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Zugebissen

Kommen wir zu einem unangenehmeren Thema. Die ehemalige HipHop.de-Moderatorin Steph Karl teilte am Wochenende auf Instagram ein Video, in dem sie einen verbalen und körperlichen Übergriff eines AfD-Politikers auf sie und eine Freundin schildert. Der Vorfall habe sich bereits im Sommer 2021 zugetragen, aufgrund juristischer Hürden könne sie allerdings erst jetzt öffentlich darüber sprechen.

Bei einem Cafe-Besuch mit ihrer besten Freundin seien die beiden Frauen mehrfach von einem Mann an einem benachbarten Tisch aufdringlich angesprochen worden. Wenig später habe er sie mit dem N-Wort beschimpft. Die zwei haben sich deeskalativ verhalten, so Karl, haben bezahlt und seien gegangen. Der Mann habe sie jedoch anschließend verfolgt und weiter rassistisch beleidigt. Als sich Karl ihm entgegenstellte und erwiderte: "Ich bin kein N-Wort, ich bin ein Mensch", habe der Politiker sie ins Gesicht geschlagen. Anschließend sei die Situation eskaliert und zu einem Handgemenge ausgeartet, in dessen Verlauf der Mann die Moderatorin in den Arm gebissen haben soll.

Der Politiker, bei dem es sich laut den Recherchen des Tagesspiegels um Dr. Kai Bormann handeln soll, amtierte zu dem Zeitpunkt als Bezirksvorsitzender der AfD Berlin-Mitte. Nach dem Zwischenfall habe er Steph Karl als Aggressor dargestellt und angezeigt. Diese Anzeige wurde jedoch mittlerweile fallengelassen. Im Gegenzug ging dann allerdings Karl vor Gericht und brachte den rassistisch motivierten Angriff des Mannes zur Anzeige. Der Prozess begann gestern.

Ihr aufwühlendes Video schließt sie mit der Aufforderung: "Ich hoffe, dass euch das niemals passiert. Bitte guckt YouTube-Videos über Selbstverteidigung, bitte geht in Selbstverteidigungs-Kurse, schützt euch, wehrt euch, weil niemand hat das Recht darauf, euch rassistisch zu beleidigen, niemand hat das Recht darauf, euch körperlich weh zu tun."

Es bricht mir das Herz, dass solche Worte im Jahr 2023 überhaupt noch nötig sind. Das vielleicht Deprimierendste an dieser furchtbaren Geschichte ist allerdings, dass solch ein Verhalten längst keine Ausnahme mehr darstellt, sondern einen essentiellen Bestandteil der Identität einer der größten Parteien unseres Landes ausmacht und ergo auch nicht so schnell aus unserer Gesellschaft verschwinden wird. Passt auf euch auf.

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