Unvergessen bleibt sein Loveparade-Rausch. Der Herr der weltbekannten Fischer-Chöre wurde 92 Jahre alt.

Weinstadt (ebi) - "Jetzt geht's nach Deizisau / Da ist der Himmel blau". Gotthilf Fischer ist tot. Der vielleicht berühmteste Chorleiter der Welt starb schon am vergangenen Freitag im Alter von 92 Jahren im baden-württembergischen Weinstadt. Seine Managerin Esther Müller sagte der dpa, Fischer sei "einfach eingeschlafen".

Der Hobbymusiker - und vor allem auch tüchtige, schwäbische Geschäftsmann - legte eine beispiellose Karriere hin und war sich gerade im Alter für nichts zu schade. So bleibt sein Auftritt bei der Loveparade 2000 in Berlin unvergessen, als er zu stumpfem Party-Beat "Hoch Auf Dem Gelben Wagen" schmetterte. Dort sollen ihm auch heimlich Drogen ins Bier geschmuggelt worden sein: "Ich fühle mich immer noch so, als würde ich mein Gehirn als Luftballon hinter mir herziehen", sagte er damals der Bild-Zeitung.

Eine erstaunliche Karriere

Fischers Karriere begann nach dem Krieg in seinem Heimatort Deizisau, südlich von Stuttgart, als der 17-Jährige die Leitung des örtlichen Gesangsvereins und später weitere Chöre übernahm. Bundesweit traten die Fischer-Chöre erstmals in den 60ern in Erscheinung. "Mit den mehr als 1.000 Sängern trat er nicht nur im Fernsehen, sondern unter anderem auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 und vor dem amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter auf", erinnert die FAZ.

Autodidakt Fischer verbreitete deutsche Volkslieder fortan um den Globus: Dem Spiegel zufolge verkaufte er über 16 Millionen Platten, in seinen besten Zeiten dirigierte er mehr als 60.000 Sänger*innen auf der ganzen Welt. Im Alter von 80 Jahren hatte Fischer mit der Goethe Galerie in Jena noch einen 20-Jahresvertrag für weihnachtliche Mitsingkonzerte abgeschlossen: "Falls ich vorher sterbe, haben die versprochen, mir jeden Todestag einen Kranz aufs Grab zu legen". Die Damen und Herren werden ihren Pflichten nun hoffentlich bis 2027 nachkommen.

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