laut.de-Kritik

Tobias Regner, pack' dein H&M-Nietenarmband ein!

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Wie geht es weiter mit der Band, die nach dem Ausstieg von Trommler Håkon Gebhardt auf zwei Köpfe geschrumpft ist, fragten sich nicht wenige Anhänger Motorpsychos. Was sollte nach Experimentalausflügen mit Jaga Jazzist Horns und dem neu aufgelegten Westernsoundtrack "The Tussler" auf dem ersten Album zu zweit schon kommen? Das schwer rockende Doppelalbum "Black Hole/Blank Canvas" ist die richtige Antwort auf alle Spekulationen um die Band der bisher - grob geschätzt - tausend veröffentlichten Alben.

Reduziert gehen Gitarrist Hans Magnus Ryan (Snah) und Bent Sæther, der neben seinem Einsatz als Sänger und Bassist auch noch Schlagzeug spielt, zu Werke. Das heißt natürlich keinesfalls leise, stattdessen lassen die beiden das klassische Rockbesteck sprechen und holen eine richtige Musikdampfwalze aus der Garage, aber auch an ruhigere Teile mit mehrstimmigem Gesang hat das Duo gedacht. Hier brennt die Hütte. Tobias Regner, pack' dein H&M-Nietenarmband ein, so geht Rock 'n' Roll!

Der Opener "No Evil" beginnt mit typischer Motorpsycho-Single-Note-Gitarre. Ein warmer Sound geht vom Bass aus, während das Drumset drauflos ballert. Alles verschmilzt zu einer dynamischen Einheit. Immer wieder löst mehrstimmiger Gesang das einprägsame Gitarrenlick vom Anfang ab. Während der sechs Minuten feiern sie den Sechssaiter so richtig ab, mit ordentlichen Soli und allem was dazugehört. Einige Sololines klingen ansatzweise nach der Melodie von Franz Ferdinands "Tell Her Tonight". Verehrung oder Zufall?

Bents Stimme kommt immer ein wenig aus dem Hintergrund, um schließlich in den Refrains voll da zu sein. Wahnsinn, wie er seinen Hals bei "In Our Tree" aufreißt. Darunter: Klangfülle in Vollkommenheit. Immer wieder erwähnenswert ist Snahs brillante Gitarrenarbeit. Einen weiteren Höhepunkt stellt "Critical Mass" dar. Bass und Gitarre schrubben simultan, etablieren eine Dauersteigerung. Der Klang wird allmählich intensiver, bis er am Ende für wenige Sekunden seine ganze Fülle erreicht. Für solche Songs muss man diese Band einfach lieben.

Schon nach der ersten Platte, die mit immerhin 42 Minuten Musik aufwarten kann, stellt sich Zufriedenheit ein. Keine Zeit verschwendet - in diese Songs, in diesen Sound kann man sich reinlegen. Verträumt und weit schwebt "Sancho Says" ein, um sich ebenfalls in eine Art Rausch hineinzuschrauben, der aber deutlich sanfter bleibt, als die teils orgiastischen Tracks der ersten Scheibe. Noch etwas entspannter schleicht sich "Before The Flood" an. Das soll allerdings nicht heißen, dass sich die Motorpsychos zurücklehnen und den zweiten Teil des Albums zu reinen Shoegazern mutieren lassen. Auch die zweite Hälfte schiebt hier und da ordentlich, lässt aber mehr Platz für ruhige Nummern.

Die beiden Zurückgebliebenen kristallisieren konsequent ihre Stärken heraus und legen ein wirklich gutes Album vor. Ein Fest für Fans von Musik, in der die Gitarre einen gebührenden Platz erhält - und das über eine Spielzeit von mehr als 80 Minuten.

Trackliste

CD1

  1. 1. No Evil
  2. 2. In Our Tree
  3. 3. Coalmine Pony
  4. 4. Kill Devil Hills
  5. 5. Critical Mass
  6. 6. The 29th Bulletin
  7. 7. Devil Dog
  8. 8. Triggerman
  1. 1. Hyena
  2. 2. Sancho Says
  3. 3. Sail On
  4. 4. The Ace
  5. 5. L.T.E.C.
  6. 6. You Lose
  7. 7. Before The Flood
  8. 8. Fury On Earth
  9. 9. With Trixeene Through The Mirror, I Dream With Open Eyes

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