Herbert punktet in Köln mit Hits, Lokalkolorit und Spielfreude bis zur letzten Zugabe.

Köln (kluk) - "17.000 Leute, ausverkauft", so verrät es mir die Dame am Counter. Ich hatte nichts anderes erwartet. Nach der bitteren, infektionsbedingten Spontanabsage der "Mensch"-Jubiläumstour 2022 lassen sich die Kölnerinnen und Kölner heute nicht bitten und füllen die Lanxess Arena bis zum letzten Oberrangplatz. Also Herbert, da musst du liefern. Wird er? Wird er!

Es ist 20:12 Uhr, als sich die Lichter dimmen. Vorkünstlerin Balbina ist da längst mit ihrem Programm durch, auf dem Ticket steht trotzdem 20 Uhr als Startzeit. Schon fies, doch dann macht das kunstvoll an einer Kugelmechanik aus dem Boden geschwungene Piano schnell und unmissverständlich klar: It's Herbie time.

Der Abend beginnt mit "Tau" vom aktuellen Album "Das Ist Los", den berüchtigt unwiderstehlichen Titelsong feuert Grönemeyer direkt hinterher – und übt schon mal die ersten Tanzschritte. So richtig entfalten sich die hypnotisierenden Kräfte des ruhrschen Hüftschwungs dann aber erst im rifflastigen Synth-Popper "Kopf Hoch, Tanzen". Der bringt Köln tatsächlich in kreischend zur Schau gestellte Wallung und beweist obendrein, dass sich die hartnäckige Setlist-Dauerpositionierung des Tracks allmählich bezahlt macht. Ab jetzt wird rasiert.

"Zum Glück ist der VfL nicht abgestiegen, zum Rest sag ich nix"

"Bochum", "Männer", "Was Soll Das" – mit so vielen Hits im Arsenal kann Herbie gewohnt früh Teile seines besten Pulvers verschießen. Der Gedanke aber bleibt: Wie viel Blutstau muss sich eigentlich in den Ohren der Musiker selbst bilden, um zum mindestens 320. Mal die selbstironische Städtehymne auf die Bühne zu bringen? Keine Zeit für Fragen, die Fans wollen das so, die Fans feiern das so. Und der Protagonist? Der ist ja schließlich immer noch singender Schauspieler.

Doch gespielte Lebensfreude sucht man heute vergebens: Grönemeyer ist an diesem Abend in herzallerliebster Plauderlaune, lässt sich während "Bochum" zu einem "Machst mit dem Doppelpass den 1. FC Köln nass" hinreißen und bringt die sportlichen Schattenseiten dieses Samstags mit einem "Zum Glück ist der VfL nicht abgestiegen, zum Rest sag ich nix" kongenial auf den Punkt.

Obendrein erfahren die Jüngerinnen und Jünger noch, dass Herbert "Bochum" ausgerechnet am Kölner Rudolfplatz geschrieben hat ("Nur durch Köln bin ich so schön geworden, wie ich bin!"). Dann ertönt auch schon "Vollmond". Im einsetzenden Cowbellgewitter setzt Herberts (selbstgepriesene) Beinmuskulatur zum selbstbewussten Solotanz an – hier ist der Titel "Angstfrei" noch Programm. (Kommt aber erst später.)

Generell schlängelt sich das "Das Ist Los"-Material auffällig lange durchs gesamte Set und bestätigt damit den ersten Eindruck der Platte: Stabiles Niveau, ohne Überhits. "Eine Tonne Blei" gibts nicht im üblichen Liedermacher-Klavierballaden-Style, sondern von einem am Mikroständer klammernden, das Gesicht in Schatten gekleideten Grönemeyer – mysteriös und eindrücklich, so wohl die Idee.

Die Träne im Knopfloch

Auch "Der Schlüssel" orientiert sich mit seinen minimalistischen E-Drums an der atmosphärischen Dichte des 90er-Herbies. Immer wieder hält der Meister auch bei neueren Tracks ("Sekundenglück") sein Mikro in die Menge, natürlich mit deutlich weniger Resonanz als in den jetzt immer öfter aufploppenden Klassikern ("Musik Nur, Wenn Sie Laut Ist" und kurz drauf auch schon "Der Weg"). Mit der Träne im Knopfloch fährt das ebenfalls neue "Behutsam" dann die Ernte ein, das mit Synth-Streicher-Steigerungen in feinster "Mensch"-Manier zielgruppenorientiert punktet.

Apropos Zielgruppe: Dafür, dass man den Großteil der Anwesenden doch irgendwie unter "The German Durchschnitt" verbuchen würde, geht Grönemeyer politisch beinah schon auf Konfrontationskurs. Von alten, weis(s)en Männern ist die Rede, vom Patriarchat, das die Welt an die Wand fährt und auch von einer ganz bestimmten Generation, angesichts derer "die Politik in ihrer pathetischen Art nicht besseres zu tun hat, als irgendwelche Razzien zu veranstalten. Leute, es ist fünf vor zwölf!" Solche Ansagen kommen rhythmisch, schnell, präzise – ja, Herbert weiß auch mit Kante Menschen mitzunehmen, die potenzieller anderer Meinung sind.

