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Platz 92: Throbbing Gristle - 20 Jazz Funk Greats

Als sich Genesis P-Orridge, Cosey Fanny Tutti, Peter Christopherson und Chris Carter 1975 zu Throbbing Gristle zusammenschließen, erstarrt das Vereinigte Königreich gerade unter den Attacken wütender Punks. Punk hatte sich, so schien es zunächst, den eindeutigen Spitzenplatz in der Musik-Provokationsskala gesichert. Throbbing Gristle sahen darin eine Herausforderung, und drehten die Schock- und Provokationsschraube noch etwas weiter. Auf ihrem eigenen Label "Industrial Records", das später als Namenspatron einer ganzen Musikrichtung Geschichte schreiben sollte, veröffentlichen sie ab 1976 alle ihre Platten, da sich die Majorlabels geweigert hatten, derartige Extremgeräuschkulissen auf Vinyl zu pressen.

Auf dem dritten Werk, dem Klassiker "20 Jazz Funk Greats", sind sogar Songstrukturen erkennbar, wenn gleich vielleicht nicht im traditionellen Sinne. Geräusche und Klangcollagen geraten eine Spur nachvollziehbarer als zuvor. Mit einer Mischung aus Lounge-Jazz und Electro-Pop geht Häuptling Genesis P-Orridge zu Werke, der Song "Hot On The Heels Of Love" ist feinste Mutantendisco. Später kursierte der Begriff Easy Listening-Industrial, um die Platte zu beschreiben. Es bleibt ein großes Verdienst von Throbbing Gristle, alle traditionellen Hörgewohnheiten nachhaltig in Frage gestellt zu haben, was später Bands wie den Nine Inch Nails zu Gute kommen sollte.

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