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Fler Jebsen

Eben erst hab' ich einen Artikel gelesen, in dem Jan Karon für Vice Verstrickungen zwischen deutschem Hip Hop und Attila Hildmann aufdröselt. Die Verquickungen sind oft genug ja gar nicht sooo furchtbar versteckt: Von Silla über Massiv, B-Lash und MC Bogy zu 18 Karat warben Rapper, mehr oder weniger deutlich als Produktplatzierung gekennzeichnet, für Hildmanns Energydrink oder luden den Koch gleich direkt als Interviewpartner oder Laienschauspieler in ihre Formate oder Videos ein.

Bei TV Strassensound, die früher ebenfalls für Hildmanns Produkte warben, betrachten sie dessen zweifelhafte Entwicklung offenbar nicht unkritisch. Die Betreiber des Kanals betonten als Reaktion auf die Vice-Recherche, die Zusammenarbeit mit Hildmann schon im Mai dieses Jahres beendet zu haben, und distanzierten sich ausdrücklich von ihrem ehemaligen Sponsor.

Solche Berührungsängste mit Verschwörungsmythologen kennt Fler nicht. Er folgte der Einladung von Ken Jebsen in dessen Talk-Format BLVD. Auweia, denk' ich - und eineinhalb Stunden später: AUWEIA. Keine Ahnung, ob ich einfach abgestumpft bin: Aber ich fands tatsächlich gar nicht so schlimm. Jebsens Hobby-Lanzigkeit ist zwar kaum zum Aushalten und sein Themenkatalog schon eher eklig (außer über Rap und Autos und seine traurige Kindheit spricht er mit Fler etwa über Heimat, "alternative Medien" und "gesunden Patriotismus"). Trotzdem stieß mir das Ganze doch erheblich weniger sauer auf als erwartet.

... und Fler? Is' halt Fler:

"Vertraust du irgendjemandem?" "Ne."
"Was ist für dich Frieden? "Geld."
"Glaubst du an irgendwas?" "Ich glaub' an Gott."
"Was ist in deinem Leben der wichtigste Mensch?" "Meine Frau."

Ach, guck!

"Aber auch der kann ich nicht hundertprozentig vertrauen. Is' 'ne Frau." Ja, dann ... Da die hübsche Freundin in der Liste der angestrebten Statussymbole erst nach dem Nike-Schuh und der Gucci-Jacke kam, kann man mehr wohl auch nicht erwarten. Ich fühle mich tatsächlich (und trotz Maskenverweigerungs- und Naidoo-Verteidigungs-Statements) in meiner Dauer-Empfindung bestätigt: Ich hab' wirklich sehr, sehr großes Mitleid mit dieser geschundenen Seele. Süß auch, dass Fler zwar den in Deutschland fehlenden Nationalstolz beklagt, auf die Frage danach, worauf man hierzulande denn überhaupt stolz sein könnte aber keine einzige Antwort hatte.

Verlinken mag' ich Jebsens Kanal trotzdem nicht. Weil ich euch aber kaum ohne Fler-Interview von dannen schicken kann: Hier seht ihr, was Davud ihm beim Besuch im neuen Haus entlockt bekam. (Dass die Hütte wirklich keinen besseren Hintergrund hergegeben hat als diesen seltsamen Blickwinkel in Richtung Küche und Flur, find' ich inzwischen auch weniger störend - nachdem das Gespräch mit Jebsen an einer ollen Tankstelle stattfand, mit Verkehrslärm im Hintergrund. Waruuum?)

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2 Kommentare

  • Vor 3 Jahren

    Das war das beste Flerinterview und ich kenne alle.
    Kannte den Ken vorher nur vom hören/sagen, aber dass du von ekligem Themenkatalog und einer Hobbylanzigkeit sprichst, kann ich bei bestem Willen überhaupt nicht nachvollziehen. Der Typ hat doch erstklassig interviewt, sowas ist man gar nicht gewöhnt, unbedingt anschauen!

  • Vor 3 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.