Bryan Ferry lehnte sich weit aus dem Fenster, als er seine Leidenschaft für Leni Riefenstahl und Albert Speers Werke bekundete. Nun rudert der Pop-Dandy zurück und betont seinen ästhetischen Blickwinkel auf die Geschichte.

London (bb) - Bryan Ferry entschuldigt sich für seine positiven Bemerkungen bezüglich des Nationalsozialismus. Anlass der heftigen Kritik, die in den vergangen Tagen über den Popmusiker hereinbrach, war ein Interview mit der Welt Am Sonntag. "Leni Riefenstahls Filme und Albert Speers Bauten, dazu die Massenaufmärsche und Flaggen, einfach beeindruckend! Wirklich wunderschön!", hatte der Roxy Music-Sänger geschwärmt.

Besonders fasziniere ihn die Art und Weise des Nazi-Regimes, sich zu verkaufen und im Rampenlicht zu präsentieren. Der 61-jährige britische Sänger war schon früher in Verruf geraten, als er erwähnte, sein Studio in London zuweilen "Führerbunker" zu nennen. Ferry, der als konservativ gilt, modelt nebenher auch für Marks & Spencer. Die Marke mit jüdischen Wurzeln wurde von Holocaust-Opfern nun öffentlich aufgefordert, den Vertrag zu kündigen.

"Wie jeder vernünftig denkende Mensch verabscheue ich alle Taten der Nazis. Meine Bewunderung galt lediglich der Ästhetik ihrer Inszenierungen aus einer kunsthistorischen Perspektive", rudert Bryan Ferry nun öffentlich und eifrigst zurück. Er entschuldige sich unvoreingenommen bei allen, die er mit seinen Äußerungen vor den Kopf gestoßen habe, so der Musiker weiter. Ferrys Kritiker scheinen die Entschuldigung derweil zu akzeptieren und äußern sich erfreut über die "angemessene" aber auch "dringend notwendige" Klarstellung.

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8 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Naja, ästhetisch sind die Filme und die Bauten schon. Natürlich ist da immer dieser fade Beigeschmack... Albert Speer war (auch wenn er bis zu seinem Tod das Gegenteil behauptet hat) eindeutig ein überzeugter Nazi. Und Leni Riefenstahl habe ich es auch nie abgenommen, dass sie angeblich nix mit der Ideologie am Hut hatte, auch wenn sie später wieder "gesellschaftsfähig" wurde.
    Zu Ferry: Eigentlich hätte er sich ja denken können, dass so eine Reaktion folgt. Und wenn er auch noch für eine Marke mit jüdischen Wurzeln modelt, sind solche Äußerungen einfach unüberlegt und dumm.

  • Vor 17 Jahren

    @Gast2
    damit hast du schon Recht, aber trotzdem hätte Ferry sich denken können, dass solche Kommentare kommen.

  • Vor 17 Jahren

    @Anonymous (« In sofern würde ich nicht unbedingt sagen das er ein überzeugter Nazi war »):

    äh, da ist dir wohl entfallen, dass speer außer seiner tätigkeit als haus und hof architekt auch noch reichsminister für bewaffnung und munition oder so war und somit für die kriegswirtschaft der nazis verantwortlich war ... für so einen hohen posten muss man schon ziemlich überzeugt gewesen sein!

  • Vor 17 Jahren

    @István (« Führen wir die "Political Correctness" konsequent weiter, dürfte man sich auch nicht mehr von Geschichtsdenkmälern wie dem Kolosseum in Rom beeindrucken lassen. Denn schließlich wurde dort massiv gegen die Menschenrechte verstoßen - Sklaven mussten gegen Gladiatoren kämpfen, Andersgläubige wurden Löwen zum Fraß vorgeworfen - und das alles vor Publikum.

    Aber niemand kommt auf die Idee, Touristen in Rom eine menschenverachtende Gesinnung vorzuwerden. Von daher ist es durchaus legitim geschichtliche Leistungen außerhalb des politischen Kontextes zu betrachten. »):

    Zwischen dem Kolosseum in Rom und den Akropolis-Bauten in Athen gibt es einen gewissen Unterschied. Ich denke, es manifestiert sich darin schon ein gewisser Niedergang der antiken Kultur. Zumindest was ihren humanen Gehalt anbelangt.

  • Vor 17 Jahren

    @The Great Destroyer («
    Zu Ferry: Eigentlich hätte er sich ja denken können, dass so eine Reaktion folgt. Und wenn er auch noch für eine Marke mit jüdischen Wurzeln modelt ... »):

    Vor allem, wenn er ein ganzes Album mit Stücken eines Songwriters mit jüdischen Wurzeln aufnimmt. Der hatte allerdings auch mal eine heftige evangelikale Phase. Sind die nicht vielleicht einfach etwas überfordert?