Die Schwedin Loreen siegt mit "Tattoo" und schreibt ESC-Geschichte. Der deutsche Beitrag von Lord Of The Lost landet auf Platz 26 - wieder mal.

Liverpool (laut) - Die Sängerin Loreen hat mit ihrem Song "Tattoo" den diesjährigen Eurovision Song Contest in Liverpool für Schweden gewonnen. Die Prognosen der Buchmacher bestätigten sich damit wieder: Sie hatten Loreen eine Gewinnchance von 52 Prozent vorausgesagt. Deutschland belegte mit "Blood & Glitter" von Lord Of The Lost erneut den letzten Platz.

Lediglich drei Punkte sammelten die Hamburger Glam-Metaller von den anderen Ländern ein: Zwei von Island und einen von Tschechien. Auch die Zuschauer zeigten sich wenig spendabel und vergaben mickrige 15 Punkte an Lord Of The Lost. Als eindeutiger Publikumsliebling ging der Finne Käärijä aus der Sendung hervor, der den meisten Jubel erhielt und sich dank des Televotings auf Platz 2 katapultierte.

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Um 21 Uhr deutscher Zeit startete das Spektakel in Liverpool, das neben der austragenden ARD online auf ONE, in der ARD-Mediathek sowie auf der deutschen ESC-Seite zu sehen war. Obwohl das Event letztendlich sogar die Vier-Stunden-Marke überschritt, war es kurzweilig anzuschauen. Die Moderation übernahm ein von drei Frauen angeführtes Quartett aus Alesha Dixon, Hannah Waddingham, Julija Sanina sowie Graham Norton. Für Deutschland kommentierte Peter Urban ein letztes Mal.

Die 6.000 Menschen, die sich in der M&S Bank-Arena in Liverpool zusammengefunden hatten, waren von Anfang an mit voller Begeisterung dabei und jubelten und klatschten, was das Zeug hielt. Die ukrainische Band Kalush Orchestra, die im Vorjahr den Wettbewerb gewann, eröffnete die Sendung mit royaler Unterstützung: Prinzessin Kate setzte sich ans Klavier und spielte für ein paar Takte mit.

Auch Queen-Schlagzeuger Roger Taylor feierte einen Gastauftritt. Er unterstützte die Zwischenperformance von Sam Ryder, der 2022 stellvertretend für das diesjährige Austragungsland Großbritannien den zweiten Platz erreichte. Besonders eindrucksvoll war aber die Darbietung von "You'll Never Walk Alone", der Hymne des FC Liverpools: Der gesamte Saal sang mit und die Moderatorinnen und Musikerinnen präsentierten sich als geschlossene Front im Zeichen des Ukraine-Kriegs.

Selbstverständlich gab es auch kuriose Momente. Als Beatles- oder John Lennon-Fan hätte man während der "Imagine"-Darbietung von Mahmood, dem Zweitplatzierten im Jahr 2019, besser abgeschaltet. Der Sänger klang nicht nur müde, er sah auch aus, als würde er gleich einschlafen. Da riss auch das Streichorchester nichts mehr heraus. Im Hintergrund eines Moderationsbeitrags sorgte zudem eine in Volkstracht gekleidete Frau (die sich später als die englische Schauspielerin und Komikerin Mel Giedroyc herausstellte) für Irritation, die sich aufreizend an einem Butterfass zu schaffen machte.

Entgegen der Jury- und Publikumsmeinung schlugen sich Lord Of The Lost wacker auf der großen Bühne und legten einen energiegeladenen Auftritt hin. Sänger Chris Harms, der sich zwei Tage zuvor noch ein Sprechverbot auferlegte, lieferte wie gewohnt ab. Ihr zuvor gesetztes Ziel haben sie jedenfalls mit Bravour erreicht: Mindestens Letzter werden.

