Nach der Türkei holte sich dieses Jahr die Ukraine den Sieg beim Eurovision Song Contest in Istanbul. Deutschlands Teilnehmer Max landete abgeschlagen auf Platz acht.

Istanbul (mis) - Ausgerechnet Schlagersängerin Nicole musste am Ende Recht behalten: Max Mutzke wurde beim Eurovision Song Contest in Istanbul seiner Favoritenrolle nicht gerecht und landete auf dem achten Platz. Nicole hatte im Vorfeld der Veranstaltung in Bezug auf Max' Performance gelästert, er habe kaum Gewinnchancen, "wenn er drei Minuten auf seinem Hocker schläft". Geschlafen hat der Stefan Raab-Protegé mit der Startnummer acht jedoch keineswegs, vielmehr erhob er sich zum Ende seines ordentlichen Vortrags inszenierungssicher von seinem Untersatz, um mit (nun richtig) zugekniffenen Augen und leichten Intonationsschwierigkeiten in die höchsten Tonlagen seines Songs "Can't Wait Until Tonight" abzuheben.

Doch wie der Pokal im Fußball hat eben auch der Grand Prix-Contest seine eigenen Gesetze. Das Rennen machte letztlich mit siebzehn Punkten Abstand auf den Zweitplatzierten aus Serbien/Montenegro die Ukrainerin Ruslana Lyzhichko, deren Aerobic-Showtanz "Wild Dance" im Ronja Räubertochter-Outfit zumindest optisch überzeugen konnte. Wer aber hatte, Hand aufs Herz, vor Ablauf der Punktevergabe den langatmigen serbischen Ethno-Folk-Beitrag auf der Favoritenliste? Neben Max wusste einzig die Türkei mit einem mutigen Ska-Rock-Beitrag zu gefallen (Athena, "For Real"), der immerhin mit Platz Vier belohnt wurde.

Ralph Siegel scheint derweil Gefallen an ruhigen Mittelfeld-Platzierungen zu finden; der von ihm produzierte und erneut unsägliche Songbeitrag von Julie & Ludwig aus Malta landete wie Siegels Vorjahres-Kandidatin Lou auf dem zwölften Platz. Schlimm auch die Schnarch-Ballade der österreichischen Starter Tie-Break oder die geballte Trauer der Teilnehmer aus Kroatien, Irland und England. Da tat es richtig gut zu beobachten, wie der Norweger Knut Anders Sørum bei seiner ruhigen Nummer die ersten Saalreihen niederbrüllte, als habe er seine anschließende Ergebnis-Schmach (3 Punkte, letzter Platz) bereits im Voraus geahnt.

Neben Balladen standen am Samstagabend vor allem nackte Tatsachen hoch im Kurs. Die Teilnehmer brachten entweder knapp bekleidete Background-Sängerinnen mit oder ließen selbst die Hüllen fallen. So öffnete sich Polen dem europäischen Publikum mit ungeahnter Freizügigkeit, was nur die mit blonder Löwenmähne ausgestattete Rumänin Sanda Ludosi toppte, die gleich im schwarzen Negligée die Bühne betrat. Genützt hat's nix: Platz 17 und 18 für die Nackedeis. Von musikalischen oder showträchtigen Vorträgen zeigte sich Rest-Europa ohnehin unbeeindruckt, wie die anschließende Punktevergabe-Zeremonie eindrucksvoll untermauerte.

Die Teilnehmer der ehemaligen Ostblock-Staaten schanzten sich brüderlich die Punkte zu (schon wieder von Nicole prophezeit), während Deutschland erkennen musste, dass der eigene Sympathiebonus bei den Nachbarländern scheinbar aufgebraucht ist. Läppische fünf Punkte für Max gab es aus der Türkei, überhaupt keine Anerkennung zollten überraschenderweise Dänemark und Holland. Da wusste selbst NDR-Moderatorenlegende Peter Urban nicht mehr weiter, dessen süffisante und manchmal sogar leicht ins Boshafte tendierende Kommentare die Live-Übertragung überhaupt erst erträglich machten. ARD-Moderator Thomas Anders hatte dagegen am Samstagabend offensichtlich den falschen Job auf der Reeperbahn erwischt. Immerhin aber sprach er das schwierige englische Wort "results" fehlerfrei aus, woran Nena vor Jahren scheiterte.

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