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Joni Mitchell - "Court And Spark"

Obwohl Bob Dylan beim ersten Anhören von "Court And Spark" eingeschlafen sein soll: Schwungvolle Songs überwiegen. Die Protagonisten der Texte treiben sich viel herum. Auf Partys wundert sich Joni Mitchell über den eitlen Unsinn, den Leute labern, "People's Parties" hält damit nicht hinterm Berg. Eigentlich geht Trubel der Sängerin auf den Keks, zumindest der Ich-Erzählerin der Stücke: Alle Lieder sind aus der Ich-Perspektive geschrieben.

Fast möchte man die Platte da für autobiographisch halten, in Teilen gilt das als gesichert: In der Stadt der Liebe findet die Kanadierin trotz des Metropolen-Gewirrs ihren Frieden. "Ich war ein freier Mensch in Paris, keiner bat mich um einen Gefallen (...) wenn ich den Champs-Elysées entlang von Café zu Kabarett zog und nach diesem guten Freund von mir suchte", lobt sie eine Auszeit à la Francaise. Der "gute Freund" ist David Geffen von ihrem Label Asylum, der später Geffen Records gründet. Die Herren Crosby & Nash (ohne Stills & Young) umrahmen den edlen Schnörkel-Folk "Free Man In Paris", und der blinde Romantiker José Feliciano zupft die akustische Gitarre traumhaft stringent.

Querflöte oder auch einmal Trompete reichern die durchweg schönen, gekonnt ins Ohr schießenden Kompositionen an, bis sie mit wenig Aufwand symphonisch klingen. "The Same Situation" nimmt ein Streicher-Ensemble in Dienst, einmal jammt Joni meisterhaft am Clavinet-E-Piano. Statt eines "Big Yellow Taxi" (leider nicht drauf) parkt ein "Car On A Hill" (auch super), während die Reisende gerade "Just Like This Train" unterwegs ist. Mit "Raised On Robbery" und Robbie Robertson an der Gitarre enthält "Court And Spark" eins von Mitchells all-time-best-cuts, das Album zählt zu ihren Top-Releases.

Auf dem Cover, wie so oft: eines ihrer Aquarelle. "Bestes Album 1974" laut einer Jazz-Zeitschrift damals. Stimmt: Pop-Catchiness, Folk-Aufrichtigkeit und Jazz-Vibes fanden selten so geschickt zusammen. Mitchell beschrieb die Platte als "Diskurs über romantische Liebe vor dem Hintergrund der damaligen Zeit". Brian Eno fasste sich kürzer: "Ein perfektes Album.".

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Joni Mitchell - "Court And Spark"*

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