Doubletime: Daddy Shindy vor Gericht

Deutschrap bringt Gerechtigkeit

Wenn ich bei Bento lese, "Warum ausgerechnet Deutschrap uns helfen könnte, mehr Geschlechter-Gerechtigkeit zu erreichen", befürchte ich schon wieder das Schlimmste. Zu Unrecht aber, weil dort auch wieder Malcolm Ohanwe zu Wort kommt. Der Radio- und Fernsehjournalist berichtet aus der Perspektive des Sprosses einer konservativen christlich-arabischen Familie, was deutscher Rap ihm gegeben hat.

"Auch, wenn ich die frauenfeindlichen Texte von Fler oder DJ Tomekk verurteile, ist der Umgang mit Sexualität bis heute ein Grund, warum ich Hip Hop so schätze. Offen über Sexualität zu sprechen, hat etwas Emanzipatorisches. Als Jugendlicher konnte ich dank der Musik mit prüden gesellschaftlichen Normen brechen, die über Generationen in meiner Familie herrschten."

Ohanwe sieht, welches Potenzial Rap birgt, um gesellschaftlich relevante Themen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu befördern. Klar hat auch er Kritikpunkte: "Wer gehört wird, ist allerdings immer noch ungleich verteilt. Die Branche muss endlich ermöglichen, dass auch Frauen, Schwule oder bisexuelle Männer (und ganz allgemein queere Personen) ihre Lust selbstbewusst artikulieren können. Denn Rap ist längst Mainstream. Wer im Hip Hop gehört wird, wird auch gesellschaftlich wahrgenommen. Meine These ist deshalb, dass Deutschrap – die Musikrichtung, die zu Recht oft kritisiert wird – uns dabei helfen kann, reflektierter über Sexualität und Machtverhältnisse zu sprechen."

Weil Malcolm Ohanwe schlaues Zeug sagt, sobald er den Mund aufmacht, ergeht ganz klare Leseempfehlung auch für das Interview, das er Adem Ferizaj in seiner Reihe "Rap und Literatur" bei rap.de gab. Das Gespräch dreht sich unter anderem um Rassismus, Blackfishing und die Marginalisierung von Teilen der Gesellschaft.

Den dabei erwähnten "allerersten coolen Moment in meiner Karriere" hatte ich euch schon einmal gezeigt. Kann man sich aber gut noch einmal geben, es stimmt einfach immer noch: Gebt den Leuten Raum, die auch etwas zu sagen haben, und alles wird besser.

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Best Work under 30 Winner Malcolm Ohanwe @ Reeperbahnfestival International Music Journalism Award for poscast Wer sind zu viele: Warum Deutsche Pop nicht mehr weiß bleibt! Bayerischer Rundfunk

Ein Beitrag geteilt von melissa perales (@msoundtrack) am Sep 21, 2019 um 1:06 PDT