Doubletime: Das nächste Ende des Kanye West

Die zehn Boss-Gebote

Eigentlich war die ganze Prämisse ja schon dermaßen albern, dass Kollegah sich (weise, wie er ist) bereits in den Disclaimer geschrieben hat, dass die Presse sein Buch nicht mögen wird. Nein! Fast ein bisschen wie Til Schweiger, der gerade wie im infantilen Trotzreflex einen Verriss seines "Klassentreffen 1.0"-Klogriffs nach dem anderen auf Facebook teilt, um in bemüht ironischem Ton darauf herumzureiten, dass das Feuilleton ja gar keine Ahnung habe, was die Fans (beliebig austauschbar durch "die Menschen", "die Leute" oder "das Volk™") wirklich wollen.

Scheinbar wollen die Fans belanglosen und sexistischen Ramsch, der goldrichtig damit zu liegen scheint, wenn er seine eigenen Konsumenten für grenzdebile Vollidioten hält. Dass die dem dann auch noch schallend Recht geben, beweisen die durch die Bank begeisterten Amazon-Reviews von "Das Ist Alpha", die ich jedem zur Lektüre empfehlen würde, der ein paar Stunden und ein bisschen Lebenswillen zu verlieren hat.

Da fühlt es sich ein bisschen nach Katharsis an, dass die Gegenstimmen zu Kollegahs Machwerk aus den bösen Presse-Eliten™ nicht nur niederschmetternd, sondern auch ziemlich unterhaltsam geraten. Mein persönlicher Favorit wäre wohl (auch ohne Bias, ich schwöre!) der Text von Yo Grandma Fromm, die es sich eben auch erlauben darf, nicht nur in der Sache draufzutreten, sondern sich dafür auch statt vorgeschöpfter Sachlichkeit einen angemessen angewiderten Ton herauszunehmen.

Unterhaltsam gerät aber auch die reine Zitate-Sammlung vom Musikexpress. Manche Dinge sprechen eben absolut für sich:

Der Bayerische Rundfunk hat sich ebenfalls zu einem kleinen Kabarett-Stück hinreißen lassen. Ich persönlich finde ja grundsätzlich nichts in Dialekt wirklich witzig, aber der Moment, in dem Christoph Süß als Replik des Buchcovers dasteht, war dann doch mindestens ein Schmunzeln wert.

Inhaltlich kommt bei der Süddeutschen Zeitung noch die ein oder andere interessante Beobachtung rum, danach beginnen die Artikel aber auch, sich einigermaßen zu wiederholen.