Dass auch er solchen nicht allzu engstirnig gegenübersteht, zeigt seine Reaktion auf in Schriftform gen Bühne transportierte Liedwünsche. "'Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht', oh nee, den können wir nicht spielen. 'Moccaaugen'? Mal gucken ..." Versprochen ist versprochen.

Außerplanmäßige Zugaben

Und auch wenn sich die eingangs gestellte Frage nach der Notwendigkeit eine überschminkten guten Laune spätestens zu Herbies glückseligem Dauerlächeln während "Halt Mich" erledigt hatte: Mit gleich vier üppig improvisierten außerplanmäßigen Zugaben (inklusive "Moccaaugen" und "Currywurst") hätte wohl auch der närrischste Rheinländer nicht rechnen können.

"Ist die Band noch da?" fragt er noch kurz, ehe er zu einer weiteren Runde am Klavier ansetzt. Ist sie nicht. Doch dann ist Herbert ohnehin schon wieder im Flow der Verantwortung für die 17.000, die sich nach 38 Songs einig sein können: Der Grönemeyer hatte aber heute ganz schön Bock.

Setlist:

  1. Tau
  2. Das Ist Los
  3. Bist Du Da
  4. Sekundenglück
  5. Kopf Hoch, Tanzen
  6. Steigerlied
  7. Bochum
  8. Männer
  9. Was Soll Das
  10. Vollmond
  11. Eine Tonne Blei
  12. Der Schlüssel
  13. Doppelherz / Iki Gönlüm
  14. Musik Nur, Wenn Sie Laut Ist
  15. Oh Oh Oh
  16. Herzhaft
  17. Der Weg
  18. Behutsam
  19. Deine Hand
  20. Mensch
  21. Alkohol
  22. Angstfrei
  23. Bleibt Alles Anders
  24. Oh Wie Ist Das Schön
  25. Turmhoch
  26. Flugzeuge Im Bauch
  27. Zeit, Dass Sich Was Dreht
  28. Urverlust
  29. Halt mich
  30. Demo (Letzter Tag)
  31. Mein Lebensstrahlen
  32. Land Unter
  33. Mambo
  34. Immerfort
  35. Der Mond Ist Aufgegangen
  36. Moccaaugen
  37. Currywurst
  38. Einmal Nur In Unserem Leben

Schmerzlich vermisst: "Morgen", "Zum Meer", "Fisch Im Netz", allesamt nach den ersten Shows aus der Setlist geflogen.

Fotos

Köln, Lanxess Arena 2023 17.000 Fans, 38 Songs zum Glück: Herbert liefert.

17.000 Fans, 38 Songs zum Glück: Herbert liefert., Köln, Lanxess Arena 2023 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) 17.000 Fans, 38 Songs zum Glück: Herbert liefert., Köln, Lanxess Arena 2023 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) 17.000 Fans, 38 Songs zum Glück: Herbert liefert., Köln, Lanxess Arena 2023 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) 17.000 Fans, 38 Songs zum Glück: Herbert liefert., Köln, Lanxess Arena 2023 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) 17.000 Fans, 38 Songs zum Glück: Herbert liefert., Köln, Lanxess Arena 2023 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) 17.000 Fans, 38 Songs zum Glück: Herbert liefert., Köln, Lanxess Arena 2023 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) 17.000 Fans, 38 Songs zum Glück: Herbert liefert., Köln, Lanxess Arena 2023 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) 17.000 Fans, 38 Songs zum Glück: Herbert liefert., Köln, Lanxess Arena 2023 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) 17.000 Fans, 38 Songs zum Glück: Herbert liefert., Köln, Lanxess Arena 2023 | © laut.de (Fotograf: Lisa Wassmann) 17.000 Fans, 38 Songs zum Glück: Herbert liefert., Köln, Lanxess Arena 2023 | © laut.de (Fotograf: Lisa Wassmann)

Weiterlesen

laut.de-Porträt Herbert Grönemeyer

Vor seinen ersten Plattenerfolgen arbeitet er als musikalischer Leiter des Schauspielhauses Bochum und als Filmschauspieler - unter anderem im Welterfolg …

3 Kommentare mit 34 Antworten

  • Vor 9 Monaten

    Das mit dem VFL ist tatsächlich die einzig gute Nachricht des gestrigen Tages. Die alte Nazi-Bazi-Korrupto-Connection aus München ist natürlich das Krebsgeschwür des Bundesligafußballs. Keine Frage.

    • Vor 9 Monaten

      Mein Highlight waren die zu früh feiernden HSV-Fans in Sandhausen. Auch wenn ich lieber den HSV als Heidenheim in der Bundesliga sehen würde - der jubelnde Tim Walter war es wert.

    • Vor 9 Monaten

      Als BVB Fan muss ich sagen, dass man komplett selbst schuld war. Nicht nur die Mannschaft, auch dieser dümmlich übertriebene Hype. Psychologie 5-.

      Immerhin Schalke runter und Heidenheim statt HSV rauf. Nächstes Jahr Pauli, dann bin ich happy.

    • Vor 9 Monaten

      Alles objektiv korrekt, Chris.

    • Vor 9 Monaten

      Nur die Hertha! Ha Ho He!

