6. August 2007

Die Rückkehr einer Legende

Interview geführt von

Schlappe zehn Jahre ist es her, dass Mekong Delta mit dem genialen "Pictures At An Exhibition" (sowohl für Band, als auch für Band und Orchester) ihr wohl ambitioniertestes Werk vorlegten und wenig später sang- und klanglos von der Bildfläche verschwanden. Jahre gingen ins Land, in denen keiner so recht wusste, was aus Ralph Hubert - dem Kopf hinter dieser extravaganten Band - überhaupt geworden war. 2007 kommt nun die erlösenden Nachricht: Mekong Delta sind zurück und zwar mit dem Hammeralbum "Lurking Fear".So ganz kann ich es immer noch nicht glauben, obwohl mir beim Genuss der neuen Scheibe immer wieder ein paar wohlige Schauer über den Rücken laufen. Heute Abend soll ich tatsächlich mit Ralph Hubert sprechen, dem genialen Kopf einer nicht weniger genialen Band, die ich schon seit frühester Jugend vereehre. Und das, nachdem jahrelang mehrere Anfragen per E-Mail unbeantwortet blieben und dem Mann der Ruf anhängt, ein wenig eigen, wenn nicht sogar hochnäsig zu sein. Doch was soll's, das Telefon klingelt, und am anderen Ende begrüßt mich ein gut gelaunter Kerl, der stimmlich irgendwie was von Atze Schröder hat.

Hi, alles klar bei dir?

Und ob! Verdammt Ralph, ich rede gerade mit einer Legende.

Hahaha, mit Sicherheit zu viel der Ehre.

Von wegen, aber gleich mal die erste Frage, die mir unter den Nägeln brennt: Was zur Hölle hat dich so lange aufgehalten? Warum mussten zwischen "Pictures At An Exhibition" und "Lurking Fear" geschlagene zehn Jahre vergehen?

Da kommen mehrere Sachen zusammen. Zum einen war ich nach der "Pictures" echt erst mal durch. Das hat so viel Zeit gekostet, allein schon für die Vorbereitung der Partituren gingen zwei Jahre ins Land. Die Umsetzung war dann ebenfalls mit unzähligen Problemen behaftet, da wir als eine der ersten Bands unzählige Sampler parallel geschaltet haben, und das warf ganz einfach technische Probleme auf. Das hat dann immer nicht so funktioniert wie wir das wollten, viele Geräte mussten wir uns noch von Norddeutschland und anderen Ecken herschaffen lassen, und irgendwann war ich sogar so weit, dass ich den Brocken echt hinschmeißen wollte. Meine Kollegen sagten aber nur: 'Komm jetzt, das haste angefangen, mach feddich!' Das hab ich dann getan, aber so was zehrt schon an den Nerven. Zum anderen kamen privat auch noch einige Sachen hinzu, auf die ich hier aber verständlicherweise nicht eingehen will.

Somit hab ich mich eine ganze Zeit lang zunächst einmal auf's Programmieren konzentriert, um überhaupt rauszufinden, wo ich bin und wie es weitergeht. In der Zeit war ich viel in Deutschland unterwegs und hatte echt gut zu tun. Zwischendurch hab ich natürlich auch weiter komponiert, war mit den Ergebnissen aber nie wirklich zufrieden. Bis auf einen Zyklus, aus dem auch die beiden Instrumental-Nummer auf der neuen Scheibe stammen, hat mich da nichts wirklich glücklich gemacht. Gegen Ende 2005 hatte ich in meinen Buch der Ideen so langsam aber jede Menge Sachen zusammen, die doch gut genug waren, um sie zumindest mal auszuprobieren. Außerdem passierten ein paar lustige Sachen und ... glaubst du an Zeichen?

Watt? Zeichen? Ööh, bedingt.

