Ihre Fans sind immer noch sauer, und das Parlament von South Carolina verabschiedete sogar eine Resolution, die die Dixie Chicks zu einem Gratiskonzert vor US-Soldaten auffordert.

Los Angeles (joga) - "Wer den Papst und die Dixie Chicks gegen sich hat, dessen Zeit ist abgelaufen", drohte Doku-Filmer Michael Moore in seiner viel beachteten Rede anlässlich der Oscar Preisverleihung dem US-Präsidenten George W. Bush. Doch während der Papst sich nicht mundtot machen lässt, haben die drei texanischen Country-Hühner vorerst ausgegackert: Nachdem die Country-Radios der USA mit ihren Boykottaufrufen die Karriere der Chicks zu gefährden schienen, ging die Girlband hinter einer Entschuldigung an Bush in volle Deckung.

Dass amerikanische Medien den Irak-Krieg warum auch immer beinahe einhellig befürworten, bekommen auch andere Musiker zu spüren. Madonna wird von US-Medien neuerdings als Saddam-Freundin dargestellt, weil sie in ihrem aktuellen Video mit Handgranaten um sich wirft. Auch Fred Durst gilt wegen seiner kritischen Haltung als "unpatriotisch", den Rest seiner Band Limp Bizkit nahm die New York Post vergangene Woche gleich mit in Sippenhaft.

Kein Wunder, wenn viele Musiker sich lieber bedeckt halten. Will Smith kündigte seinen Job als Oscar-Präsentator mit einer eher kryptischen Begründung. Robbie Williams, der ja gerade die Eroberung Amerikas plant, erklärte, er sei gegen den Krieg, aber unterstütze die Soldaten. Pop-Queen Madonna ließ eilig mitteilen, sie wolle ihr Video umschneiden und der aktuellen Situation anpassen. Und Linkin Park verweigern im aktuellen LAUT-Interview gar jeden Kommentar zur politischen Lage.

Also beschäftigt man sich in Amerika weiter mit den vorlauten Hühnern. "Shut Up And Sing" fordert eine Grafik von KSCS, einer der größten amerikanischen Country-Stationen die Dixie Chicks auf. Ehemalige Fans erklären in wütenden Leserbriefen, Künstler müssten endlich lernen, "nicht die Hand zu beißen, die sie füttert". Das Parlament von South Carolina verabschiedete vergangene Woche sogar eine Resolution, die die Dixie Chicks zu einem Gratiskonzert vor US-Soldaten auffordert. "Ich bin ein Fan der Dixie Chicks, aber ein noch größerer Fan des Militärs", begründete die republikanische Abgeordnete Catherine Ceips ihre Eingabe.

Die Chicks haben auf die Parlamentsanfrage bislang nicht reagiert. Vielleicht hoffen sie wie der Rest der Welt, dass die Stimmung in Amerika bald umschlägt, sobald der US-Bevölkerung der hohe Preis des irakischen Abenteuers bewusst wird. Schließlich sind die großen Massenmedien nicht die Meinungsmacher, als die man sie oft überschätzt, sondern nur die Hure der öffentlichen Meinung. Dass Michael Moore überhaupt bei der Oscar-Verleihung sprechen durfte, ist schon ein Hoffnungsschimmer. Denn wer den Papst, die Dixie Chicks UND die Öffentlichkeit gegen sich hat, dessen Zeit ist bald abgelaufen.

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