    • Vor 9 Monaten

      Warum nicht noch Sandhausen rauf, Chris? Ist doch immerhin auch ein nichtssagender Dorfverein, der spätestens einen Landkreis weiter keine Sau mehr interessiert.

      Ich persönlich war natürlich erleichtert, dass wenigstens der Glubb sich ein Drama wie Ingolstadt '20 erspart, ansonsten ein maximal albtraumartiger Saisonabschluss, der, zumindest in der Meisterschaft, eigentlich keine Gewinner zurücklässt. Stand Heute mMn gut vorstellbar, dass man das mal als DEN Sargnagel der Bundesliga erinnern wird.

    • Vor 9 Monaten

      Wenn der nichtssagende Dorfverein sich das sportlich über Jahre verdient hat, dann immer gerne. An der Spitze kann es in diesem System kaum Veränderungen oder Überraschungen geben. Die Bayern, Leipzig und Dortmund machen die ersten 3 Plätze unter sich aus. Union ist eine schöne Geschichte, aber in der CL chancenlos. Da find ich alle unerwarteten Aufstiege spannend, die ein wenig frischen Wind in den Muff bringen.

      Medial ist das doch momentan das komplette Festessen. Tragik in Dortmund, Theater beim Meister. Jeder will die jeweilige Entwicklung sehen. Da wird der Sargnagel noch ein bisschen warten müssen. Langfristig stimmt das natürlich, auch ne Super League dürfte nach dem Votum gegen den Investoren-Einstieg vllt noch schneller zur Wiedervorlage kommen.

    • Vor 9 Monaten

      An der Spitze kann es in diesem System kaum Veränderungen oder Überraschungen geben. Die Bayern, Leipzig und Dortmund machen die ersten 3 Plätze unter sich aus."
      Hättest du den ersten Satz 2008 auf der Nordtribüne des frisch wiederbelebten Alfred-Kunze-Sportparks gebracht, hätten dir sicher so ziemlich alle anwesenden zugestimmt. Zum zweiten Satz auch. Zu der Zeit schien es ziemlich gesichert, dass Red Bull in Leipzig doch keinen Fuß in Leipzig fassen wird, nachdem Mateschitz seit Jahren schon Chemie (damals noch firmierend als 1.FC Sachsen Leipzig) mit Geld und Zudringlichkeiten hat vollpumpen wollen und sich die Fans von Chemie, die damals noch im unrenovierten Zentralstadion (die heutige Red Bull-Arena) ihre Heimspiele haben fristen müssen, endlich von diesen Klüngeleyen haben emanzipieren können, indem sie ihren eigenen Verein gegründet haben (die heutige BSG Chemie).
      Tl;dr: In beiden oben genannten Fällen hätten alle der damaligen selbsternannten Experten rettungslos falsch gelegen :^)

    • Vor 9 Monaten

      - In Leipzig, + Gänsefüßchen

    • Vor 9 Monaten

      Allgemein ist es halt ein Trauerspiel, das allen Fußballfans schadet, wie die DFL die Bundesliga verwaltet. Speziell die Fernsehgelder sind ungerechter verteilt als in den anderen großen Fußballigen Europas. Und das ist halt irgendwann Wettbewerbsverzerrung. Mit jedem Jahr, in dem der Meister derselbe bleibt, und neben Preis- und Fernsehgeldern noch mit internationalen Geldern zugeschissen wird, ist es weniger auf seine sportliche Leistung zurückzuführen, sondern viel mehr auf den Marktwert des Kaders. Streng genommen spräche ja nix dagegen, Platz 1 ebenso viel Geld auszuzahlen wie Platz 18 - die Preisgelder und das Prestige sind mehr als genug Grund, möglichst weit oben spielen zu wollen.

      Gut, ist nur eine Möglichkeit von vielen, um die Bundesliga etwas sportlicher zu machen. Aber wie die Bayern am letzten Spieltag vom 1. FC Köln an die Wand gespielt wurden, und nur durch zwei extrem hochklassige Einzelleistungen gewannen, ist mMn. nicht nur durch die Unabwägbarkeiten zu erklären, die diesen Sport zum schönsten der Welt machen.

    • Vor 9 Monaten

      @MeToo: Um BSC Chemie siehts gut aus? Hab ich gar nix von mitbekommen. Und dadurch kommen RBL Fans abhanden?

      Bin kein riesiger Gegner von RBL. Habe sogar Respekt dafür, wie sie erfolgreich geworden sind (ohne riesige Transfersummen, sondern vor allem durch Fachwissen und Erfahrung aus den anderen Sportbetrieben Red Bulls). Aber jede Konkurrenz von unten sieht man natürlich gern im Osten :)

    • Vor 9 Monaten

      Wenn 22 Millionäre einem Ball nachjagen
      Seid ihr mehr als bereit dafür Eintritt zu bezahlen
      Sagt dann die da oben wollen euch ja nur verarschen
      Aber sehr viel leichter kann man's denen auch nicht machen

    • Vor 9 Monaten

      Respekt für Faschofantafirmen natürlich todeswack, aus welchen Gründen auch immer.

    • Vor 9 Monaten

      Daß es ein paar weniger Millionäre wären, ist ja gerade mein Anliegen. Ist allerdings auch etwas doof, die olle Kamelle.von überzahlten Fußballern auszupacken. Das trifft auf ein paar wenige Prozent der Spieler zu. Halt nur, wenn man auf ein paar Vereine an der Spitze der ersten Liga schaut.

