Rapper Kollegah rechtfertigt die Haftbefehl-Koop und steht zu seinen Autotune-Hooklines.

Konstanz (sla) - Dass Kollegah für seine neue Platte "Bossaura" den Offenbacher Haftbefehl eingeladen hat, stößt bei vielen Fans und Kritikern auf Unverständnis. "In der Aura eines eloquenten Bosses wirkt Haftbefehl verloren", befand auch laut.de-Autor Max Brandl. Im Doppel-Interview mit Favorite zeigt sich der Selfmade-Künstler genervt von den dauernden raptechnischen Vergleichen und verweist auf die amerikanische Szene.

"Es kommt im Endeffekt auf das Klangbild an"

"Das ist so ein komisches verkopftes Denken in Deutschland. Da sollen sich die Leute echt mal frei von machen", findet der selbsternannte Boss im Gespräch mit laut.de.

"In Ami-Land redet kein Mensch über so was. Da kann ein Fabolous, der technisch tausendmal krasser ist, mit einem Young Jeezy einen Track machen. Und das ist dann ein geiler Track." Laut Kollegah würde da keinen interessieren, ob der eine jetzt krassere Doubletimes oder Wortspiele hat. Im Endeffekt komme es auf das Klangbild an.

"Haftbefehl glänzt auf anderen Gebieten"

Seiner raptechnischen Überlegenheit ist sich Kollegah natürlich bewusst. Aber Haftbefehl glänze auf anderen Gebieten: "Was zum Beispiel Authentizität angeht, ist er sehr gut", findet der Boss. Sein Style, seine Flows und seine Reime seien neu und innovativ: "Aber entweder man fühlt es oder man fühlt es nicht. Das ist das Ding bei Haftbefehl."

Autotune-Hooks? Geschmackssache!

Das Konstanzer Gastspiel nutzten wir außerdem dazu, Kollegah mit der laut.de-Review zu "Bossaura" zu konfrontieren. Nach Durchsicht des ausgedruckten Exemplars lobt er zunächst die Schreibweise, bevor er sich ungefragt zum Streitthema Autotune äußert: "Der eine mag Autotune, der andere hasst es. Das sind Sachen, an denen sich die Geister scheiden. Das ist einfach Geschmackssache." Zumindest der Boss scheint also auf die künstlich veränderten Plastikrefrains zu stehen.

Selfmade-Fans dürfen aufatmen: Zumindest Favorite wird auch in Zukunft eher die Finger von derartigem lassen. "Ich werde, glaub ich, keine Autotune-Hooks machen. Vielleicht mal eine oder so. Ist ja auch eigentlich mal ganz cool. Finde den Mittelweg - nicht so wie der Kolle."

Ob Kollegah seine Texte mit seinem islamischen Glauben vereinbaren kann, wie er sein Jurastudium meistert und vieles mehr lest ihr demnächst auf laut.de.

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Kollegah

Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion)

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