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Salam?

Im Fall Diam's sieht es leider weniger harmlos aus. Wer ziemlich weit zurückdenken kann, erinnert sich vielleicht noch an die französische Rapperin, die mit Kopftuch unter der Cap einen höllisch beeindruckenden, stinkwütenden und dabei trotzdem ziemlich farbenfrohen Vollabriss garantiert hatte:

"Hatte", leider: Blöderweise hat Diam's nicht nur zu Allah gefunden, sondern gleich zum ultrakonservativen Salafismus. In der Folge zog sie, die einmal für Frauenpower im französischen Rap stand, sich aus der Öffentlichkeit zurück (weil Musik im Allgemeinen ist ja schon haram, und Rap im Speziellen erst recht) und nahm den angestammten Platz des Weibes ein: schön still und möglichst unsichtbar irgendwo im Schatten.

Dorthin drang in jüngster Vergangenheit aber doch wieder etwas Licht: Bei den Filmfestspielen in Cannes feierte der Dokumentarfilm "Salam" über die Wandlung der ehemaligen Rapperin Premiere, im Juli kam er in Frankreich in die Kinos:

Gesehen hab' ich ihn noch nicht, und nach der Einschätzung von Kollegin Sarah Pines in der Neuen Zürcher Zeitung bin ich mir auch gar nicht mehr sicher, ob ich da noch großen Bock drauf habe. Schön, wenn Diam's in der Religion einen Weg gefunden hat, um mit ihren psychischen Problemen klarzukommen. Trotzdem:

"Die Frage, ob die Geschichte der Konvertitin Extremformen des Islam unkritisch verherrlicht, wird kaum gestellt", so Pines. "Ebenso wenig die Frage, was fortschrittlich, friedlich oder bemerkenswert sein soll, wenn eine Frau einer islamistischen Bewegung beitritt, die explizit die Tötung Homosexueller fordert, die offen antisemitisch agiert, die regelmässig als verfassungsfeindlich eingestuft wird und für die die unbedingte Unterwerfung der Frau unter den Willen des Mannes das Normalste der Welt ist."

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