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Ray Cokes "My Most Wanted Life"

Ex-MTV-Moderator Ray Cokes liefert mit seiner Autobiographie "My Most Wanted Life" eine gelungene Mixtur aus Tratsch, Geschichten über die Musikindustrie und sein turbulentes Privatleben ab. Vielgestaltig und voller skurriler Geschichten à la Wie-ich-einmal-Küchenchef-eines-Fake-Hardrock-Cafés-in-Brüssel-war schildert Cokes seine Entwicklung hin zum prägendsten Moderator der Geschichte des Musikfernsehens. Immer mit Hang zu britisch ironischer Selbstreflexion. Falsche Eitelkeit ist ihm fremd, nur allzu normale Probleme wie das Verlassenwerden, Depressionen und ähnliche Aufs und Abs werden abgehandelt, genauso wie die unverzichtbaren Geschichten von Sekt, Drops und Rosenkohl.

Dabei lernt man auch den romantischen Ray kennen, der seine Melanie nach elf gemeinsamen Jahren romantisch in Südfrankreich ehelicht. Und bei dieser kleinen Feier im Kleinstkreis von 980 Gästen treten dann so nebenbei The Cure auf, die Cokes auch noch die Reisekosten abnehmen, nur damit er und seine Melanie genug Geld für die Flitterwochen übrig haben. Ein rasantes, kunterbuntes Leben: Immer auf Reisen, roten Teppichen oder auf dem Rücken eines schnellen Motorrads, eine der großen Leidenschaften des MTV-Pioniers. Man merkt schnell, das sich "Most Wanted" nicht nur auf den Titel seiner Sendung bezieht, er hätte es definitiv schlechter treffen können.

Aber auch der Fall des Popstars unter den Popstar-Ansagern führt uns zur Katharsis, die Schilderung des Eklats in Hamburg, der seiner Zeit bei MTV ein jähes Ende bereitete, generiert Mitgefühl statt Schadenfreude, weil Ray Cokes nicht nur versucht, cool rüberzukommen, sondern einfach authentisch ist. "Wenn es Garantien gibt, dann nur auf Waschmaschinen" - auch die deutsche Übersetzung versteht es, Ray Cokes' lockeren Sprachstil zu transportieren. Sicherlich aber auch im englischen Original sehr lesenswert.

Ray Cokes, "My Most Wanted Life", Schwarzkopf & Schwarzkopf, deutsch/englisch, 19,95 Euro. Wertung: 4/5.

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