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Mein Don Quijote-Kampf

Wenn wir schon dabei sind, fragwürdige Acts aus der Rap-Umgebung aufzuzählen: Ich bin wahrscheinlich der letzte Mensch, der in Twenty4Tim einen Rapper (oder einen Musiker at that) sehen will, und er hat wahrscheinlich etwa so viel mit Hip Hop zu tun wie der schwächste Vocalist einer K-Pop-Gruppe, der oder die zum Rappen abgestellt wurde. Offensichtlich rappt und sing-rappt Tim nur aus mangelndem Talent für alles andere. Aber, hey! Vierter Nummer-eins-Hit.

Immerhin kann man jetzt sagen, dass das Dschungelcamp ihm ja einen Boost gegeben habe. Aber es ist mir alles immer noch ein Mysterium. Seit wann hat das Dschungelcamp die Clout, um jemanden Hitsongs zu bescheren? Wir haben damals, als es noch hundert Mal größer war, auch keine Jay Khan-Nummer-eins bekommen, oder? Niemand hört doch diese Scheiße. Oder?

Mit "I Don't Care" richtet sich Twenty4Tim erneut an die Hater, und da er die Hater einmal mehr für ihre Homophobie anklagt, will ich ihm das lassen. Mir ist es in diesem Sinne wichtig, dass es in mir immerhin einen nicht-homophoben Hater gibt, der wirklich einfach nur die Musik von Herzen scheiße findet.

Weil, Donnerwetter, ist dieser Song scheiße! Er hat nichts. Keinen Puls, keinen Drive, keinen Groove, keine Energie. Er dauert gefühlt dreißig Sekunden und wirkt trotzdem so repetitiv, dass man von der letzten Hook Kopfschmerzen kriegt. Vielleicht wäre er erträglicher, klänge der Beat nicht wie die Royalty-Free-Musik im Hintergrund einer Werbung für ein fragwürdiges Handyspiel? Oder wenn da jemand mit irgendeiner Dimension von brauchbaren Vocals sitzen würde? Oder ... irgendwas?

Das sehe übrigens nicht nur ich so: "I Don't Care" wird effektiv nicht gehört. Wenn man nach dem Song sucht, ist er eine Woche nach der Pole-Position schon hinter Twenty4Tims andere Videos zurückgefallen. Auf Spotify hat er in den zwei Wochen seit Release 200.000 Klicks gesammelt. Zum Vergleich: Um in den deutschen Spotify-Charts kompetitiv zu sein (was man vom größten Song der Woche ja erwarten sollte, hm?), müsste man häufiger gehört werden als Songs, von denen die ersten zwanzig (!) jeden einzelnen Tag (!!) mehr als 200.000 Streams verzeichnen.

Wo kommen also diese Chart-Daten her? Ich will nicht sagen, Tim mogele. Aber er mogelt so offensichtlich, es kommt mir immer noch wie ein Fiebertraum vor, dass die deutschen Charts scheinbar eine so belanglose Provinzliga sind, dass sich noch niemand darüber beschwert hat.

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