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Früher war alles besser.

Gäbe es eine Hölle, müsste Luzifer gar nicht lange nach Foltermethoden suchen, um mir schreckliche Qualen zu bereiten: Ein Laptop mit Breitband-Anschluss genügt da schon. Dann könnte er mich nämlich zwingen, bis in alle Ewigkeiten YouTube-Videos von Dagi Bee, Sami Slimani und Co. anzuschauen, schon triebe er mich langsam, aber sicher in den Wahnsinn.

Scheinbar bin ich nicht der Einzige, der bei einem Klick auf den "Trends"-Button der Videoplattform in Misanthropie verfällt: Der geschätzte Kollege Juri Sternburg bringt es für Noisey auf den Punkt: "Dennoch sitzt man kopfschüttelnd vor dem Bildschirm und fragt sich, warum sich Millionen von Jugendlichen Videos anschauen, in denen hysterisch glucksende Menschen Produkte aus einer gewöhnlichen Drogerie auspacken, Mehl essen oder irrsinnig spannende 'Challenges' auf der Straße bestreiten."

Lässt man die erbärmlichen Rapversuche einiger YouTuber einmal außen vor, konnte man diese Szene als Rap-Schreiberling bisher noch gekonnt ignorieren. Neuerdings verwehrt einem das Lieblingsgenre aber selbst diesen Selbstschutzreflex: Deutsche Rapper haben die YouTube-Szene als Promotool für sich entdeckt. Zugegeben, es liegt für ein Label eben auch nahe, die Verkaufszahlen eines Albums anzukurbeln, indem man den Rapper einfach in einem millionenfach abonnierten Kanal auftreten lässt, der genau die Zielgruppe erreicht, die dann auch bereit ist, einen Majoe auf Platz eins der Charts zu kaufen. Von Szenegrößen wie Farid Bang und eben Majoe bis hin zu dem mir bisher völlig unbekannten Samra geben sich Rapper neuerdings auf Prank-Kanälen die Klinke in die Hand:

Sternburg spricht aus, was alle denken: "Auch im Fall des 'Breiter als 2 Türsteher'-Rappers Majoe, liegt die Vermutung, dass es sich um ein abgekartetes Spiel handelt, nahe. Der Vorteil für alle Beteiligten liegt auf der Hand. Die Rapper präsentieren sich als schlagkräftige Typen, die in Sekundenschnelle wieder zum lustigen Kumpel werden, sobald man ihnen die 'Sesam öffne dich'-Floskel 'Praaaaaank' zubrüllt. Der YouTuber erhält eine Menge Klicks und Abonnenten und wird sich in Zukunft natürlich dankbar erweisen. Der Zuschauer hat seinen Spaß an dem angeblichen Aufreger, die Klicks purzeln und mit jedem Klick gehen ein paar Cent auf das Konto des Kanals."

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