      Eine Karriere im Fußball ist extrem davon abhängig, daß man Athlet mit allen Einschränkungen ist. Als Jugendlicher muß man quasi auf die gesamte Freizeit verzichten. Ein-zwei mal Pech gehabt, man hat sich verletzt, und die Zukunft als Fußballer ist dahin. Als beliebtester Sport ist die Konkurrenz enorm. Die allermeisten Spieler verdienen nicht viel - ab Liga 2 wird es schon eng. Wer wirklich, wirklich Glück hat und immer hart trainiert, kann ca. 10 Jahre lang Geld verdienen. Selbst im unwahrscheinlichen Fall, daß man es auf eine Million gebracht hat - das reicht nicht lange, wenn man sonst nicht viel lernen konnte (man hörts ja, wenn sie Interviews geben).

      Also ja, einige verdienen obszön zu viel. Das unterstütze ich null, einverstanden. Solche Sprüche da oben befeuern nur das saudumme Klischee, Fußballer hättens ja so leicht.

      RBL ist natürlich scheiße. Gibt aber schlimmere Akteure in der Liga. Bei meinem ausschließlichen Respekt für die sportliche Seite muß ich tatsächlich den alten Fascho mal einen Moment vergessen und hoffen, er hatte nicht viel mit dem operativen Geschäft zu tun. Trotzdem interessiert mich der Sport genug, um einen Verein nicht bloß unter "grundsätzlich scheiße" oder "nicht scheiße" laufen lassen zu können.

    • Vor 9 Monaten

      Man entkoppelt sich emotional auch seit Jahren immer mehr vom Fußball. Aber ein WE wie das letzte packt dich dann als BVB Fan eben doch. Prägung ist Prägung, egal wie unlogisch. Umso schwieriger ist das Umlernen.

    • Vor 9 Monaten

      Deshalb find ich unsere westliche Zeigefinger-Rhetorik ja manchmal so schwierig. Bekanntes bietet Sicherheit.

    • Vor 9 Monaten

      Es ist nicht dumm, wer Fußball mag - aber wer dumm ist, guckt ziemlich wahrscheinlich Fußball. Logo gibts Volldeppen, sie sich besaufen und ihren Wochentagsfrust bei nem Spiel loswerden. Ist nur für viele zu einfach, die als Beispiel für nen typischen Fußballfan zu nehmen. Ich liebe nicht nur den Sport, sondern auch, daß ich mit Wildfremden, mit denen ich nie im Leben was zu tun hätte, 2 Stunden lang unser Team anfeuere. Vom Dachdecker bis zur Bankerin ist alles vertreten. So ganz ohne Dresscode gibts das unter Konzertbesuchern nicht.

      Meine linken Kollegen sind da bissl schnell mit Verachtung und dürftigen Begründungen am Start, werden der Sache aber nie gerecht. Camus meinte, er habe alles, was er fürs Leben brauche, auf dem Fußballplatz gelernt. Bisserl übertrieben, aber er ist schon ein verflucht geiles Phänomen, dieser Sport.

    • Vor 9 Monaten

      "RBL ist natürlich scheiße. Gibt aber schlimmere Akteure in der Liga."

      Wen denn zB? Ich stimme dir ja ausnahmsweise mal bei den meisten Takes hier im Faden zu, aber das finde ich schon gewagt. Dieser "Verein" steht doch einfach symptomatisch für ALLES was im Profifußball in den letzten 20 Jahren falsch gelaufen ist.

      Dieser Mythos des Vereins, der mit sportlicher Expertise solide arbeitet ist halt genau das: ein Mythos! Wenn man sich mal die Transferbilanzen aus den letzten 10 Jahren anschaut (RBL kam da gerade in die 3. BL), dann haben nur die Bazi-Bauern und das Geldgrab VW eine schlechtere Bilanz. Wenn man dann mal noch betrachtet, dass man viele Transfers zu speziellen RB-Konditionen aus Salzburg bekommen hat und die Jahre mit positiver Transferbilanz nur deshalb positiv sind, weil man Leistungsträger für immenses Geld ziehen lassen musste (Konaté, Upamecano, Werner, Keita...), dann muss man einfach zu dem Schluss kommen, dass da nicht außergewöhnlich gut gearbeitet wurde.
      Es ist einfach NICHTS daran gut, wenn ein 14 Jahre altes Marketingkonstrukt eines Ösi-Nazis einfach mal knapp 200Mio Transferdefizit in einem Jahrzehnt aufbauen kann und trotzdem noch Leute davon reden, wie gut da gearbeitet wird. Viele andere Vereine (nicht der BIG CITY CLUB :D ) hätten mit der Summe an Kohle sicher auch was Solides aufbauen können.

      Dass natürlich die Katar-Blutgeldfreunde aus Minga, der scheiss Aki mit seinen Allmachtsfantasien und auch die tollen "Werksvereine" Schmutz sind, sollte klar sein, aber mMn spielen die Brause-Bomber da schon in einer eigenen Liga was Müllhaftigkeit angeht. ;)

    • Vor 9 Monaten

      Kann sein, daß Du da sehr viel mehr weißt als ich. Ich verfolge RBL jetzt auch nicht genauer, sondern erinnere mich vor allem an die ersten Jahre. Logo - in Liga 2 und 3 hatten sie sich noch hochgekauft. Finde ich tendenziell eklig, und entspricht auch ungefähr dem Hoffenheim-Modell.

