbes Lied - das längst zum Protestsong geworden ist, gegen die politische Korrektheit im Land." Ob es sich allerdings wirklich vornehmlich um den Widerstand gegen Political Correctness handelt, erscheint zweifelhaft.

Nachdem sich zunächst vor allem konservative Politiker aus Kreisen der Union öffentlich hinter der "Puffmama" versammelt haben, sind es nun die Scharfmacher der AfD, die ihre "Layla"-Liebe entdechen. So fügt sich das vermeintliche Widerstandsstück auch ganz natürlich in die Berliner "Woche der Demokratie" ein, wo sich Impfgegner, Coronaleugner und Putin-Anhänger versammeln, um "Freundschaft mit Russland" oder die Freilassung von Querdenken-Gründer Michael Ballweg zu fordern. Eine eigenwillige deutsche Protestform, wie auch Rapper Schwartz erkannt hat.

Unterdessen eilen DJ Robin und Schürze von Erfolg zu Erfolg. Seit sechs Wochen steht "Layla" auf Platz 1 der deutschen Single-Charts. Am Sonntag erfolgte ihr heißersehnter Auftritt im ZDF-Fernsehgarten. Gleich mehrfach versetzten sie das grölende Publikum mit ihrem Ballermann-Hit in Ekstase. Obwohl der Sender vorab Bild-Gerüchte von sich gewiesen hatte, dass die Schlager-Sänger nur mit einer zensierten Version auftreten dürfen, blieb die Boulevardzeitung bei ihrer Widerstandserzählung und titelte: "Puffmama unzensiert im 'Fernsehgarten'! - 'Layla'-Stars pfeifen auf ZDF-Wunsch".

Weiterlesen

laut.de-Porträt DJ Robin

"Von den Sportfreunden Stiller hat er sich den Gesangsstil abgelauscht, ein notdürftig als Singen getarntes Rufen, konsequent auf einer Tonlage", charakterisierte …

laut.de-Porträt Schürze

"Kurz vor dem Auftritt beginnt seine Verwandlung. Er streift den Kapuzenpulli ab und zupft das schwarze T-Shirt zurecht, zieht die Jeans aus und eine …

laut.de-Porträt Ikke Hüftgold

"Ich mach' Ballermann-Musik und singe sehr schöne Lieder über das Leben." Mit Perücke und Trainingsjacke bedient Ikke Hüftgold von Mallorca bis Kroatien …

4 Kommentare mit 16 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Laut.de scheint einen unangenehmen Hang zur Wokeness zu entwickeln. Tut mir leid, ich kann es nicht anders sagen.

    • Vor einem Jahr

      @Derwatt:
      Weil laut.de sagt "Das sind die Nachrichten, die unsere Leserschaft dazu veranlassen, Klicks bei uns zu generieren und Kommentare zu hinterlassen"? Warum, hat doch bei Dir funktioniert ...
      *check*
      Gruß
      Skywise

  • Vor einem Jahr

    Das Sommerloch sommerlocht hart.

  • Vor einem Jahr

    Wenn der Fall eines gezeigt hat, das das Land und Volk doch in der Lage dazu ist sich gegen linke Verbotskultur zu erheben. Leider hat es noch Angst das an den Wahlurnen zu zeigen, außer im Osten.

    • Vor einem Jahr

      @ Magg: Uneingeschränkte Zustimmung.

    • Vor einem Jahr

      Wenn das Bewahren von Würde jetzt Verbotskultur ist, will ich nicht mehr leben in diesem Land.

    • Vor einem Jahr

      Ja, ehm, links, ist klar. Ich will nicht sagen, dass es im linken Spektrum nicht auch einen Hang dazu gibt, politische Graben abzustecken, die in echt ganz woanders verlaufen, aber WAS IN DER HÖLLE HAT DAS DENN MIT LINKS ZU TUN? IST DAS SCHÜTZENZELT AUF RHEINKIRMES DAS NEUE UZ-PRESSEFEST ODER WAS?

      Tut ihr nur so blöd oder seid ihr es auch?

    • Vor einem Jahr

      Magg ist 1 ganz neuer user mit total anderer Ausrichtung als derjenige, den er früher u.a. unter dem Namen pikto hier betrieben hat und Derwatt demonstriert beispielhaft die schleichende Radikalisierung abgehängter duetscher Männer im mittleren Alter zum politisch rechten Rand hin. Verstehe die Aufregung von Olivanderi gerade nicht, liest sich doch eigentlich alles so wie fast immer hier?

    • Vor einem Jahr

      Mich nerven einfach nur diese dem politischem Nihilismus angehörigen Vögel, die auf alles, wogegen sie sind, das Label "links" packen.

    • Vor einem Jahr

      @Magg: Hast du einen Tipp für mich, wie ich meine Angst vor Wahlurnen überwinden kann?
      Ich hatte schon mehrfach traumatische Erlebnisse mit diesen braunen Kästen.

    • Vor einem Jahr

      Wahrscheinlich meint er, dass man nicht entgegen seiner Interessen wählen sollte. Den Gedanklichen Fehler, den er dabei machen tut, dass rechte Parteien wie die AfD hier eine ernsthafte Alternative sind, werden wir hier aufgrund seiner ideologischen Beschränkung wohl als Trauerspiel auf höchster Stufe deklarieren müssen.

    • Vor einem Jahr

      Linke Verbotskultur hahahahaha wenn es mal so wäre. Abgesehen davon, dass es genügend Beispiele von realer, durchgesetzter rechter Verbotskultur gibt. Bestes Beispiel war das Verbot Abtreibungen zu bewerben, der zum Glück vor kurzem abgeschafft wurde.

    • Vor einem Jahr

      Dass Linke sich mit moralischen Maßstäben gegenseitig zermürben und damit den Wähler zur AfD scheuchen ist ja auch ein alter Hut und ehrlich gesagt, auch das, was mir persönlich hier so auf den Zeiger geht. Leider checken die Linken das naturgemäß zu spät und während sie Abhandlungen über Layla verfassen, lacht sich die AfD ins Fäustchen und gräbt das ganze Kapitalismuskritische Potential ab, bis sie dann den Wolfsmantel ablegen. :rolleyes:

    • Vor einem Jahr

      *Wolfsmantel anziehen und Schafspelz ablegen, natürlich ;)

    • Vor einem Jahr

      Seid wann sind die Düsseldorfer Schützen denn links?

    • Vor einem Jahr

      Peinlicher seid/seit-Fehler...

    • Vor einem Jahr

      Regel #1 bei peinlichen Rechtschreib- oder Grammatikfehler in laut.de-Kommentaren: So tun, als wäre es eine lautuser-Persilflage, in dem Mensch noch ein "Yoooooo" (oder wahlweise auch ein "Allah", "Alde", "Whut?" oder "Die Mette growt") anfügt und wehemmend darauf bestehen.

  • Vor einem Jahr

    ""Stellt euch vor, es ist CSD und irgendwelche alten Männer der SPDqueer machen erstmal ein unfassbar frauenverachtendes Lied an", kritisierte Jan Knes von den NRW-Jusos seine Genossen. "

    :rolleyes:
    Da will wohl jemand ein Leckerli haben ;). Dann wünsche ich bei der Hitze sehr viel Erfolg beim Aufarbeiten dieses rundum hochkomplexen soziologischen Prozesses. Da hilft wohl nur noch frieren.