Also nein, hahaha. Ich eigentlich auch nicht, aber was da passiert ist, hat mich als rationalen Menschen doch ein wenig verwirrt. Ende Oktober bekam ich zunächst mal das Angebot, unser komplettes Material nach Russland zu lizenzieren, 14 Tage später bekam ich die Anfrage von einer Firma, die unser Merchandise übernehmen wollte, wieder zwei Wochen später kam ein Deal für eine Compilation, und wieder zwei Wochen darauf tritt auf einmal Peter Lake (neuer Gitarrist bei Mekong Delta, d. Verf.) mit mir in Kontakt. Was da in den zwei Monaten auf einmal alles in Bezug auf Mekong Delta passiert ist, war schon der Wahnsinn. Da dachte ich dann: 'Ok, jetzt probieren wir’s aus!'

Ach, Peter ist an dich herangetreten?

Das lief über unseren Fanclubleiter, dem ich nicht genug für seine Arbeit danken kann. Euch übrigens auch nicht, und das hat jetzt nichts mit Honig um den Bart schmieren zu tun. Finde ich echt super, was ihr macht, nicht nur für Mekong Delta. Aber unser Fanclubleiter hat über die Jahre wirklich eine tolle Seite gestaltet und die am Leben erhalten mit mittlerweile fast 250.000 Klicks. Er war auch der erste, mit dem ich seit Jahren mal wieder zum Thema Mekong Delta in Kontakt getreten bin, weil auf einmal 25 Interview-Anfragen vorlagen. Da hat er mich noc hmal angeschrieben, und wir haben ein wenig über die ganzen Gerüchte geredet, die über mich im Umlauf waren, dass ich beispielsweise in der Türkei lebe und so ein Kram, hahaha. Ihm hab ich dann auch gesagt, dass ich eigentlich bereit wäre, wieder was zu machen, aber auf der Suche nach einem guten Gitarristen bin. Über einige Umwege hat er mich dann zu Peter geführt, der mich auf seine Anfrage hin dann mal angeschrieben hat. Dabei hat sich heraus gestellt, dass Peter schon seit Jahren Mekong-Fan ist und für ihn damit quasi ein Traum in Erfüllung geht.

Cool, was kann's denn für einen Fan Geileres geben, als auf einmal bei der Lieblingsband mitzuspielen?

Der war da auch so scharf drauf, das kann ich dir gar nicht sagen, hahaha. Was der auf dem neuen Album hingelegt hat, ist echt kein Spaß mehr. Mein Toningenieur, mit dem ich immer zusammen aufnehme, ist selber Gitarrist, und zwar kein schlechter! Bei irgendeinem Stück, ich glaube, der Schostakovitsch wars, schaute er mich nur an und meinte: 'Ich weiß nicht mehr, was der da spielt.' Das fand ich echt den treffenden Kommentar. Wenn ein richtig guter Gitarrist zugibt, dass er keine Ahnung hat, was und wie ein anderer Gitarrist da gerade was anstellt, dann ist das schon ein Kompliment. Ich halte Peter definitiv für einen der besten Gitarristen Europas, der wird auch jedem Amerikaner Paroli bieten können.

Kam es für dich eigentlich nie in Frage, dich auch in den Staaten mal nach geeigneten Musiker umzusehen? Dank Internet ist das doch überhaupt kein Problem mehr.

Das ist schon richtig, aber bei den Amis bist du halt schnell an Jungs, die nur ziemlich viel heiße Luft produzieren, hahaha. Ich hatte ja schon viele Amis bei mir im Studio und das Niveau ist da bei vielen weiß Gott nicht so hoch, wie sie es gerne hätten und behaupten. Ne, also da hab ich gaaaanz üble Überraschungen erlebt. Im Vorfeld wird dir in den höchsten Tönen vorgeschwärmt, und dann kommen die ins Studio und treffen noch nicht mal nen Nagel auf den Punkt ... Was meinst du, was los war, als wir nen Sänger gesucht haben. Uli (Kusch, Drummer auf "Lurking Fear") kennt ja Gott und die Welt, genau wie ich auch. Über ihn haben wir unheimlich viele Kontakte zu einigen sehr bekannten Leuten gehabt. Was ich von denen dann aber an Demos auf den Tisch bekommen hab, da bin ich beinahe vom Glauben abgefallen. Da war nix in der entsprechenden Harmonie, da war nix auf den Punkt, geschweige denn, dass einer mal einen Grundrhythmus erfasst hat.

