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Hype, Hype, Hype

Wenn wir schon beim Thema (berechtigte) Zweifel an der Rapszene sind: Mir hat der YouTube-Algorithmus diese Woche ein Video von Internet-Historiker Jules zu den legendären Hype Awards 2019 an Land gespült. Obwohl das eigentlich gar nicht so lange her ist, fühlt es sich inzwischen doch schon an wie ein zwei Galaxien entfernter Fiebertraum. Ich habe das Gefühl, vor ein paar Jahren waren Events wie das hier noch viel stärker in Szenen-Pessimismus verwurzelt, während der Lockdown die Leute doch irgendwie ein bisschen weniger zynisch gemacht hat. Immerhin wissen jetzt alle, auf welch fragilen tönernen Füßen dieses ganze Musikding doch manchmal steht.

Rückblickend lautet mein Fazit zum Thema übrigens auch: Irgendwie tuts mir leid für alle Beteiligten. Es tut mir leid für Visa Vie, die diese kolossale Shitshow auf ihren professionellen Schultern trug wie motherfucking Atlas die Erdkugel. Es tut mir aber auch leid für Nikeata Thompson, die immerhin versucht hat, diesem drögen, ungelenken Abend mit irgendeiner Energie und Persönlichkeit zu füllen, dabei aber ... womöglich einen über den Durst getrunken hatte und nicht immer on top of her game war.

Aber eigentlich sind doch die größten Schuldigen die Leute der Rapszene, die einfach überhaupt keinen Fick gegeben haben. Performer, denen ihre Performance nicht egaler hätte sein können, Artists, die in der letzten Sekunde abspringen. Visa sagte in ihrem Statement dazu ja, dass sie den Community-Gedanken der Rapszene überschätzt habe. Es ist doch genau das: In diesem Zirkus hocken alle gern an der Seite und lachen irgendetwas aus, das gerade in Flammen aufgeht.

Ich will jetzt gar nicht die Hype Awards groß verteidigen, weil die Orga schon von vornherein ziemlich dämlich schien und zu gewollt cool und vernetzt aussah. Aber so gern ich die Memes auch habe, im Grunde ist das der Grund dafür, dass wir keine schönen Sachen haben können. Den Leuten ist es scheißegal, wenn jemand etwas versucht, und sie lachen dann, weil keiner mitzieht. Aber trotzdem beschweren sich am Ende alle, dass wir in Sachen Deutschrap-Kultur ein komplettes Brachland geworden sind. Make it make sense.

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