Details

Mit:
Datum: 14. November 2008
Location: LKA Longhorn
Heiligenwiesen 6
70327 Stuttgart
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Wie in einem Skatepark Mitte der 90er.

Review von Benjamin Buntzel

Auf den Bildern der Australien-Tour Anfang 2008 konnte man bei Millencolin-Drummer Larzon einen Bierbauchansatz erkennen. Hatte die Band meiner Jugendtage etwa Winterspeck angesetzt?

Entsprechend gespannt verfolge ich, wie die Vier kurz vor zehn über die breite Wendeltreppe des LKA Longhorns auf die Bühne herabsteigen. Alle haben sie dasselbe Shirt aus der eigenen Merchandise Kollektion an. Leadsänger Nikola Sarcevic und der hinter ihm Platz nehmende Drummer tragen als Grundfarbe Rot, die Gitarristen auf den Außenpositionen Schwarz.

Larzon versteckt die Wampe schnell hinter den Kesseln, aber der Rest ist definitiv in guter Form und sucht von Beginn an den Kontakt zu den Fans. Diese folgen größtenteils der strengen Uniformität der Band in Sachen Kleidung. In der angenehm gefüllten Halle blitzen überall Shirts mit dem markanten M auf. Man fühlt sich in einen Skatepark der 90er zurückversetzt. Das Publikum und Shirts sind zwar gealtert, aber immer noch jung genug, um die Band mit einer kräftigen Bierdusche zu begrüßen: Auf die Frage "How could you become so big and dumb?" aus " Mr. Clean", hagelt es halb volle Bierbecher.

Vom Supportact The Briggs zuvor mächtig angeheizt scheint die Crowd die Band aus ihrem allzu "cleanen" Zustand eben befreien zu wollen. Während die Roadies noch mit dem Aufwischen beschäftigt sind, singt Nikola schon über "The best ride I ever had" ("Fox"). Er ist zwar nicht mehr "Twenty Two" aber immer noch "So far from all my dreams".

Nostalgie ist heute Programm: man schwärmt von einer Zeit voller Nintendo, Akne, Skateboards und eben Punk aus Örebro, Schweden. So gibt die Melancholie auch heute die Würze zu Gitarrenriffs und Pogo. Die Revivaltour der Mittedreißiger funktioniert und zaubert ein Lächeln auf zahlreiche Gesichter.

Routiniert und stakkato powern sich Millencolin durch den Abend. Die "Special Effects" beschränken sich auf den zum Einsatz des Chorus von "Devil Me" getimeten Fall des Banners hinter der Bühne. Zum Vorschein kommt - wer hätte es gedacht - eine neue Variation des omnipräsenten Firmenlogos.

Überraschend früh geht es in die Zugabenrunde. Gerade mal eine Stunde lang haben Millencolin gespielt. Der Nachschlag ist zwar ganz ordentlich - drei Songs, u.a. "Bullion", der größte Mitgröler des Abends – dennoch zu wenig.

Die Lichter gehen an, die Herde fügt sich ihrem Schicksal und lässt sich von den Bodyguards gen Garderobe treiben. Hier muss ich am eigenen Leibe erfahren, welches Risiko von einem noch nicht vollends verausgabtem Publikum ausgeht: der Biss einer Dame im Gedränge in den rechten Arm! Drum meine abschließende Bitte an Millencolin: Das nächste Mal bitte wieder länger spielen! Macht den Heimweg sicherer, und ist gut für die Figur eures Drummers.

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Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Millencolin

"Melancholy". Das Wort bedeutet für die meisten Schwermut. Für manche ist es aber auch einfach ein Skateboard-Trick ... Und was würde näher liegen, …