Ok, das ist natürlich auch kein Pappenstiel, auf eine Komposition von dir zu singen.

Schon richtig, aber das sind doch alles Profis, von denen sollte man so was erwarten können. Aber da war Zeug dabei ... Lass es mich mal so sagen, Stockhausen (Karlheinz Stockhausen war der Mitbegründer der sogenannten punktuellen Musik, d.Verf.) hätte das mit Sicherheit interessant gefunden. Ich will hier keinem zu nahe treten, aber ich war stellenweise echt überrascht, wie wenig dabei raus kam. Einige waren wenigstens gleich so ehrlich und haben gesagt: 'Ne, lass mal. Zu kompliziert, das schnall ich nicht.' Das ist ja dann ok, aber andere ... Wie hieß es immer so schön in den Zeugnissen früher: 'Er war sehr bemüht', hahaha.

Über Uli bin ich schließlich an Leo (Szpigiel, neue Sänger bei Mekong Delta) gekommen. Ich war schon wieder kurz vor dem Ausrasten, weil ich echt am Verzweifeln war. Inzwischen hatte ich dann schon von einem Kollegen (besagter Gitarrist und Toningenieur) ein paar Guidelines einsingen lassen, selber wollte ich das nicht machen, weil sich meine Stimme maximal für einen Horrorfilm eignet. Die Sachen haben wir dann Leo geschickt. Vier, fünf Tage später kamen die Songs zurück und waren völlig auf den Punkt eingesungen, 100% in der Harmonie und eine Mail dazu, die mich beinahe aus den Socken geworfen hat. Das stand: 'Bin mit meiner Leistung zufrieden, bitte schick mir dir Notation der Stücke.' Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ein Sänger nach der Notation gefragt hat!

Geschweige denn, dass die einer kapiert.

Eben! Ich schrieb ihm dann nur: 'Ich schick dir was du willst, mir alles egal. Du bist mein neuen Sänger!!!' Endlich ein Sänger, der Noten lesen kann, mit dem man diskutieren kann, warum da ein 7/8-Takt ist. Das hat mich echt aus den Socken gehauen, was er gesanglich geleistet hat, ist der Hammer. Der hat auch immer nur super trockene Kommentare auf Lager gehabt. Als ich es wagte, einmal zu fragen, ob er begriffen hat, wo der Einsatz bei einem Song wäre, kam nur zurück: 'Hör mal, ich kann zählen!'

Cool, aber demnach hast du schon eine gewisse Vorstellung von der Gesangsmelodie, wenn du deine Stücke schreibst?

Auf jeden Fall. Ich komponiere ja in einem gewissen System. Der Expressionismus ist ja nicht nur irgendeine wilde Musik, sondern hat gewisse Strukturen. Terzen, Sekunden und all das. Wenn ein Musiker das verstanden und umgesetzt hat, kann er sich darin auch ausleben, und das ist bei Leo eben der Fall.

Wenn man sich mit deiner Vergangenheit beschäftigt, dann stellt man fest, dass du quasi einer der Geburtshelfer der deutschen Metalszene warst. Immerhin warst du fast von Anfang an dabei.

Das stimmt schon, aber das habe ich auch in erster Linie dem Axel Thubeauville zu verdanken. Der hat mich letztendlich in die Rock- und Metal-Geschichte reingebracht, was Studioarbeiten und so was angeht. Unser Studio war relativ günstig, und Axel und ich haben unglaublich viele Produktionen zusammen gemacht. Das war damals alles gar nicht so einfach. Schon allein eine verzerrte Gitarre aufzunehmen, war in Deutschland zu der Zeit noch nicht so populär, möchte ich mal sagen. Da war eine Sache wie "Flag Of Hate" von Kreator schon eine echte Herausforderung. Wir hatten da einen etwas älteren Mann als Tontechniker dabei, der mich tatsächlich immer fragt, ob das jetzt eine gewollte oder eine ungewollte Verzerrung wäre, hahaha. Der konnte das einfach nicht unterscheiden. Scorpions ist halt eine Sache, aber Destruction, Kreator, Mekong Delta oder Living Death ist dann doch was anderes.

