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Gehts noch?

Verzeihung, wo kann ich mich eigentlich beschweren, wenn mir vergangene Woche meine Ausgabe der ZEIT entweder gar nicht erst zugestellt oder aber aus dem Briefkasten entwendet wurde? Unverschämtheit! Servicewüste! Diebisches Gesindel! Schade eigentlich, so werde ich vermutlich so schnell nicht erfahren, ob die eigentlich doch versierten Kollegen wirklich unkommentiert stehen ließen, was sie vergangene Woche als Vorabmeldung in die Runde schickten:

"Der Rap-Star Xatar hat Verständnis für Verbrecher und erinnert sich gerne an seine eigene Zeit als Krimineller. 'Ich hatte die freiste Zeit in meinem Leben als Dealer. Ich war keinem Rechenschaft schuldig. Dieselbe Freiheit habe ich erst jetzt wieder, als Musiker.' Für ihn sei diese Freiheit das, was Künstler und Verbrecher gemeinsam haben, sagt er im Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT. Der 36-Jährige hatte sich als junger Mann mit Drogengeschäften verschuldet. Zusammen mit Komplizen raubte er deswegen 2009 einen Werttransporter aus. Vier Jahre saß er dafür im Gefängnis. Was er gemacht habe, sagt Xatar, sei 'für die Straße' eher ein 'Gentleman-Verbrechen' gewesen. Anders verhalte es sich natürlich, 'wenn Kinder oder Frauen vergewaltigt oder unschuldige Menschen verletzt werden'. Seine Faustregel für die Beurteilung von Straftaten: 'Wenn man noch darüber schmunzeln kann, geht es noch.'"

Äh, Entschuldigung? Dass Xatar in einer angesehenen Wochenzeitung seine kriminelle Vergangenheit verklären, quasi für Parallel- und Selbstjustiz plädieren und die Schwere einer Straftat vom eigenen, möglicherweise zweifelhaften Humorverständnis abhängig machen darf: schlimm genug. Aber hätte man da nicht vielleicht mal nackhaken oder dem Unsinn irgendeine Art von Einordnung beigesellen müssen, wenn man einen journalistischen Anspruch hegt? Ichfragjanur.

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