laut.de-Kritik

Erfrischende Psychedelic-Rock-Mixtur aus Indonesien.

Review von

Wie schreibt man über die Platte einer Band, die niemand kennt, aus einem Land, in dem man nie war, in einer Sprache, von der man kein Wort versteht? Schwierig, muss aber sein, denn mit dem Vorgänger-Album "Tabiat" zogen mich Mooner 2017 gleich in ihren Bann.

Zunächst etwas Kontext: Facebook gibt Mooner als "Padangese inspired Indonesian psychedelic rock group" aus. Dass Padang eine Stadt auf West-Sumatra ist, die großen Einfluss auf die traditionelle indonesische Kultur ausübt, lässt sich herausfinden. Die Internet-Gemeinde erklärt mir dann netterweise, dass sich Mooner lyrisch an altertümlich-philosophischen Gedichten bedienen. Wir notieren: Psychedelic-Rock mit traditionellem Einfluss. Wäre das auch geklärt.

Das Intro "Indo" kommt mit einer Sitar auch gleich ziemlich folkloristisch daher. Ich sehe traditionell gewandete Tänzerinnen vor meinem inneren Auge, das Setting ist klar. In "Kelana" betritt dann eine Gruppe langhaariger Männer in Begleitung einer Sängerin die Bühne. Die Folklore weicht einem satten Riff, eine glockenklare Stimme schwebt über dem pumpenden Instrumental. Der Song nimmt sich Pausen, nur um wieder auszubrechen und letztendlich durch die Decke zu gehen. Alles klar, ich bin dabei!

"Menengala" bedient sich ähnlicher Elemente, hier kommen aber für unser europäisches Ohr exotisch anmutende, fernöstliche Harmoniebögen zum Einsatz, die dem Song einen geheimnisvollen Touch geben. Im Flöten-Mittelteil verstärkt sich das noch. Sängerin Shella klingt für diese Art Musik ungewohnt klar, ihre Musiker agieren erstklassig. So entsteht eine erfrischend eigenständige Mixtur im manchmal doch etwas gleichförmigen Psych-Sektor.

"Gasang" startet mit einem Southern-anmutenden Riff, erinnert in seinem Basslauf fast an alten Britpop, wechselt aber gegen Ende zu beinahe klassischem 80s Hard-Rock. Auf "Kama" klingen Mooner plötzlich etwas esoterisch-okkultisch, aber wieso auch nicht, in den Wäldern Sumatras gibt es sicher noch Hexen. Der verspielte Pop in "Aram" geht nicht so geschmeidig ins Ohr. Dafür setzt die Ballade "Renjana" einen perfekten Kontrapunkt. Die Musiker nehmen sich zugunsten von Shellas hier besonders engelsgleichem Auftritt zurück.

"Ilat" kehrt Mooners Heavy-Wurzeln nach vorne. In einer Songstruktur, die etwas an Graveyard erinnert, verpackt die Band Melodien, die man eher von finnischen Hardrock-Bands kennt, bevor die Sitar aus dem Intro den Song nochmal zurück auf Fernost dreht.

"Lamun Ombak" stellt sich als wunderschöne Blues-Ballade heraus. In gemächlichem Tempo gönnt sich die Band hier eine theatralische Pause. Ganz ohne Twist schaffen sie es auch hier nicht, der plötzlich etwas dunklere Stil kombiniert mit Conga und Flöte reißt den Song aber nicht komplett aus seinem Fundament. Zum großen Finale nimmt sich "Umara" zunächst zurück, um am Schluss noch mal die Sau von der Leine zu lassen.

Die Varianz und Qualität der Südostasiaten macht "O.M." zu einem erstaunlichen Album. Manchmal scheinen Mooner ihre Unmenge an Ideen kaum in die Songs unterbringen zu können. Das mag hier und da auch mal anstrengend sein, langweilig aber sicherlich nie.

Trackliste

  1. 1. Indo
  2. 2. Kelana
  3. 3. Menengala
  4. 4. Gasang
  5. 5. Kama
  6. 6. Aram
  7. 7. Renjana
  8. 8. Bahala
  9. 9. Ilat
  10. 10. Lamun Ombak
  11. 11. Umara

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