Porträt

laut.de-Biographie

Micah

Das Prädikat Multitalent ist schnell vergeben. Meist zu Unrecht. Nur weil die Welt immer schneller und vielfältiger wird, heißt es noch lange nicht, dass eine Person, die einen Blog schreibt, als Szene-DJ auflegt und als unbezahlter Praktikant bei der Werbeagentur XY Briefe einkuvertiert diese Bezeichnung auch verdient.

Der New Yorker Micah Gaugh werkelt jedoch multi durch und durch: Er macht Musik, schreibt Opern und Erzählungen, schauspielert neben Sarah Jessica Parker in "Sex And The City" und ist ein weltweit ausgestellter Künstler. Der Sohn eines Missionars aus Panama ist Teil des alternativen New Yorker-Jet Sets und gilt dort als einer ihrer buntesten Vögel.

Aufgewachsen in Texas, entdeckt der Junge früh seine Liebe zum Saxofon und etabliert sich in den folgenden Jahren als viel gebuchter Instrumentalist bei zahlreichen Jazz-Veranstaltungen. Die Bekanntschaft mit dem amerikanischen Sänger und Gitarristen Arto Lindsay verschafft ihm weitere Auftritte. Lindsay, ein tragender Teil der Brazilian Jazz-Szene, bringt Micah zum alternativen Londoner Label Accidental Records, wo Chef Matthew Herbert unter anderem mit Electro-Tausendsassa Jamie Lidell zusammenarbeitet.

Dank der Möglichkeit, mit etablierten Musik-Größen gemeinsame Sache zu machen, rücken für Micah seine zahlreichen anderen Interessensgebiete in den Hintergrund. Der Saxofonist, der auf etlichen Bühnen der Welt stets nur Teil eines Ganzen ist, will sein eigenes Ding machen und erhält im Sommer 2006 über Accidental Records dazu die Gelegenheit. Doch in welche Richtung geht ein Saxofon spielender Texaner mit Wurzeln in Panama?

Die erste Single liefert die Antwort. Es ist R'n'B, wie man ihn im Jahr 2006 selten hört. Keine beatlastigen Schmachtfetzen, durchzogen von materialistischen oder anzüglichen Klischees. Gebettet auf Harfeklänge und Pianostrings haucht Micah bittersüß-intelligente Beziehungsgeschichten und zeigt der schillernden R'n'B-Welt, dass es keine öligen Körper oder kiloschwereren Goldschmucks bedarf, um im Mikrokosmos schwarzer Musik hell zu scheinen.

Das Album "Everything" steht dem in nichts nach. Stimmung und Tempo verlassen selten die Sphäre gediegen poppiger R'n'B-Musik. Lediglich Micahs Falsett-Versuche, den simplen Instrumentals zu folgen, rufen bei Freunden herkömmlichen R'n'Bs Unsicherheiten hervor.

Großen Beitrag am Gesamtwerk trägt Matthew Herbert, dessen Einfluss jedoch lediglich bei dem in Tempo und Harmonie ausbrechenden Downbeat-Track "Operator" herauszuhören ist. Vielmehr trägt "Everything" die Handschrift von Arto Lindsay, der als weiterer Produzent mit seiner Gitarre die simpel gehaltene, nachdenkliche Platte gestaltet.

Zukunftspläne sind bei einem Tausendsassa wie Micah schwer zu benennen. Seine Kunst, ganz im Stile Jean-Michel Basquiats, erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Auch seine Schreibkünste will Micah mit einer neuen Novelle auf eine höhere Stufe heben. Außerdem versucht er sich in Sachen Film. Musikalisch plant der umtriebige New Yorker ebenfalls weitere Projekte über Accidental Records.

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