      Zu diesem Zeitpunkt hatten sie aber ausschließlich Spieler am Start, sie sie für vergleichsweise sehr wenig Geld bekommen hatten, und die kaum jemand auf dem Schirm hatte. Am ehesten war evtl. noch Timo Werner bekannt, aber der war auch noch lange vor seinem Durchbruch bei Stuttgart. Deren Marktwerte sind alle innerhalb kürzester Zeit explodiert. Das kann kein Zufall sein und auch nichts mit Geld zu tun haben, sondern ist das Resultat einer klaren Spielidee und einer laaaaaangen Erfahrung im Bereich der anderen Sportarten, in denen RB all die Jahre zuvor erfolgreich war (an dieser Stelle noch mal einen kleinen Würgereiz mitlesen, bitte). Mit Geld alleine scheitern regelmäßig andere Vereine (Schalke, Hertha, z.T. Dortmund).
      Bin da mal für nen Moment des Teufels Advokat, einfach weil es so einfach ist, RBL zu hassen, während andere Vereine mindestens genauso hassenswert sind.

      Mit dem FCB hatteste ja schon einen Verein genannt, der schlimmer ist. Ich zähle da noch Leverkusen dazu, die einfach keine Gelegenheit auslassen, sich wie die unsportlichsten, unkollegialsten Drecksäcke zu benehmen, und trotz all der Jahre noch immer ähnlich wenig Fankultur wie RBL hat. Für den Hurensohnverein aus Hoffenheim hab ich auch weniger übrig. Die Hertha, Schalke, Wolfsburg usw. haben bei mir auch weniger Sympathie, einfach weil mir heutiges Verhalten wesentlich wichtiger als Vergangenheit ist. Manu Thiele hatte auch mal ein ganz brauchbares Video zu RBL gemacht, das ähnlich unvoreingenommen mal hingeguckt hat, worauf der Erfolg des Vereins aufbaut.

      Meine Verteidigung von RBL ist im Grunde eher ein Frust darüber, mit wie viel Ekelhaftem sich Fans in der Liga offenbar eingerichtet haben, sich aber vor allem weitgehend unkonkret auf die Low Hanging Fruit aus Leipzig einschießen.

    • Vor 9 Monaten

      Der Brauseclub hat damals mit dem Verantwortlichen Rangnick, den talentierten Nachwuchs und nahezu den kompletten Nachwuchs-Staff (bzw. den kompetenten Teil) vom VfB Stuttgart mit Geld zugeschüttet und einfach weggekauft... über Jahre hinweg.
      Dasselbe hat Rangnick davor in Hoffenheim gemacht...
      wurde hier bei Laut ausführlicher schon erklärt.
      Also die Mär von ehrlicher Arbeit lässt sich nur zu eimen ganz kleinen Teil erzählen.

    • Vor 9 Monaten

      Leipzig ist ekelig, aber Ragi hat schon recht, dass sie eine globale Spielidee für all ihre Filialen implementiert haben. Muss man nicht mögen, aber ist fußballerisch teils hochattraktiv und hilft natürlich, um Spieler bei diesen grehzwertigen internen Rochaden schnell zu adaptieren. Gucken kann ich spiele von denen natürlich nicht, zu unerträglich ist das ganze Drumherum. Aber für jüngere Generationen wird es ein normaler Bundesligist und natürlicher Konkurrent des FCB werden, mein BVB (Zustimmung zu Watzke @Hai, jährlich widerlicher, Hoeneß für Arme) muss sich da schon eher strecken.

      Ist zudem ein bisschen wie mit der AfD: Das kranke und korrupte System drumherum hat dieses Monster mitgeschaffen.

    • Vor 9 Monaten

      Die Unschuld hatte der Fußball allerdings wahrscheinlich nie oder hat sie in Gänze längst verloren. Auch in Freiburg oder bei Union oder whatever. Alles andere ist verblendete Romantik und das künstliche Mediale Erzeugen von Publikumslieblingen. Find ich manchmal sehr anstrengend zu beobachten.

    • Vor 9 Monaten

      Ok, gute Diskussion. :)

      Ja, Hoppenheim ist eklig, Hertha ein Scheissverein, Schalke ein Gernegroß und die Werksvereine peinlich af.

      Trotzdem ist Red Bull aus meiner Sicht ein anderes Kaliber:
      - Schon die Standortwahl war ja absolut berechnend, in jeder anderen deutschen Ballungsregion gibt es zumindest in der Nähe irgendwo 1./2. Liga Fußball und man hätte selbst mit diesen Kombitickets nie die Hütte auch nur annähernd "voll" bekommen.
      - Auch wenn ich Kakapo nicht gern zustimme, ist es Fakt, dass man sich überall mit massivem Geldregen Expertise zugekauft hat, ein brutales NLZ aus dem Boden gestampft hat, was einfach ein "normaler" Club nicht kann.
      - Auch wenn das immer kleingeredet wird von den Brause Marketiers: Man hat konstant Zugriff auf Talente aus dem Netzwerk und hat natürlich über diese Talente deutlich mehr Infos als jeder andere Club, also auch eine gesteigerte Chance auf einen "Volltreffer". Upamecano, Keita, Sabitzer sind ja da nur die großen Namen...

