Die umwälzenden Veränderungen im Musikbusiness rufen Labels und Verwertungsgesellschaften, Künstlerlobbys und Plattformen wie YouTube und MySpace auf den Plan. Ist eine einvernehmliche Lösung möglich?

London (mma) - Das Tauziehen um das größte Stück vom Kuchen Digital-Musik, der analog zur Tonträger-Dauerkrise wundersam Kalorien angehäuft hat, geht in die nächste Runde. Während in Deutschland die GEMA an Konzertumsätzen Anteile abzuknapsen sucht, duellieren sich auf der Insel die britische Verwertungsgesellschaft Performing Rights Society (PRS) und YouTube.

Die Verwertungsgesellschaft fordert von der Google-Tochter deutlich höhere Werbe-Tantiemen für die dort abgespielten Musikvideos. Von der PRS vertretene Künstler müssten besser als bisher an ihren eigenen Kunsterzeugnissen beteiligt werden. YouTube wiederum verweigert sich den höheren Zahlungen mit der Begründung, mit den meisten Major- wie Indielabels bereits jetzt Vergütungsverträge geschlossen zu haben. Damit sei die Bürde einer zusätzlichen Bezahlung für abgespielte Clips auch für einen Großkonzern wie Google nicht mehr tragbar.

Als Konsequenz dieser Weigerung und des auslaufenden Lizenzvertrags mit der PRS nahm YouTube am Dienstag Tausende Videos für britische User offline. Die Verwertungsgesellschaft bezeichnet den Vorgang als Machtprobe und behauptet ihrerseits, die Videoplattform wolle zukünftig gar weniger als bisher für das Abspielen bezahlen. Beide Parteien sitzen jedoch weiter am Verhandlungstisch.

Unübersichtliche Rechtslage

Die Krux liegt in der derzeit äußerst unübersichtlich gestalteten Vergütung für Webvideos. Rechte liegen heutzutage nicht mehr nur beim Texter und Komponisten (die durch die PRS vertreten werden), sondern auch beim Label (für Filmmaterial und Songaufnahmen).

In unmittelbarer Replik auf den Streit haben sich unterschiedlichste britische Künstler zur Featured Artists Coalition (FAC) zusammengeschlossen. Robbie Williams, Mitglieder von Blur, Radiohead und Kate Nash zählen zu den prominentesten Vertretern einer Künstlergeneration, die sich im Zuge von Deals zwischen Web-Firmen und großen Musikkonzernen um ihre eigenen Rechte als Urheber sorgen.

Im Vorfeld eines nicht-öffentlichen Treffens am Mittwoch in London erklärte Radiohead-Gitarrist Ed O'Brien stellvertretend für die Lobbygruppe gegenüber BBC: "Wir befinden uns in einer entscheidenden Zeit für die Musikindustrie. Rechte und Erlöse werden immer weiter aufgeteilt. Wir brauchen eine Stimme." Das Internet habe eine Machtverschiebung mit sich gebracht. Heute sei es für Künstler möglich, Musik ohne den Mittelweg über eine Plattenfirma zu veröffentlichen.

FAC-Mitbegründer Billy Bragg erklärte weiterhin, die Organisation stehe explizit auch jungen neuen Acts beratend zur Verfügung, etwa in der Frage einer lebenslangen Rechteabtretung an ein Label, wie sie heute noch größtenteils Praxis ist. Soziale Netzwerke wie MySpace seien ebenfalls ein Dorn im Auge: "Ich weiß nicht", so Bragg, "wie viel Geld MySpace mit Werbung macht, aber wir erhalten keine Lizenzgebühren von ihnen. Sie stecken keinerlei Geld in ihre Inhalte."

"A foot stuck in the 50s"

Kate Nash betonte ihrerseits, dass die Musikindustrie über Jahre eine zu konservative Haltung eingenommen habe – beispielsweise beim Thema Filesharing: "Es ist entscheidend, nicht die Fans zu kreuzigen. Wir müssen akzeptieren, dass wir längst im digitalen Zeitalter angekommen sind. Man kann nicht einfach hoffen, es wäre nie geschehen und die Welt würde sich dadurch nicht ändern." Nichtsdestotrotz müsse sichergestellt werden, dass die Künstler von morgen noch in der Lage sein werden, ihr Einkommen mit der Musik zu sichern.

Unterdessen regt sich auch jenseits des Atlantiks Widerstand gegen die undurchsichtigen Margenschiebereien zwischen Labels, digitalen Multiplikatoren und Verwertern. Wie die Chicago Times berichtet, fand sich am Dienstag Pumpkins-Kopf Billy Corgan vor dem US-Kongress ein, um für eine fairere Verteilung der Lizenzerträge zu plädieren.

Zusammen mit Mitch Bainwol, Vorstandschef und Geschäftsführer der Recording Industry Association of America (RIAA), forderte er Unterstützung für ein Gesetz, das die Tantiemen für im Radio gespielte Coversongs zukünftig zwischen Urheber und Interpret aufgeteilt. Derzeit wird lediglich der Urheber des Originals entlohnt.

Fotos

Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash

Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Radiohead, Robbie Williams und Kate Nash,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Radiohead, Robbie Williams und Kate 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36 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Der gesamte War on Musik der letzten Jahre zeigt einfach nur, dass die kapitalistische Verwertungsstrategie durch ein neues Medium (Internet) an ihre Grenzen gestoßen ist und nicht mehr funktioniert. Eigentlich müssten sich die Major-Labels auflösen und Musik müsste wieder vom Ursprung her entstehen, also von den Musikern, die ihre Leistung dann über das Internet (z.B. Flaterate) vermarkten. Da inzwischen auch die Produktionsmittel, die zum "Herstellen" von Musik billig genug geworden sind, dürfte das auch funktionieren.

    @Satanic: erster äläbätsch

  • Vor 15 Jahren

    Tut mir Leid, aber ich verstehe den Text nicht. Nennt mich doof, aber könnte mich jemand mal aufklären, um was es genau geht?

  • Vor 15 Jahren

    Digitale Musik ist doch eh Schwachsinn. Wenn man einfach mal wieder zur CD und zur Vinyl-LP greift, hat man solche Sorgen nicht. Punkt, aus.

  • Vor 15 Jahren

    Bei LP und CD kommt man mit dem kaufen (!) und unterbringen in den eigenen vier Wänden (!!) gar nicht hinterher.

    "Meine Wohnung sieht schon aus als wärs nen Plattenbau"..

  • Vor 15 Jahren

    So teuer sind LPs gar nicht mal... Die neue Springsteen kriegste für 19€, die AC/DC habe ich mir für 18€ gekauft. Die 2, 3, 4 €uronen mehr sind es mir wert

  • Vor 15 Jahren

    @guelei1 (« @Ludwig Van (« So teuer sind LPs gar nicht mal... Die neue Springsteen kriegste für 19€, die AC/DC habe ich mir für 18€ gekauft. Die 2, 3, 4 €uronen mehr sind es mir wert »):

    alles gut und recht - was mach ich mit meinen bestehenden cd´s??? die alle (ca. 900) gegen lp´s austauschen :\ ...wäre eine teure angelegenheit - mein name ist NICHT rockefeller ;)...mal abgesehen davon, ob´s die überhaupt alle auf vinyl gibt! »):

    Ach, mittlerweile gibt es immer mehr Rereleases als LP und neue Scheiben kommen eh auch als LP raus. Teuer wäre sowas schon, das stimmt.
    Gut, dass ich die alten Platten von meinen Eltern geschenkt bekommen hab, die noch alle wie neu klingen. Da muss ich mir nicht mehr so vieles kaufen xD