Seite 64 von 100

Platz 37: Curtis Mayfield - Super Fly

Es gibt nicht viele Soundtracks, die den Film, den sie eigentlich bloß untermalen sollten, nicht nur überdauern, sondern beinahe zu verzichtbarem Beiwerk degradieren. "Super Fly", den Film, kann man gucken, muss man aber nicht. Der Streifen mit Ron O'Neil in der Hauptrolle erzählt die Geschichte des Drogendealers Youngblood Priest, der versucht, aus dem kriminellen Milieu auszusteigen. Mit echten und falschen Freunden, leichten Mädchen, verzweifelten Müttern, kleinen Ganoven, Mafia-Killern und korrupten Cops vereint der Plot das komplette Personal aller amtlichen Ghetto Tales und sah sich in der Folge mit genau dem gleichen Vorwurf konfrontiert, mit dem eine ganze Sparte des Hip Hop Jahrzehnte später immer noch ringt: "Super Fly", erregten sich Kritiker, glorifiziere und verherrliche den Lebensstil der Dealer.

Vielleicht hätten all diese Empörten ein wenig genauer hinsehen und vor allem dem Soundtrack mehr Aufmerksamkeit schenken sollen. Dass die Verantwortlichen ausgerechnet Curtis Mayfield mit der Bereitstellung desselben betrauten, darf man getrost als die glücklichste Entscheidung des gesamten Unterfangens betrachten. Er porträtiert folglich mitnichten den strahlenden Dealer-König, sondern zerrissene Existenzen, gefangen in oft ausweglosen Situationen. Der Kunstgriff, der dieses Album so über die Maßen anschaulich macht: Mayfield verharrt nicht in einer Perspektive, sondern wechselt ständig die Positionen. Songs aus Mayfields Feder, darunter "Poeple Get Ready", "Keep On Pushing" oder "Move On Up" zählen zum Kanon des Civil Rights Movements, weil sie stets auch eine politische Dimension besitzen, Black Pride und ein spirituelles (Selbst-)Bewusstsein predigen. Curtis Mayfield kennt seine Hood haargenau und zeigt keinerlei Scheu, die Zustände - auch und gerade die Missstände - beim Namen zu nennen.

Seite 64 von 100

Weiterlesen

Noch keine Kommentare