laut.de-Kritik

Blues-Legende trifft auf Rock'n'Roll-Giganten.

Review von

Musik ist meist mehr als nur die Summe der einzelnen Teile. Ginge es nur nach den Namen, wäre die Kombination auf dieser DVD eine der aufregendsten der Musikgeschichte. Die Blues-Legende und die Rock'n'Roll-Giganten auf einer Bühne vereint, nicht weniger als eine klingende Offenbarung müsste man sich erwarten.

Davon ist der hier zu sehende Auftritt in Buddy Guys Checkerboard Lounge im Jahre 1981 aber weit entfernt. Da kommen die Superstars, die gerade auf Welt-Tour sind, nach Chicago und platzen in den Winzclub, als Waters schon auf der Bühne steht. Die Stones samt Entourage pardauzen sich sogleich in die erste Sitzreihe, wo erst mal ein Schampus gekippt wird.

Erst zu "Baby Please Don't Go" ruft Waters Mick Jagger, Keith Richards und Ron Wood auf die Bühne. Einmal mehr beweist der Stones-Fronter, dass er klamottentechnisch der Zeit weit voraus ist. Den Ellesse Jogginganzug aus roter Ballonseide tragen Horst und Elsbeth in Wanne-Eickel nämlich erst fünf Jahre später.

Die ersten Takte mit den Stones im Line Up gestalten sich etwas hölzern. Richards - schon leicht angeschickert - und Jagger machen eine etwas tapsige Figur. Vor allem der Sänger der Stones glänzt mit etwas spackigen Dance-Moves.

So treffen sich auf der Bühne im Laufe der eineinhalb Stunden gefühlte 86 Musiker, die zusammen Spaß haben, sich einen hinter die Binde gießen und ein wenig musizieren. Das hat etwas von einer Open Mic-Session der etwas prominenteren Sorte; künstlerisch nicht allzu wertvoll, aber unterhaltsam. Was allerdings Clubbesitzer Buddy Guy damit bezweckte, den sichtlich neben sich stehenden Lefty Dizz auf die Bühne zu lassen ... vielleicht war da noch eine Wette am Laufen. Dem sturzbesoffenen Gitarristen hätte man Einhalt gebieten müssen. Aber das gehört wohl auch zum zwanglosen Charakter der Show.

Das Bild ist zwar nicht exzellent, aber im Anbetracht der Widrigkeiten, die ein Auftritt in einem derart kleinen Club mit sich bringt, nahezu optimal. Zudem gelang den Machern eine superbe Politur im Sound, so dass die sich im Umlauf befindlichen Bootlegs dieses Gigs rapide an Wert verlieren dürften.

Abseits von der einen oder anderen drogen- und alkohol-induzierten Unzulänglichkeit kommt man in den Genuss einer launigen Partynacht. Da dürfte noch die eine oder andere Flasche Puffbrause die Kehle runter gerutscht und das eine oder andere Gramm durch die Sportzigarette in Rauch aufgegangen sein. Aber: "No cocaine!"

Trackliste

Bonus

  1. 1. Sweet Little Angel
  2. 2. Flip Flop And Fly
  3. 3. Introduction
  4. 4. You Don't Have To Go
  5. 5. Country Boy
  6. 6. Baby Please Don't Go
  7. 7. Hoochie Coochie Man
  8. 8. Long Distance Call
  9. 9. Mannish Boy
  10. 10. Got My Mojo Working
  11. 11. Next Time You See Me
  12. 12. One Eyed Woman
  13. 13. Baby Please Don't Go
  14. 14. Clouds In My Heart
  15. 15. Champagne And Reefer
  16. 16. Instrumental 1
  17. 17. You're Gonna Miss Me When I'm Gone
  18. 18. Black Limousine

Bonus

  1. 17. You're Gonna Miss Me When I'm Gone
  2. 18. Black Limousine

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3 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Muddy ist cool, aber die beiden Gitarreroes kann ich mir kaum noch antun. Und das obwohl ich ausgemachter Keith-Fan bin.
    Man hat den Eindruck die Proben bei ihren Auftritten, was da an schiefen Tönen rauskommt. Je neuer die Aufnahmen desto mieser. 81 war noch OK.

  • Vor 9 Jahren

    Ich wollte eigentlich schon beleidigend werden, verkneife es mir aber. Das hier ist ein Teil Musikgeschichte, den man so wohl nie wieder irgendwo hören wird. Muddy Waters und Band sind schon einfach eine Ohrenweide für sich...dieser Mann hat den Blues von den Feldern im Süden in die Stadt namens Chicago gebracht. Er hat den Blues elektrifiziert, bzw. er ist musikhistorisch der Hauptprotagonist dafür. Und wenn sich hier die Stones in die erste Reihe "pardauzen", dann nur deswegen, weil die Plätze für sie als Ehrengäste reserviert waren. Es kann doch wohl niemand glauben, dass Muddy Waters in einem Club in Chicago spielt und die besten Sitzplätze vor der Bühne einfach so frei bleiben. Selbst wenn Blues in den frühen 80er Jahren nicht so populär war...Wer noch nie einen Blues Gig gesehen hat wird sich wundern, warum erst mal die Band spielt, bis der Hauptakteur des Abends zehn Minuten später die Bühne betritt. Aber das ist normal! Die Stones sind danach reingekommen und haben sich ne Flasche Whiskey bestellt, na und..? Wer würde das nicht machen in einem Bluesclub und gefühlten 20 Leuten in der Entourage?? Auf die Klamottenkritik seitens Jagger muss man hier ja wohl nicht eingehen. Scheinbar bewegt sich der Kritiker hier lieber in Paris oder Mailand. Hier geht es um die Musik. Und die ist einfach großartig! Natürlich ist das ganze eine Open Mic-Session, genau das macht das Flair dieser ganzen Aufnahme aus!! Hier geht es nicht um Perfektion und auch nicht um DAS ganz Große Ding. Wir sehen hier einfach nur eine der BESTEN dokumentierten Sessions von alten Bluesmusikern, die zum Teil noch aus dem Delta kommen, mit ein paar Briten, deren Hingabe zu dieser Musik zu ihrem großen Erfolg geführt hat, zusammen auf einer Bühne. Und sie haben alle zusammen Spaß! Blues ist nicht Perfektion. Blues ist zusammen zu spielen, zusammen zu fühlen, und Spaß zu haben. Und zwar nach ein paar Drinks, dem ein oder anderen Zug an nem Pfeifchen, vielleicht noch nach der ein oder anderen Dame Ausschau zu halten und dabei zu singen und zu spielen! Schade dass es so etwas nur noch ganz ganz selten gibt.