Der bestverdienende Tote ist ein Jahr nach seinem Ableben erneut auf allen Kanälen zu sehen.

Los Angeles (adm) - Wer jetzt noch nicht weiß, dass sich Michael Jacksons überraschender Tod morgen zum ersten Mal jährt, lebt womöglich in irgendeiner vergessenen Höhle in den Salzwüsten Zentralasiens. Zum Todestag ist Jacko wieder auf allen Kanälen präsent - aus denen er eigentlich gar nie richtig verschwand.

Pro7 feiert heute den "Michael Jackson Day", dessen Kernstück um 20.15 Uhr die TV-Premiere der Jacko-Konzertdoku "This Is It" sein wird. MTV schaltet Jackson Sondersendungen. Für den Freitag sind an verschiedensten Orten Gedenkfeiern zum Todestag geplant. Unter anderem organisierten Fans für morgen ein Tribut-Konzert in Beverly Hills, das von Jacksons Mutter Katherine offiziell den Segen bekommen hat.

"Disneyland der Toten" erwartet Fan-Ansturm

Derweil wird Jackos Grabstätte auf dem als "Disneyland der Toten" bekannten Prominentenfriedhof "Forest Lawn Memorial" in L.A. für eine "Todes-Party" hergerichtet (Berliner Kurier). Fans dürfen zwar den Friedhof betreten und Blumen in der nähe von Jacksons Grabstätte niederlegen, sein Mausoleum wird aber nur für Familienangehörige geöffnet.

Die Gedenkfeiern sind indessen eine reine Fan-Angelegenheit. Jacksons Familie kündigte keine offizielle Feier ihrerseits an. Sie hält sich demonstrativ vom Rummel fern, profitiert dabei allerdings bestens vom Totenkult um Jacksons Figur.

Eine Milliarde Dollar an Einnahmen

Tatsächlich 'verdient' Jacko seit seinem Tod mehr als zu Lebzeiten. Billboard schätzt, dass der Jackson-Nachlass rund eine Milliarde Dollar in die Kassen der Verbliebenen gespült hat. Alleine die Musikverkäufe generierten rund 430 Mio. Dollar, 392 Mio. Dollar entfallen auf Film- und TV-Aufnahmen, weitere 196 Mio. Dollar wurden durch Musikverlage, Lizenzen und einen neuen Plattenvertrag (zehn Alben bis 2017) erwirtschaftet.

Jeder will ein Stück vom Kuchen

Nach dem Sorgerechtsstreit um Jacksons drei Kinder, den Mutter Katherine gewann, versucht jedes Mitglied der zerstrittenen Jackson-Familie auf eigene Weise, sich an Michaels stetem Ruhm zu laben. Seine Erben - Mutter Katherine und ihre drei Enkel Prince, Paris und Blanket - müssen sich aufgrund massenweise Tantiemen keine Sorgen um ihre finanzielle Zukunft machen.

Der vom Erbe ausgeschlossenen Vater übt sich unterdessen in verschiedenen Klagen, unter anderem wegen fehlender Unterhaltszahlungen (nicht erfolgreich), gegen den Konzertveranstalter AEG Live, der verantwortlich sei für Michaels Tod (noch in der Schwebe) und nun offenbar auch gegen Jacksons Arzt Conrad Murray, der sowieso schon auf der Anklagebank sitzt: Die Staatsanwaltschaft von Los Angeles beschuldigt ihn der fahrlässigen Tötung an Michael. Ob und wann es zum Prozess kommen soll, ist noch nicht bekannt.

Kein Interesse an Tributeshows

Auch Michaels Brüder Jermaine und Marlon versuchen vom Kult um den "King of Pop" zu profitieren, scheiterten mit ihren "Tribute-Shows" aber beide gleichermaßen. Erst wurde Jermaines Wiener Show wegen mangelnder Star-Auftritte um ein Jahr verschoben, dann fiel auch das Ersatzdatum im Juni 2010 in London ins Wasser.

Das von Marlon initiierte Tributkonzert in Rom, das eigentlich morgen über die Bühne gehen sollte, wurde aufgrund mangelnden Interesses bereits vor zwei Wochen abgesagt. Von 70.000 möglichen Eintritten wurden lediglich 3.500 verkauft.

Tod ermöglichte radikalen Imagewandel

Der Goldesel wird noch lange Dukaten scheißen. Auktionen mit MJ-Artikeln erzeugen so hohe Preise wie nie. Im Dezember beispielsweise werden in Paris bisher unbekannte Porträts von Jackson versteigert. Der Cirque du Soleil plant zudem eine Jacko-Show in Las Vegas, Ubisoft entwickelt ein von ihm inspiriertes, interaktives Videospiel.

Jacksons Tod lässt nicht nur die Kassen klingen, er zog zudem einen radikalen Imagewechsel nach sich. Wer mag sich noch an die verschwendungs- und medikamentensüchtige, skandalumwitterte Persönlichkeit erinnern, die Babys über Balkone baumeln ließ? Diese Aspekte werden seit seinem Tod im kollektiven Gedächtnis konsequent ausgeblendet. Negative Berichte über Tote ziemen sich nicht.

Mythos Jackson

Was bleibt, ist ein Mythos, der offenbar nicht aufhören will zu wachsen. Nicht nur in dieser Hinsicht fügt sich Jackson nahtlos in die Reihen von Elvis Presley oder John Lennon ein.

Nach seinem Ableben sprach man vom Ende des Pop-Zeitalters, da der Welt der letzte, alle vereinende Superstar abhanden kam. Doch Michael Jackson hat dem Tod ein mächtiges Schnippchen geschlagen: Durch sein Vermächtnis lebt er weiter.

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