Feudel raus! Valentinstag war zwar gestern, #deutschrapmetoo aber auch: Die beiden Rapper säuseln "Ich liebe dich" und baden im Schmalz.

Berlin (dani) - Obacht, meine Damen und Herren (vor allem natürlich die Damen, wenns romantisch wird, richten sich Rapper ja traditionell an die Ladys): Samra und Sido liefern den Track zum Valentinstag nach. Bisschen spät zwar, aber, uhh, gehen die beiden tief! Vorschlag: Ihr hört euch das jetzt an, und ich such' so lange einen Feudel, um das ganze Schmalz wieder aufzuwischen. Abfahrt.

Was, bitte, war das denn? Ernsthaft, Männer: Nichts, aber auch gar nichts spricht gegen einen gefühlvollen Lovesong. Aber kann man, wenn man seine Zuneigung schon nicht oft genug bekundet, nicht wenigstens ein Minimum an Originalität walten lassen, wenn man es doch tut?

Och, aber wozu? Die treue Fangemeinde zerfließt in den Kommentaren ja auch vor Rührung, wenn Samra seine Schmonzette Abziehbild-mäßig "Ich liebe dich" nennt, als hätten wir wieder 1986, und Zeilen dieses Groschenroman-Kalibers raushaut:

"Ich lieb' es, wenn du da bist, ich hasse, wеnn du gehst
Ich lieb' es, wiе du redest, obwohl du grade schläfst
Ich lieb' die Art, wie du lebst, lieb' den Namen, den du trägst
Lieb', wie du mich, ohne dass ich etwas sagen muss, verstehst.
"

Meine Lieblingsstelle kommt aber erst noch:

"Lieb' das Leuchten in deinen Augen und ich hass', wenn du weinst
Ich bin viel zu oft der Grund dafür, ich weiß, es tut mir leid.
"

Yüah. Hey, Babe, sorry, ich benehm' mich wie ein Riesenarschloch, aber mit einer Halbsatz-Entschuldigung, ein paar Blumen und, wenns ganz daneben war, einem kleinen Geschenk muss es dann auch wieder gut sein, wa? Um diese Attitüde fragwürdig zu finden, muss ich das stinkende Fass gar nicht erst aufreißen, dass wir es hier mit einem Mann zu tun haben, gegen den massive Missbrauchsvorwürfe im Raum standen.

#deutschrapmetoo war gestern

Was ist aus denen eigentlich geworden? Nichts, ne? Seufz. Ich hätte mich wirklich sehr gerne getäuscht und die Zeitenwende, die alle Welt Deutschrap prophezeit hat, wirklich beobachtet. Statt dessen ist #deutschrapmetoo völlig spurlos versandet. Ein arrivierter Pop-Star wie Sido hat jedenfalls offensichtlich keinerlei Bedenken, sich mit Samra einzulassen. Immerhin passt er sich in seinem Part dem Individualitäts-Level seines Partners an:

"Ich will, dass du weißt, dass du perfekt bist so
Wie du aussiehst, wie du drauf bist, wie du schmeckst und so
Wie du mich siehst, wie du riechst, unser Sex und so
Du bist mein Echolot, mein Anker und mein Rettungsboot
"

Klar, jeder Zeile ein "und so" anhängen, wenn man nicht gerade beim Kollegen Grönemeyer borgt, geht streng genommen schon auch irgendwie als Reim durch. Wirkt halt nicht so furchtbar motiviert.

"Denn diese drei berühmten Worte sagen, reicht für dich nicht."

Wie wärs denn dann mit drei, fünf, zehn anderen, am Ende noch eigenen Worten gewesen? Verrückte Idee, ich weiß. Aber wenn die (oder der) Holde so viel Mühe nicht wert ist, erscheinen die Selbstzweifel am Ende durchaus angebracht:

"Und sag ma', reich' ich für dich? Ja, manchmal zweifel' auch ich
Warum liebt eine wie du einen wie mich?
"

So. Und jetzt führen wir uns, auch wenns wehtut, noch einmal diesen unsäglichen Pärchen-Endkitsch aus dem Video vor Augen und imaginieren alle zusammen, was der Sido aus "Strassenjunge"-Zeiten davon gehalten hätte.

Fotos

Sido

Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Sido,  | © laut.de (Fotograf: Chris Springer)

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