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Optimismus!

Optimismus!
Optimismus!
Optimismus ...

Oh, huch.

Pünktlich zum Jahreswechsel gibt es den inzwischen vierten "Statusbericht"-Track von Private Paul. Einmal mehr nutzt er die Gelegenheit, vor der Kulisse der Silversternacht ein Jahr Revue passieren zu lassen und einen angemessenen Umgang mit Suchtkrankheit, Depression und der unerträglichen Leichtigkeit des Seins zu finden.

Es ist gar nicht so einfach, mit diesen Tracks umzugehen. Auf das erste Gefühl, dass sie langsam repetitiv werden, bemerkt man erst, dass diese Wiederholung, diese Gleichheit der Erfahrungen, die eigentliche Tragödie einer mentalen Erkrankung darstellt. Es ist ein Zustand, nicht ein bloßer Moment. In dieser Hinsicht leistet Paul Beeindruckendes: Er porträtiert seine Erfahrung so schonungslos, authentisch und distanzlos, dass er als Mensch beinahe schmerzhaft greifbar wird. Als erlebe man die Entwicklungen und Stagnationen seines Lebens als Fan plastisch und in Echtzeit mit.

Gerade in Zeiten, in denen Melancholie, Depression und Selbstzerstörung in der Musik Hochkonjunktur erfahren, kann man bei den "Statusberichten" von einem Gegenentwurf zum Mainstream sprechen. Zwar kann auch die Inszenierung von Rappern wie Lil Peep, Lil Uzi Vert oder XXXTentacion ihren Reiz haben, man kann jedoch nie leugnen, dass ihren Schilderungen dieser Phänomene immer eine gewisse Mystifizierung innewohnt. Etwas Ruhmreiches, Jugendhaftes, ein Flirt mit der Vergänglichkeit. Eine romantische Verklärung der Schattenseiten des Lebens zu einem ästhetischen Moment.

Paul tut nichts davon. Seine Musik ist die Entzauberung der Melancholie. Die Realität eines Rockstarlebens, das keines ist. Und er hält mit seiner Linse so vehement auf diese Dunkelheit, dass es beizeiten schwer wird, hinzusehen. Doch gerade diese beißende Echtheit ist eine beeindruckende Errungenschaft in sich und einer der intensivsten Momente, die Hip Hop als Kunstform erreichen kann. Im vierten Jahr noch ununmstößlicher als je zuvor.

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