laut.de-Kritik

Guter Classic Rock mit Folk-, Soul- und Country-Färbung.

Review von

Gutes Songwriting ist gar kein Ausdruck für das Album "Rearrange Us" der Philadelphia-L.A.-Portland-Band Mt. Joy. Den im Gruppennamen verankerten Berg der Freude erklimmt das Quintett mit Leichtigkeit. Von einem Gospel-Soul-getränkten Intro finden Mt. Joy mühelos zu einem Energie entladenden Rock-Gebratzel im selben Song. Fließt das Album in seinem unheimlich amerikanischen Klang mit Country-California-Orgeln gemütlich durch seine stilleren Abschnitte, kommen einem schnell mal die alten Woodstock-Veteranen Country Joe & The Fish und der Doktor solcher Stilfusionen, Jackson Browne, als Referenzen in den Sinn. Wo immer Keyboards zum Einsatz kommen, gelingt Tastenfrau Jackie Miclau eine vollendete Zeitreise in die späten 60er, frühen 70er.

Americana-Pop mit jazzrockigem Posaunen-Solo in "Every Holiday" löst flockigen Pop-Folk ab, der mit psychedelisch verschwommener Melodie im Titeltrack "Rearrange Us" glänzt. Nostalgischer Beat-Rockabilly in "Come With Me" trifft auf Britpop-geprägten Spaß mit sportlichen Piano-Figuren und Gitarrenriffs in "Death". Ruppig gestaltetes Gitarren-Bass-Schlagzeug-Gestrüpp tritt während "Acrobats" mit Klavierdonner in einen inneren Wettbewerb. Industrial-Ästhetik verschmilzt mit Westcoast-Harmonien. Die Binnenspannung der Kompositionen wirkt enorm. Das Ausdrucksrepertoire von Sänger Matt Quinn trägt in jedem der verschiedenen stilistischen Kontexte.

Mal tupfen die Instrumentalisten von Mt. Joy die Töne im Stile von The Lumineers hin, für die sie Support spielten, und an die sie in "Witness" erinnern. Das reduzierte, gesanglich aber intensive "Us" geht in Richtung 'Unplugged', nutzt den Resonanzkörper der Gitarre als Kickdrum, zieht sich aber so wie die daran anknüpfende Ballade "Become" (mehr Fragment als Song) etwas zäh. Beides überzeugt stimmungsmäßig und mit einer plötzlich kauzig-anstrengend genäselten Modern Rock-Gesangstechnik des Frontmanns nicht - diese Stücke tragen einen merkwürdig moralischen Unterton. Blendet man sie aus, ist das vielseitige Album absolut perfekt.

Als Anspieltipps zum schnellen Hineinhören und "mal-Auschecken" eignen sich das perkussive Pianopop-Drama "Strangers", der fabelhafte Harmoniegesang der 46 Sekunden "Have Faith" und die fröhlichen Soul-Grooves von "My Vibe", einer Nummer mit vollkommener Gute Laune-Garantie und hohem Ohrwurm-Infektionsrisiko. Mt. Joy beweisen als Folkrock-Band ordentlich Soul-Kompetenz und Sinn für Album-Dramaturgie. Sie übermitteln mit ihrem virtuos-lässigen Spiel eine angenehme Heiterkeit, die nie banal wirkt und immer mit den Größen der Classic Rock-Historie Schritt hält. So schön und detailverliebt, wie das Plattencover-Artwork ausschaut, so klingt auch die hochwertig abgemischte Musik.

Trackliste

  1. 1. Bug Eyes
  2. 2. Rearrange Us
  3. 3. Have Faith
  4. 4. My Vibe
  5. 5. Let Loose
  6. 6. Every Holiday
  7. 7. Come With Me
  8. 8. Death
  9. 9. Acrobats
  10. 10. Witness
  11. 11. Us
  12. 12. Become
  13. 13. Strangers

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