      Natürlich ist der Fußball insgesamt auf einem sehr unguten Weg, was man ja zB auch daran sieht, dass inzwischen auch Clubs wie der heilige SC Freiburg, der "Malocherclub" Union und die SGE für einen Investoreneinstieg im deutschen Profifußball gestimmt haben. Trotzdem finde ich den Vergleich zwischen AfD und den Brause Husos sehr passend: Allein die Existenz verschiebt die Grenze was als "in Ordnung" befunden wird in die falsche Richtung und das hat selbst die Dorftruppe aus Sinsheim nicht geschafft, da war es zumindest mit dem Dietmar noch ein lokaler Geldsack, der da Millionen reingeballert hat und nicht ein globaler Scheisskonzern.

    • Vor 9 Monaten

      Ja, valide Punkte. Und logisch holen sie sich für die Sparte "Fußball" keine kompletten Neulinge ins Boot, sondern welche mit Kontakten (womit ich auch einen Nebenschauplatz aufmachen kann: Das unsägliche Wer-kennt-wen-Spiel im Hinterzimmer in der deutschen Liga. Kotz.)

      Das mit den Ballungszentren ist auch ein Für und Wider... Leider ist auch der ostdeutsche Fußball extrem im Stich gelassen worden nach der Wende. Einerseits ist es enorm gut, daß mit Leipzig immerhin ein östlicher Verein in der Liga vertreten ist (Union zähle ich mal nicht dazu - Ostberlin wurde ab 90 nicht so kaputtgemacht wie der Rest der DDR). Andererseits ist es scheußlich für die kleinen Leipziger Vereine, die sowieso nie eine Chance auf dritte Liga hatten, und für die ein RBL ein Sargnagel sein kann, bzw. es auch war.

      Das mit dem Netzwerken hab ich auch nie ganz als Kritikpunkt verstanden. Sie haben zwei österreichische Vereine, wo sie Talente hochziehen. Die dort ausgebildeten und nicht benötigten Spieler bereichern übrigens die österreichische Liga, weil RB idR. sehr bereitwillig Transfers zustimmt (was man auch bei Haaland sieht, z.B.). Ein kleines Netzwerk aus eigens aufgebauten Vereinen empfinde ich da als nicht besonders anstößig, zumal sich diese Praxis bei anderen Vereinen (auch Bundesliga) zuvor schon längst auf eine viel ekelhaftere Weise etabliert hatte - mit Ausbildungsvereinen in Afrika, Südamerika, Asien, wo im Grunde Straßenkinder gefarmt und zu Geld gemacht werden.

      Nun ja. Ich werde nie ein Fan des Vereins sein. Aber nehme sie dann doch öfter mal in Schutz, weil der Frust über einen weiteren Investorenverein dann doch sehr schnell dafür sorgt, daß mit zweierlei Maß gemessen wird, und andere Vereine mit ekelhafterem Zeug gut durchkommen.

    • Vor 9 Monaten

      Gehört alles zur Wahrheit mit dazu. Red Bull hat aber keine Nachwuchsakademien oder unterklassige Vereine für das Ausbilden ihrer Teens, sondern wirklich quasi Filialen. Leipzig, New York, Salzburg. So kann das financial fair play umgangen werden. Transaktionen sind nicht komplett nachvollziehbar. Zudem die Vereinsstruktur mit 9 Mitgliedern oder so. Alles an 50+1 vorbei. Wie gesagt auch deshalb, weil ein kaputtes und geldgeiles System dies zugelassen hat. Natürlich ist es mindestens ebenso widerlich, was Man City u.a. mit Afrikanern machen etc. Aber das sind ja auch ähnlich geführte Konzerne.

      Schlimm find ich, dass die arrivierten Clubs sich dem immer mehr annähern. Viel ist da nur noch tradiertes Image. Der peinliche Stollen im Spielertunnel auf Schalke zb oder auch die Folklore beim BVB oder Bayern. Aber Fans lassen sich der Romantik wegen auch allzu gerne verscheißern. Wie unmündige Discounterkunden, nur in noch weltfremder. Schlimm: Ich weiß das alles und der letzte Spieltag packt mich dann trotzdem als wäre ich wieder 13 und als wäre es 1995.

    • Vor 9 Monaten

      @Hai: Freiburg und Union sind dem Mittelfeld entwachsen und sehen sich globaler, bzw möchten perspektivisch international mithalten. Da ist das nur konsequent. Ich sage nicht, dass ich für den Einstieg bin. Aber ich warte auf Gegenvorschläge. Status Quo wird es ohne Investor wahrscheinlich noch schlimmer, da die oberen 2-3 sich unsolidarisch selbst vermarkten werden. Das ist nicht gut und ein Hurensohnmove, aber die Realität.

