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Gegenwind für Disarstar

Disarstar hat das irgendwie überzeugender hinbekommen. Ihm wehte in den letzten Tagen ebenfalls eiskalter medialer Wind um die Nase: Nachdem der NDR eine Kurz-Dokumentation über den Rapper ausstrahlte, drehte besonders ein Teil der Medienlandschaft schier durch. Als "Judenhass-Rapper", der "gegen den Westen, 'Zionisten' und die FDP" hetze, bezeichnete etwa die Bild Disarstar und empörte sich, dass so einer "mit unseren Fernsehgebühren" in ein positives Licht gerückt werde.

Holla, da hat aber mal einer einen wunden Punkt getroffen, mit seiner Forderung: "Springerpresse enteignen, FDPler vertreiben!" Die bekanntlicherweise ja immer auf Deeskalation bedachte Springerpresse steigerte sich jedenfalls in geradezu heiligen Zorn hinein und zitierte durchaus fragwürdige Disarstar-Lines gleich halbdutzendweise.

Der NDR erklärte auf Nachfrage von Watson, die laut Bild angeblich fehlende kritische Einordnung habe durchaus stattgefunden, obwohl es in dem Beitrag ausschließlich um das aktuelle Album und um des Künstlers soziales Engagement gegangen sei: "Der NDR hat wie viele andere Medien auch über das Konzert des Rappers Disarstar sowie zuvor über sein neues Album 'Rolex für alle' berichtet. Das NDR Hamburg-Journal hat sowohl in der Anmoderation als auch im Filmtext thematisiert, dass der Künstler vorbestraft ist und seine Texte als umstritten eingeordnet."

Disarstar selbst nahm ausführlich Stellung und distanzierte sich von den beanstandeten Tracks. Er habe "Roter Stern" mit 15 geschrieben, "Free World" ein Jahr später. Für seine Zeilen schäme er sich heute, er habe sich im Ton vergriffen, inzwischen aber dazugelernt. Weder verbreite er diese Songs heute noch, noch lasse er sie verbreiten, und er spiele sie auch schon lange nicht mehr live.

"Keiner von uns ist heute noch so, wie er mit 16 Jahren war." Markus Söder hat das gesagt. Allerdings gilt das als Entschuldigung für antisemitische Hetze wahrscheinlich nur, wenn der Verfasser später ein erzkonservativer, auf seinen eigenen Vorteil bedachter Rübenbauernpolitiker geworden ist. Bei linksradikalen, sozial engagierten Rappern liegen die Dinge wahrscheinlich ganz anders.

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2 Kommentare mit 6 Antworten

  • Vor 6 Monaten

    ja man*in! springerpresse enteignen... das hat gepunched! das habe ich ohne witz noch nie gehört.
    darüber hinaus sollte man leuten keine dinge vorwerfen, die sie als wütende teens verfasst haben. das gilt sowohl für aiwanger als auch für einen disarstar und alle anderen auch. wessen statement ich zu 1488% unterstütze sollte klar sein

    • Vor 6 Monaten

      Naja, der entscheidende Unterschied ist, dass Disastar seine Fehler wenigstens eingestanden und sich nicht mit der Salamitaktik oder "mein Bruder war's" rausgeredet hat.

    • Vor 6 Monaten

      Disarstar und Aiwanger miteinander zu vergleichen ist auch schon heikel, weil Disarstar ein Aktivist für soziale Gerechtigkeit ist und Aiwanger ein Politiker mit Befugnissen und Privilegien, die ein normaler Mensch nicht besitzt.

    • Vor 6 Monaten

      Und weil Aiwanger ein scheiss Fascho ist. :)

    • Vor 6 Monaten

      "Naja, der entscheidende Unterschied ist, dass Disastar seine Fehler wenigstens eingestanden und sich nicht mit der Salamitaktik oder "mein Bruder war's" rausgeredet hat"

      ich fürchte leider, der entscheidende unterschied ist:
      Wenn ich mit 14/15 lieder aufnehme und 14 jahre später immer noch den gleichen künstlernamen habe, ist das deutlich schwieriger abzustreiten als anonym verfasste schriften in einer schultasche

      "Disarstar und Aiwanger miteinander zu vergleichen ist auch schon heikel, weil Disarstar ein Aktivist für soziale Gerechtigkeit ist und Aiwanger ein Politiker mit Befugnissen und Privilegien, die ein normaler Mensch nicht besitzt."
      ich bin zuversichtlich, dass disarstar mit 52 jahren auch berufspolitiker ist. mit befugnissen und privilegien

      "Und weil Aiwanger ein scheiss Fascho ist. :)"
      leider nicht (mehr) :(

    • Vor 6 Monaten

      disarstar ein aktivist für soziale gerechtigkeit :lol: klar, und der lautuser ist ein aktivist für frauenrechte

    • Vor 6 Monaten

      @ichliebeeuchalle
      Joah, das kann man natürlich einfach mal spekulativ einfach mal in den Raum stellen

  • Vor 6 Monaten

    Hetze gegen die FDP kann ein Blatt natürlich nicht dulden, dessen dem Größenwahn verfallener Hurensohn von einem Chef Agitation gegen die Grünen und das pushen eben jener Neoliberalen Dreckspartei als Kampagne vor den Wahlen ausgibt. Nachweislich, wohl gemerkt. Fick dich, Döpfner.