Die Gewinnerin Loreen kürten sowohl die nationalen Jurys aus den Ländern, die es mindestens bis ins Halbfinale schafften, als auch die Zuschauer, die per Televoting abstimmten. Beide verteilten insgesamt je 58 Punkte an jedes der anderen 25 Länder. Der Favorit erhielt wie immer 12 Punkte, der zweite 10, danach wurden die Punkte von 8 bis 1 je einmal vergeben. Die restlichen 15 Länder plus das eigene gingen demnach leer aus. Erstmalig bekamen auch Zuschauer aus Nicht-ESC-Ländern die Möglichkeit, online am Voting teilzunehmen. Durch die Wertung dieser Stimmen als ein zusätzliches Land verschob sich die Gewichtung etwas in Richtung der Zuschauer. Die Jurys gaben wie gewohnt zunächst nacheinander ihre Punktevergabe bekannt, bevor am Ende die Zuschauerstimmen pro Land verkündet wurden. Für Deutschland übernahm dies Elton, da sich Barbara Schöneberger am Finaltag nicht im eigenen Land aufhielt, wie es das Regelwerk vorsieht.

Fotos

Lord Of The Lost und Loreen

Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Lord Of The Lost und Loreen,  | © Warner Music (Fotograf: ) Lord Of The Lost und Loreen,  | © Warner Music (Fotograf: ) Lord Of The Lost und Loreen,  | © Warner Music (Fotograf: ) Lord Of The Lost und Loreen,  | © Warner Music (Fotograf: ) Lord Of The Lost und Loreen,  | © Warner Music (Fotograf: ) Lord Of The Lost und Loreen,  | © Warner Music (Fotograf: ) Lord Of The Lost und Loreen,  | © Warner Music (Fotograf: ) Lord Of The Lost und Loreen,  | © Warner Music (Fotograf: )

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15 Kommentare mit 19 Antworten, davon 4 auf Unterseiten

  • Vor 11 Monaten

    Daß die Engländer mit dieser todlangweiligen Influencerin noch vor uns gelandet sind, ist bitter...ich fand unseren Beitrag gut, auch, wenn das nicht meine Art von Metal ist.

  • Vor 11 Monaten

    Ressourcenverschwendung, dieser Contest. Das erneute Scheitern ist aber die ideale Spiegelung der deutschen Populärmusiklandschaft, die hochgradig uninspiriert auf Gewinnmaximierung ausgelegt ist und in einem Land voller Musikhassender funktionieren mag, nur eben nicht international. In Skandinavien hat man reihenweise Produzenten und Songwriter, die am Fließband Hits emulieren können, die irgendwie immer funktionieren, in Deutschland hingegen hat man ein abgehalftertes Camp-David-Rolemodel und das war's dann gefühlt auch schon. Auch Lord of the Lost klangen angepasster als sonst, was fast noch schockierender ist, weil die zuvor schon extrem beliebig klangen. Das hat mit Metal rein gar nichts zu tun, das ist Pseudogothic-Pop mit Gitarren.

  • Vor 11 Monaten

    Was hat der ESC auf ner Musikseite zu suchen?

  • Vor 11 Monaten

    Der letzte Platz für Johannes B. Kerner-Land ist reserviert.
    Es bleibt auch beim hundersten Mal noch ziemlich unterhaltsam :lol:

  • Vor 11 Monaten

    Ich bin froh, dass ich den ESC auf fm4 mit Schulz & Böhmermann geschaut habe, die zwar oft in die Songs reingequatscht haben, aber das war dann auch meistens verdient. War quasi wie wenn man das ganze mit ein paar Kumpels anschaut und dabei gepflegt ablästert.

  • Vor 11 Monaten

    Nach Jahren des Scheiterns mit ÖRR-Plastik-Radio-Pop, ist Deutschland eben nun gescheitert mit konstruiertem Trans-bunt-Fernsehgarten-was-ZDF-Zuschauer-für-Metal-halten-Kirmes-Musik. Beides hat gemeinsam, dass es absolut unauthentisch und seelenlos ist. Chris Harms, der Sänger von Lord of the Lost, hat früher Klingeltöne für Jamba komponiert und verdient sein Geld sonst mit Songwriting und Produktion von Schlagersängern. Noch Fragen? Es ist derselbe Käse wie sonst, nur in anderer Verpackung. Die ganze Veranstaltung ist stumpf, egal wer gewinnt.