laut.de-Kritik

Abwechselnd, kurzweilig, amüsant. Kurzum: perfekt!

Review von

Das mittig im Album angesiedelte "I Lust You" klingt ganz exemplarisch für den Rest des Albums wie die 80er Jahre und kann sich erst gegen Ende des Liedes ans sichere Ufer retten. Indem Fall ist das sichere Ufer ein runder, guter Mix aus 70er-80er Jahre und aktuellen Hip-Hop bis Electro-Einflüssen. Ungefähr so klingt auch der Rest des Albums. 100 mal gehört und trotzdem erfrischend neu.

Mit einer nüchternen aber eindrucksvollen "Neon Theme" beginnt das Meisterwerk. Hier wird klar, dass man nicht das Normale erwarten darf sondern Musik der Extraklasse aus England. In Lied zwei findet sich der erste Höhepunkt. "Dream Cars" errinnert mich ein bisschen an die Pet Shop Boys, nur besser. Schneller, höher, weiter scheint die Devise der beiden Engländer zu sein. Noch melodiöser präsentiert sich "I Told Her On Alderaan". Der Vergleich mit Depeche Mode liegt ziemlich nahe. Nur, ja ich wiederhole mich aber trotzdem, besser.

Jeder Song klingt bekannt und doch ungewohnt. Schuld ist die Neuanrührung alter Sounds mit neuen Zutaten. Bestes Beispiel ist "Trick For Treat". Ein derbe reinhauender Electrobeat, unkonventionelle Rapeinlagen und eine hohe aber eingängige Hook. Fertig ist das Neon Neon Gemisch. Beschreiben lässt es sich als extrem explosiv und leicht entzündlich.

Nachdem der Track vorbei ist, geht die Platte richtig los. Bereitet man sich nach dieser Bombe auf das nächste Elektro-Hip-Hop-Pop Attentat vor, wird man bitter entäuscht. Was folgt, fällt vielmehr in die Kategorie "Schmachthits der Eighties". Es zeigt sich, dass die Engländer ein Gespür für derartige Neuauflagen von alten Songs haben. Das beweisen sie eben auch auf "I Lust You" eindrucksvoll. Mit der Zeit mausert sich der Track zum stärksten auf der Platte. Die altbackenen Elektrosamples und eine wahnsinnig kitschige, aber passende Hookline sorgen hier für Gänsehaut.

Es sind die Kontraste, die dieses Album groß und gut machen. War "I Lust You" eine schmachtende Ballade, könnte "Sweat Shop" locker von einem 50 Cent Album kommen. Stöhnende Frauen und dreckige Rapeinlagen sorgen hier für die nötige Atmosphäre. Am meisten erstaunt jedoch, dass selbst auf böse gemachte Tracks überzeugen und keinesfalls peinlich wirken.

Aber weiter im Takt. "Belfast" erreicht das oben angesprochene Ufer von Anfang an. Wunderbar der Gesang und die Instrumentierung. Elektro kann ja so einfühlsam sein. Der Rest der Platte bietet im Prinzip das Gleiche. Aber nur im Prinzip. Jeder Song hat seine Kanten, seine Schwächen und vor allem seine Stärken.

Es sollte offensichtlich sein, das englische Pärchen trifft bei mir einen Nerv. Selten habe ich mich auf Albumlänge so prächtig und vielseitig amüsiert gefühlt. Dafür gibt es fünf seltene Punkte.

Trackliste

  1. 1. Neon Theme
  2. 2. Dream Cars
  3. 3. I Told Her On Alderaan
  4. 4. Raquel
  5. 5. Trick For Treat
  6. 6. Steel Your Girl
  7. 7. I Lust You
  8. 8. Sweat Shop
  9. 9. Belfast
  10. 10. Michael Douglas
  11. 11. Luxury Pool
  12. 12. Stainless Style

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1 Kommentar

  • Vor 15 Jahren

    Zuerst einmal muss ich den Rezensor verbessern:

    Neon Neon besteht keinesfalls aus einem "englischen Paerchen" :), sondern vielmehr aus Gruff Ryss (Waliser, Sänger von den Super Furry Animals & Solo-Artist) und Boom Bip (Amerikaner, DJ, Electro+HipHop Produzent).
    Diese Infos machen es dann sehr leicht diese Platte zu verstehen, denn das bisherige Schaffen der beiden wird in einen grossen Topf geschmissen, noch ein paar kompetente Gaeste dazu und fertig ist Neon Neon.

    Wie kommt Moritz auf diesen Vergleich von "I told her on Alderaan" mit Depeche Mode, das ist mir schleierhaft?¿? Ich verehre Depeche Mode seit den 80ern, aber einen Song, der zu dem Vergleich passen wuerde, hab ich von ihnen noch nicht gehoert, - das ist einfach eine ganz andere Baustelle.

    Ansonsten gute Platte, aber bei wohl eher max. 4 Sterne.

    Noch ein Tip: Sommer, toller Tag, Autofahren und dazu Super Furry Animals hoeren (z.B. die Alben "Phantom Power" oder "Rings Around The World"; die beiden Platten haben uebrigens auch alle Sterne der Welt verdient).