Die politischste Stimme des Straßenrap tadelt die Mehrheitsgesellschaft für den noch immer herrschenden Rassismus.

Frankfurt am Main (dol) - "Wir greifen nach den Sternen, verbrennen uns die Hände, rennen gegen Wände." Hanybal klagt an. Weder das Aufstiegsversprechen noch grundlegende Akzeptanz gelten für ihn und Menschen seines Umfelds, denn sie "Entsprechen Nicht Der Norm". Eindringlich referiert der Azzlackz-Rapper über Othering und Rassentrennung, mit deren Hilfe sich Personen aus prekären Verhältnissen selbst aufwerten: "Ihr fühlt euch abgehängt, aber fühlt euch gut, wenn ihr uns Affen nennt."

So ist die Geschichte der Sklaverei und des Rassismus nicht zuletzt auch fest verankert im Kapitalismus: "Red' nicht über Klassenkämpfe, ohne zu erwähnen, auch welcher Stufe Schwarze stehen." Als ägyptischstämmiger Deutscher bleiben ihm heute nur die Rollen des Kunden und Konsumenten. Dem verweigert er sich auch in der visuellen Umsetzung. Statt mit Statussymbolen schmückt er sich lieber mit Statistiken und Schlagzeilen zu Antiziganismus, Antisemitismus und Alltagsrassismus.

Hanybal gehört seit Jahren zu den politischsten Stimmen des Straßenrap. Auch auf Twitter scheut der Frankfurter keine Kontroverse. Damit findet er mitunter selbst im politischen Betrieb der Hauptstadt Beachtung. Als er sich letztes Jahr über die völkischen Aussagen eines CDU-Politikers beklagte, stimmten ihm die SPD-Politikerin Sawsan Chebli, Konstantin von Notz, Renate Künast und Ricarda Lang von den Grünen sowie der ehemalige CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz zu und teilten seinen Tweet.

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1 Kommentar mit 3 Antworten

  • Vor 2 Jahren

    "Sklaverei und des Rassismus[...] fest verankert im Kapitalismus"

    Die dokumentierte Geschichte der Sklaverei beginnt laut Wikipedia um ca. 1800 VOR Chr. in der Frühgeschichte der Menschheit.
    Die dokumentierte Geschichte des Kapitalismus beginnt laut Wikipedia um ca. 1800 NACH Chr. in der Industrialisierung.

    Da klafft eine Lücke von ca. 3600 Jahren in denen es viel Sklaverei aber keinen Kapitalismus gab. Die Bereitschaft Menschen wie Scheiße zu behandeln entstand nicht mit dem ersten Bankkonto und wird auch nicht verschwinden wenn sich eine Gesellschaft vom Kapitalismus abwendet.

    • Vor 2 Jahren

      Dabei wird auch völlig außer acht gelassen dass die Sklaverei in vielen Fällen nicht aus einer plötzlich geänderten Geisteshaltung, sondern aus kapitalistischen Beweggründen abgeschafft wurde. Nicht umsonst war ausgerechnet Großbritannien im 19. Jahrhundert der größte Gegner der Sklaverei, da die Sklavenarbeit in anderen Ländern als ernstzunehmende Konkurrenz für die gerade erst entstehende Industrie angesehen wurde.
      Dabei wurde ausgerechnet der Kampf gegen den Sklavenhandel zum oft genutzten Vorwand für die Kolonialisierung der halben Welt.
      Ich will damit keinesfalls den Kapitalismus verherrlichen, allerdings scheint es mir als würden gerade bei diesem Thema Ursache und Wirkung miteinander vertauscht.
      Selbiges gilt auch für den Rassismus, der nicht die Ursache für Sklaverei und Kolonialismus darstellt, sondern diese in darwinistischer Logik rechtfertigen will.
      Meistens liegt dem Unrecht der Welt kühle wirtschaftliche Kalkulation zugrunde, wer es sich mit ideologischen Konzepten erklären will denkt dabei meistens einen Schritt zu kurz!

    • Vor 2 Jahren

      Und wenn man jetzt ein System hat, dass genau diese kühle wirtschaftliche Kalkulation inhärent und als Antrieb nutzt, dann wird das unrecht dadurch ja gefördert oder?

      Zudem erklärt ja die Einführung der Sklaverei VOR der Bestimmung eines System als kapitalistisch nicht, wieso diese Sklaverei auch im Kapitalismus existiert(e). Auch wenn wohl der Begriff "Ausbeutung" in Bezug auf den Kapitalismus deutlich besser gewählt ist, als die konkret definierte und dadurch häufig nicht anwendbare Sklaverei.

    • Vor 2 Jahren

      "Und wenn man jetzt ein System hat, dass genau diese kühle wirtschaftliche Kalkulation inhärent und als Antrieb nutzt, dann wird das unrecht dadurch ja gefördert oder?"

      Genauso ist es! Deshalb ist es sinnlos und sogar kontraproduktiv irgendwelche identitätspolitische Themen als Probleme in den Vordergrund zu stellen ohne die zugrunde liegenden wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten zu bekämpfen.
      Ansonsten artet das ganze in einer Art Ersatzgerechtigkeit aus, die einem zwar ein gutes Gefühl vermittelt, jedoch kaum zu einer besseren Welt beiträgt.