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Juli: Alben / Deutsch

Freshman Mirco: Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Luciano einen gewissen künstlerischen Anspruch in die Welt des Modus Mio bringen wird. Sein Album "Aqua" ist meiner Meinung nach - ich traue mich kaum, es auszusprechen - eines der besten deutschen Alben des Jahres. Natürlich ist das Ding viel zu lang, aber, meine Güte, sind die Highlights großartig. Da steckt eine Vision dahinter, ein kohärenter Sound und verdammt viel handwerkliches Talent, sowohl von Seiten der Produzenten als auch, was Luciano selbst angeht. "Elmas", "Drill", "Arrived": alles absolute Ausnahme-Songs. Das wird vor allem dann deutlich, wenn man sich anschaut, was der Monat sonst noch so hergab. Ein hingerotztes 'Comeback'-Album von RAF Camora, ein weiterer musikalischer Offenbarungseid der Ufo361-Nachgeburt Data Luv und Farid Bang, der seit zehn Jahren mehr oder minder das gleiche Album veröffentlicht. Deutschrap ist indeed fresher denn je.

Yo Grandma Fromm: Man könnte direkt weiterlamentieren und sich ein bisschen über das rasante Tempo wundern, in dem sich Kasimir1441 vom wirklich interessanten Newcomer zu einem durch und durch drögen Majorlabel-Thema heruntergewirtschaftet hat, aber ... wer will denn immer so negativ sein? Freuen wir uns stattdessen lieber über Lisaholic. Die hat uns nämlich eine EP vor den Latz geknallt, die uns bei "Asche" wieder an Musik denken lässt, statt an aufgebauschte Hinterhof-Dramatik.

Dieser Yannik™: Kasimir gehört zu den Künstlern, die ich ausschließlich über meinen kleinen Bruder beobachte. Als "KK" gedroppt hat, war seine Meinung: "richtig krass". Ein halbes Jahr später: "Den hör ich nicht mehr." Aber er hats halt auch echt drauf angelegt, hm? Ich fand tatsächlich nicht alles an seinem Debüt kacke und finde immer noch, dass er an sich ein talentierter Dude ist. Aber diese Idee, dass man einfach gleichzeitig in jede Ecke expandieren kann, für die man einen Songwriter hat, ging dann doch nach hinten los.

Ich schließe mich der Liebe für Luciano an, tho: "Aqua" hat mir echt ein bisschen das Hirn gesprengt. Dieses Level an Liebe zum Detail und Ambition hab ich selten in einem deutschen Pop-Rap-Kontext der letzten Jahre gesehen. Ich finde, er verdient dafür wirklich seine Kudos. Es muss sich doch irgendwo lohnen, statt einem mittelmäßigen ein geiles Album zu machen, oder?

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