laut.de-Kritik

'Shawty wanna fuck' - eine solide R'n'B-Nummer.

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Ob man ihn nun mag oder nicht – eines muss man ihm lassen: Seit Jahren behauptet sich Nelly gegen die deutlich jüngere Pop- und R'n'B-Konkurrenz. Auch mit fast 40 Jahren liefert er zuverlässig Radio- und Party-Hits ab und gehört mit über 20 Millionen verkauften Platten zu den erfolgreichsten Künstlern des vergangenen Jahrzehnts. Der gebürtige Texaner fühlt sich in den Charts pudelwohl. Kein Grund also, vom bisherigen Weg abzuweichen.

Und dass er noch immer etwas von Party versteht, zeigt Nelly gleich zu Beginn mit "Get Like Me". Auch wenn die Nummer stark an "Drop It Like It's Hot" erinnert – sie macht eben genauso viel richtig wie Snoops Partyhymne. Was auch an den Features liegt: Neben Producer Pharrell liefert Rap-Barbie Nicki Minaj einen ansprechenden Part ab.

Ebenfalls ein Highlight des Albums: "Rick James". Der coole 90er-Funk-Beat ist geradezu prädestiniert, um in sämtlichen Clubs rauf und runter zu laufen. Okay, "I'm rich, bitch … like Rick James" kommt, nachdem Dave Chapelle den Satz populär machte, fast zehn Jahre zu spät, um wirklich originell zu sein. Mit seinen Texten wird Nelly auch keine Preise mehr gewinnen - will und muss er aber gar nicht. Der Song funktioniert trotzdem hervorragend, selbst wenn T.I.s Part verzichtbar klingt.

Das Niveau dieser beiden Highlights erreicht Nelly ansonsten allerdings eher selten. Zu oft bedient er sich aus dem typischen R'n'B-Baukasten der vergangenen Jahre und geht auf Nummer sicher: Rummelplatzbeat, Frauengestöhne und "Shawty wanna fuck" ins Mikro gehaucht – fertig. Ob man ihm unbedingt dabei zuhören will, wie er in "Give U Dat" seine Angebetete in allen möglichen Stellungen beglückt, ist Geschmackssache. "That good sex got you so wet / You got an ocean all in my bed" – da bleibt kein Raum für Interpretationen.

Nelly liefert auf "M.O." eine typische, wenn auch solide R'n'B-Nummer nach der anderen ab: Ob "U Know U Want To", "IDGAF" oder "Heaven" – Stücke, die keinen vom Hocker hauen, aber sich auch keinen Ausreißer nach unten erlauben.

Die gibts auf "M.O." dafür an anderer Stelle: Bei "Maryland, Massachusetts" etwa will man nach einer halben Minute die Skip-Taste drücken. Denn eine Hook, in der Nelly dem Hörer 25 Sekunden am Stück den Songtitel durch ständige Wiederholung eintrichtert, bleibt zwar erst mal im Kopf, kommt einem aber auch schnell wieder zu den Ohren heraus.

Wirklich unerklärlich ist allerdings, was die Produzenten von "All Around The World" geritten hat, das im oft zitierten Auto-Scooter-Sound daherkommt - definitiv der trashigste Beat des Albums. Zudem vergreift sich Nelly bei den letzten beiden Features: Sowohl im arg schnulzigen "Walk Away" mit der Country-Band Florida Georgia Line sowie beim bedeutungsschwangeren "Headphones" mit Nelly Furtado wirken die Kollaborationen arg aufgesetzt und die Gitarrensounds selbst für Genre-Verhältnisse kitschig. Das hätte er alleine besser hinbekommen, was das eingängige "Hey Porsche" beweist.

Highlights, Mittelmaß und Ausfälle halten sich insgesamt die Waage. Dennoch besteht kaum ein Zweifel, das Genrefans an "M.O." ihre Freude haben werden: Ein Rapper ist der 39-Jährige schon lange nicht mehr, er gibt aber auch nicht vor, einer zu sein. Stattdessen liefert Nelly das, was man erwartet. Die beste Nachricht zum Schluss: Im Gegensatz zu vielen Kollegen kommt Nelly über Albumlänge fast ohne Autotune aus. Danke dafür!

Trackliste

  1. 1. Get Like Me feat. Nicki Minaj and Pharrell
  2. 2. Give U Dat
  3. 3. Rick James feat. T.I.
  4. 4. Heaven feat. Daley
  5. 5. Maryland, Massaschusetts
  6. 6. 100K feat. 2Chainz
  7. 7. All Around The World feat. Trey Songz
  8. 8. IDGAF feat. Pharrell and T.I.
  9. 9. U Know U Want To
  10. 10. Walk Away feat. Florida Georgia Line
  11. 11. Headphones feat. Nelly Furtado
  12. 12. Hey Porsche

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