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Vanessa Seifert & Tan Erbas - "Deutschrap Under Cover"

Worum gehts?

Wahrhaftig brandneu, weil am Dienstag erschienen, ist dieses Buch: "Deutschrap Under Cover" beleuchtet unser aller Lieblings-Genre zur Abwechslung einmal aus einem komplett anderen Blickwinkel. Statt die Musik nimmt es die Coverartworks ausgewählter ikonischer Deutschrap-Alben unter die Lupe und erzählt ihre Entstehungsgeschichten. Autorin Vanessa Seifert hat dafür unzählige Interviews geführt. Sie sprach, was schon viele vor ihr getan haben, mit den Musiker*innen über ihre Wünsche, Vorstellungen und Vorgaben, wie sie ihre Musik verpackt haben wollten. Sie sprach aber auch - und das ist das Besondere dieses Mammutprojekts - mit den Menschen, denen die Gestaltung der Cover dann auch wirklich oblag: Grafiker*innen, Fotograf*innen, Mediengestalter*innen und andere Künstler*innen erzählen, wie sie mehr oder minder konkrete Anweisungen und Hirngespinste in greifbare Kunstwerke verwandelt haben.

Wer hats geschrieben?

Vanessa Seifert schrieb zwar auch bereits über Deutschrap, zum Beispiel gerne und oft für Rap'n'Blues, in erster Linie ist sie aber Grafikerin und Illustratorin. Das merkt man ihren Texten an: Statt sich groß mit geschliffenen Formulierungen aufzuhalten, fokussiert sie sich hier auf ihre Kernkompetenz: Mit sachkundigem Blick für Details und Bildkompositionen stellt sie die richtigen Fragen, um ihren Gesprächspartner*innen manche bisher ungehörte Story aus der Nase zu ziehen.

Ihr partner in crime Tan Erbas, Gründer und Geschäftsführer des Berliner Burgeramts, operiert als der Mann im Hintergrund: In seinem Lokal gehen (aus guten Gründen) die Damen und Herren Rapper*innen ein und aus. Er kennt quasi jede*n samt Mutter, Tante und Schwippschwager. Entsprechend stellte er nicht nur Räumlichkeiten und Futter bereit, um den diesem Buch zugrunde liegenden Interview-Wahnsinn halbwegs heil überstehen zu können, sondern er wusste im Zweifel auch, wo man anrufen muss, um den einen oder die andere zu erreichen.

Wer solls lesen?

Rap-Fans sind die Alben, die "Deutschrap Under Cover" abhandelt, wohl bestens vertraut. Die Musik kennt sowieso, aber auch die Artworks hat, wer an hiesigem Hip Hop interessiert ist, hundertmal betrachtet, in der Hand gehalten, viele davon wahrscheinlich sogar im eigenen Plattenschrank stehen. Doch wie oft hat man sich schon gefragt, was man da eigentlich sieht und wie es entstanden ist? Selbst Genre-Nerds erfahren hier noch Neues. Deutschrap-Verächter könnten mit diesem Buch trotzdem klarkommen, sofern sie Interesse an Grafik und Gestaltung mitbringen. Es geht ja ums Gucken, nicht ums Hören.

Das beste Zitat:

"Nachdem Julian von Cleptomanicx das komplette Soundsystem hochgeschleppt hatte, das Fotoequipment aufgebaut und die Musiker vor der Aussicht Richtung Dammtor Bahnhof platziert waren, tauchte ein Problem für den Fotografen Gulliver Theis auf: Die Fotoblitze wurden über Funk ausgelöst, doch auf dem Dach des Bunkers standne einige Handyantennen, die das Signal immer wieder störten. So lösten die Blitze ständig aus, ohne dass ein Foto entstand. Drei Künstler zu koordinieren, wenn man das erste Mal ein Shooting leitet, ist schon schwer. Doch in Kombination mit eisiger Kälte und Kameratechnik, die wegen störender Funkwellen verrückt spielt, ist Endlevel."

Wertung: 4/5

Text von Dani Fromm

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