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Jung, Brutal, Antisemitisch

Autsch heißt die ganz normale Reaktion inzwischen auch, kaum dass man sich mit dem Echo konfrontiert sieht. Langweilige Nominierungen, vergeben nach (gähn!) Verkaufszahlen und (hä?) dem undurchsichtigen Voting einer uferlos aufgeblähten Jury ... im Grunde nimmt diesen angeblich wichtigsten Musikpreis des Landes hoffentlich niemand mehr ernst. Erstaunlich, dass die Veranstaltung trotzdem munter weiter Gründe liefert, um sich zu wundern.

Eben hab' ich noch gewitzelt, dass Kollegah und Farid Bang in der Kategorie "Album des Jahres" gegen ein Schlager-Dreierlei antreten müssen. Soweit kommt es jetzt vielleicht doch nicht: Der Ethikrat des Musikpreises bemängelt antisemitische Zeilen auf dem (noch) im Rennen befindlichen Werk "Jung Brutal Gutaussehend 3". Die waren zwar auch schon vor der Nominierung drauf, aber sinnigerweise tritt der Ethikrat erst auf den Plan, wenn sich jemand beschwert:

"Der ECHO-Beirat handelt nicht pro-aktiv", ließen uns die Kollegen vom Echo freundlich wissen. "Er wird vom Vorstand des Bundesverbandes Musikindustrie immer erst dann eingeschaltet, wenn es zu einem Produkt entsprechende Hinweise von außen gibt. Nach diesem Prinzip funktioniert übrigens auch die Bundesprüfstelle für jungendgefährdende Medien, ist also nicht so ungewöhnlich."

Yo, mag sein. Lässt es aber halt auch nicht besser, informierter oder durchdachter aussehen, ein Album erst zu nominieren und dann (eventuell) doch wieder zurückzuziehen. Anders als bei der Bundesprüfstelle, hätten sie beim Echo ja doch eine übersichtliche Zahl an Platten zu sichten. Diese auf die offenbar geforderte Salontauglichkeit zu checken, bevor man sie für den Dreckspreis vorschlägt, kommt mir eigentlich wie eine Aufgabe vor, die sich bewältigen ließe. Aber ... ich versteh' schon. Ich würde mir diesen Scheiß auch nicht anhören wollen.

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