    • Vor 9 Monaten

      Ich sehe die graduellen Unterschiede zwischen RedBull, Hoffenheim, den Werksvereinen und schließlich den sog. Traditionsvereinen. Aber, um einen vielleicht unpassenden Vergleich zu wählen: mir kommt das so vor wie der Unterschied zwischen Pest, Cholera, Grippe und grippalem Infekt. Will ich alles nicht haben, versuche ich zu umschiffen - was wegen der Allgegenwärtigkeit nicht geht (na gut, 11Freunde muss ab und zu schon sein).
      Krieg dem Fußball, Friede den Randsportarten! (Sage ich als jemand, der als Kind den Kicker Almanach zerlesen hat.)

    • Vor 9 Monaten

      "...und andere Vereine mit ekelhafterem Zeug gut durchkommen."

      Mal bitte Butter bei die Fische: Welche Vereine in der BuLi und was für "Zeug"?

      "Die dort ausgebildeten und nicht benötigten Spieler bereichern übrigens die österreichische Liga, weil RB idR. sehr bereitwillig Transfers zustimmt"

      Ja, frag doch mal einen österreichischen Fußballfan wie sehr RB Salzburg die Liga das letzte Jahrzehnt "bereichert" hat. :ill:

      "So kann das financial fair play umgangen werden. Transaktionen sind nicht komplett nachvollziehbar. Zudem die Vereinsstruktur mit 9 Mitgliedern oder so. Alles an 50+1 vorbei."

      Das fasst es ganz gut zusammen...nebenbei können auch einfach mal 100 Mio Schulden "umgeschichtet"
      werden. :rolleyes:

    • Vor 9 Monaten

      Wolfsburg und der FC Bayern betreiben bereits Farmteams im Ausland. Müsste ein älteres Video vom Thiele heraussuchen, in dem er noch mehr Bundesligisten aufzählt, die über ihre Auslandsbüros Geld in kleine Vereine buttern, um Talente zu farmen.

      RB Salzburg ist vermutlich nicht sehr beliebt, allerdings hat sich die Qualität der gesamten Liga durch deren Nachwuchsarbeit verbessert. Wie gesagt: Ein Eckpfeiler von RB ist es, Spielern keine Steine in den Weg zu legen. Eigentlich unvorstellbar, daß Bayern einen Haaland ziehen lassen würde - bei denen gilt es sogar als Skandal, wenn ein Bayernspieler den Verein verlässt. Insofern betreibt RB zwar Farmteams, aber in meinen Augen sehr unbedenkliche. Was Farmteams so ekelhaft macht, ist schließlich der zwangsläufige Menschenhandel mit Zwangsverhältnissen.

      Mit ist Sportlichkeit vermutlich was wichtiger als Anderen. Und in der Hinsicht hat sich - wir gesagt - Bayer Leverkusen schon weitaus mehr zu Schulden kommen lassen. Wie zuletzt z.B., als sie mit Hilfe des Innenministers (und eines der ca. 25 Fans der Werkself) Reul einen Spieltermin vorverlegen ließen, damit sie etwas ausgeruhter Europapokal spielen können - freilich ohne dem Gegner vorher bescheid zu geben, geschweige denn zu fragen. RBL ist auch nicht bekannt dafür, die Konkurrenz kaputt zu kaufen - vor allem nicht auf komplett sinnlose Weise (auch hier wieder die Bayern. Aber hey, die kommen eh VIIIIIIEL zu gut durch mit ihrer widerlichen rechtsoffenen, unsportlichen Art).

    • Vor 9 Monaten

      Es ist alles ähnlich ekelhaft. Ob man Farmteams betreibt oder 12-14 Jährige aus ihrem Umfeld herausreißt. Ist im Prinzip wie in der Marktwirtschaft und ist ja auch nix anderes als eine Branche. Es geht um Image und Außendarstellung, nicht um Wahrheit oder Werte. Deshalb war ich bei Katar so zwiegespalten. Wenn Gianni Infantino dir Doppelmoral unterstellt und du kannst nicht einwandfrei widersprechen, weißt du da läuft eindeutig was schief.

      Leipzig ist nur ein weiterer ekelhafter Auswuchs der Entwicklung und ein konsequenter Fingerzeig in die Zukunft.

    • Vor 9 Monaten

      Krank macht mich zb auch die Ausbeutung der Trainer und Mitarbeiter im Nachwuchsbereich und der wahrscheinlich strukturelle Rassismus in eben diesem, zb beim FC Bayern. Da wird dann ein Bauernopfer gefeuert und die Öffentlichkeit tut so, als wäre das Problem gelöst, bestimmt ein Einzelfall. Wie bei der Polizei ;)

    • Vor 9 Monaten

      Krass, überhaupt von jemandem zu erfahren, der sich an den Rassismus im Nachwuchs des FC Bayern erinnert...! Davon hatte noch niemand gehört, dem ich davon erzählte. Da Thema wurde erfolgreich von denen vergraben.
      Die Öffentlichkeit hat auch komplett vergessen, wie Manu Neuer im Kroatienurlaub lautstark ein Lied eines Faschisten sang, und er es hinterher nicht für nötig hielt, sich dazu zu äußern. Ein einfaches "sorry, wußte ich nicht - kenne mich in Kroatien nicht so aus" hätte vermutlich schon gereicht. Rechtsoffenes Dreckspack, diese Bazis.

