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Momoland x Chromance - Wrap Me In Plastic

Verdammt, hier gibt es einiges zu entpacken. Erstmal, Kontext: "Wrap Me In Plastic" von Chromance ist ein etwas etwas älterer Elektro-Song, der gerade erst viral gegangen ist, nun hat der DJ sich die verbleibenden Momoland-Member geschnappt, um ihn noch einmal als koreanische Version zu vermarkten. Klingt harmlos genug, aber hat es in sich: Hier kommen sich Simulacrum und Simulation entschieden zu nah. Der Originalsong folgt Hyperpop-Tradition und zeigt eine mit Autotune und anderen Filtern verzerrte Frauenstimme, die dem Macher und Autoren des Songs seine Fantasie der unterwürfigen, materialistischen Freundin widerspiegelt. Wie anderer Hyperpop ist es überspitzte Konsumkritik und die Original-Performerin kann sich durch mehrere Schichten Distanzierung von ihrem Charakter abgrenzen. Der Spaß geht auf Kosten des Autors, dessen absurde Fantasie dabei gegrillt wird.

Die Übersetzung ins Koreanische nimmt diese Distanzebene und lässt Momoland die Rolle spielen und legt ihnen Zeilen wie "I can call you master, you can call me mine" und "Treat me right and buy me shoes (너만 볼 수 있게) / Let me be your fantasy, play with me" in den Mund. Das Gemeine ist: Es funktioniert zu gut. Momoland ist zu nah an eben dieser Fantasie, ihre ganze Arbeit basiert darauf, sie zu eben den Puppen umzukonstruieren, für die der Song sie hält.

Es entlarvt K-Pop als Industrie, aber wird dadurch unglaublich zynisch. Denn das gesamte Produkt scheint einen Witz auf Kosten seiner Performer zu machen. Dass der dazu funktioniert wie die Hölle, macht es nur noch schlimmer, die Hook ist unglaublich eingängig, der etwas langsamere Beat macht einen Heidenspaß. Aber schlussendlich landet "Wrap Me In Plastic" mit seiner völlig konfusen Autoren-Performer-Dynamik irgendwo im Uncanny Valley - und ich persönlich möchte am liebsten nie wieder darüber nachdenken.

Wertung: ?/5

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