    • Vor 9 Monaten

      Auch die Bayern werden da kein Einzelfall sein, aber ich fand auch beunruhigend, wie egal das Thema war. Ebenso wie Schmerzmittel-Missbrauch im Fußball. Leider stellt man allerdings auch an sich selbst fest, dass man es gern wieder vergisst, weil man sich an den Alltag mit Fußball und Mitfiebern so gewöhnt hat. Wir sind alle Teil des Problems, wie so oft.

    • Vor 9 Monaten

      Late to the party, aber natürlich nicht um eine weitere ungefragt ausführliche Meinung verlegen: :koks:

      RB ist für mich etwas ganz grundsätzlich anderes als alle Vereine, weil sie wirklich gezielt nur zu Bewerbungszwecken dieses Ekel-Konzerns aus dem Boden gestampft worden sind. Das halte ich schon für einen massiven Unterschied selbst zu den ausgeuferten Betriebssportabteilungen aus Leverkusen und Wolfsburg, die jeweils entsprechend auch gewachsene Fanstrukturen haben (mit den Red Aces hat sich eine der wenigen Ultragruppen RBs 2020 u.a. wegen des Gefühls der Unerwünschtheit bei der eigenen Fußballfirma mit 17 Stimmberechtigen aufgelöst) und der SAP-Truppe, die ja immerhin ein richtiger Verein sind, auch wenn sie ohne die Hopp-Millionen sicher immer noch die klassische Kreisligamannschaft vom Dorf wären, die sie sein sollten.

      Dass es auch darüber hinaus viele Fehlentwicklungen im Profifußball gibt, ist absolut richtig, gibt aber mMn eigentlich keinen Anlass zur Relativierung des Problems RB.

      Persönlich habe ich tatsächlich gerade auch gar keinen Bock mehr auf (Herren-)Fußball und ich bin eigentlich eines der schlichten Gemüter, deren Alltag seit der Einschulung maßgeblich von den 90 Minuten und zwischendurch dem Blick in den kicker (der sich ohne Frage zu einem nur geringfügig weniger schrottigen Medium als sport1 & Co entwickelt hat) geprägt wird.

      Um es doch zu irgendwie hinzukriegen müssten mMn:
      -Gehaltsobergrenzen (Einzel- und Budget-Max) eingeführt
      -Leihen und
      -Jugendtransfers wesentlich wirksamer reglementiert (und überwacht!)
      -2. Mannschaften aus dem Profibereich geschmissen (in DL also erst ab Regionalliga und tiefer)
      -Vereinskooperationen zum Parken von Spielern grundsätzlich verboten sowie
      -sämtliche Investoren, egal ob aus eitlem Geltungsdrang oder Gewinnkalkül, konsequent aus allen Anteilen rausgedrängt bzw. -gehalten werden
      Selbst bei Erreichen dieser (gemessen am Ist-Zustand völlig unrealistischen) Forderungen, wäre ich aber skeptisch, ob das das noch zu retten ist. Monopoly macht ab einem gewissen Punkt ja auch keinen Spaß mehr.

  • Vor 9 Monaten

    Das Herberts aktuelles Album es als erstes seit 40 Jahren (sieht man mal vom englischen I Walk ab) nicht auf die Eins geschafft hat, dürfte es unter anderem seinen politischen Aussagen während der Corona-Pandemie zu "verdanken" haben. Klar, dummerweise wurde es am selben Tag wie das beste Depeche-Mode-Album seit Ultra veröffentlicht, aber den Äußerungen in den Sozialen Medien nach, haben ihm diese viele Menschen übel genommen.

    PS: bitte nicht über mich herfallen, das ist nur mein Eindruck.

    • Vor 9 Monaten

      Es mag sein, dass das auch dazu beigetragen hat. Und ich falle jetzt nicht über dich her. Wer innerhalb der letzten drei Jahre Augen und Ohren offen gehalten hat, weiß, dass Querdenker, Maskenverweigerer und "besorgte Bürger" (okay, letztere gab es schon vorher) jetzt auf Grönemeyer böse sind und ihn auch boykottieren. Aber ich denke, damit kann er leben.
      Ich mache nur auch den Medien bzw. bestimmten Leuten einen Vorwurf, die Videoausschnitte genauso posten, wie es ihnen gerade in den Kram passt. Ja, ich rede von der Sportpalast-Rede. Man kann vortrefflich darüber streiten, ob der Ton, den Grönemeyer da angeschlagen hat, eine Spur drüber war. Aber ich hätte gerne auch den Zusammenhang gesehen. Also das Vorher und das Nachher.
      Ist doch genauso wie der Vorfall am Flughafen Köln-Bonn. Die Journalisten, die Grönemeyer da angegriffen haben soll (laut ihrer Darstellung) haben es gezielt darauf angelegt, ihn zu provozieren, indem sie mit ihren Kameras auf seine Frau und seinen Sohn losgegangen sind. Es ist seit jeher bekannt, dass er sein Privatleben schützen will. Und surprise: er darf das. Wenn Journalisten dann immer noch aufdringlich werden, darf er sich auch körperlich dagegen wehren. Auch er hat ein Recht auf ein Privatleben.

  • Vor 9 Monaten

    Als er noch bei Rammstein gesungen hat fand ich den noch cool. Solo nicht mehr so wirklich meins.