Damals war alles noch im Aufbruch, das war eine sehr interessante Zeit. Ich habe mit Axel sehr gern zusammen gearbeitet, auch wenn wir uns ab und zu mal gezofft haben. Aber ihm hab ich das alles zu verdanken, weil ich durch ihn auf Bands gestoßen bin, die keiner machen wollte, die aber richtig was auf dem Kasten hatten. Zum Beispiel bin ich so auf Target gestoßen, die ich über mein Label (Aaarrgh, später Zardoz Music, d.Verf.) veröffentlicht habe und nach wie vor für eine der großartigsten, unterbewertesten Bands überhaupt halte.

Die sagen mir auch nur namentlich was. Glaube nicht, dass ich da mal einen Song gehört hab.

Glaube ich, die sagen kaum einem was. Wurden fälschlicherweise immer mit Mekong Delta verglichen. Die waren zwar auch relativ komplex, aber ein ganz anderer, eigener Stil. Die zweite CD von ihnen, "Master Project Genesis" ist ein absoluter Geniestreich. Sowohl was die Story, als auch was die Musik angeht. Aber auch Living Death. Die beiden Gitarristen, vor allem Frank Fricke an der Rhythmusgitarre war ein absolutes Tier! Wenn der losgelegt hat, haben die Wände gewackelt. Als wir "Principle Of Doubt" aufgenommen haben, hat er über neues Equipment gespielt, das einen mörderisch tiefen Sound hatte. Bei den Aufnahmen ist nach fünf Minuten die Lampe von der Decke gefallen, ohne Scheiß. Den Sound konnten wir damals noch gar nicht richtig einfangen, das hörst du erst jetzt auf den remasterten Versionen.

Krass, aber obwohl du so früh schon und vor allem so aktiv dabei warst, taucht dein Name erst relativ spät in den Medien auf.

Das ist richtig und hängt mit mehreren Sachen zusammen. Zum einen bin ich niemand, der immer alles sofort nach außen posaunen muss. Zum anderen gab es da einfach manche Medien, mit denen wollte ich schlicht und ergreifend nichts zu tun haben, hahaha. Ich habe mich dem einfach verweigert, weil die zum Teil dermaßen dilettantisch rüber kamen und schlicht und ergreifend auch enorm arrogant auftraten. Ich finde, man sollte mit Menschen immer in einem freundlichen Stil umgehen, und das mache ich eigentlich auch. Wenn aber jemand schon mit der Einstellung auf mich zu kommt, er sei was ganz Besonderes, das kann ich einfach nicht haben. Ich bin nichts Besonderes, und das Gefühl sollte auch kein anderer von sich haben.

Das erklärt wohl auch, warum ich von ein paar Seiten schon gehört habe, dass es manchmal schwierig wäre, mit dir umzugehen. Allerdings kann ich das bisher noch nicht bestätigen.

Merkste was? Es ist echt nicht so schwierig, mit mir umzugehen, aber ich kann eins nun mal auf den Tod nicht ausstehen: wenn Leute vorgeben, Ahnung von einer Sache zu haben, die sie nicht mal ansatzweise verstehen. Früher hat mich so was noch viel mehr aufgeregt. Ich erinnere mich noch an eine Review zu "Visions Fugitive", in der der Rezensent wahrscheinlich in der zwölften Klasse mal was von einer Fuge gehört hat, um dann irgendwas von Engführung und Augmentationen zu faseln, die da fehlen würden und haste nicht gesehen. Da krieg ich einen Rappel. Wie soll ich den so einen Menschen ernst nehmen? Mit dem kann ich mich echt nicht unterhalten.

So was kennste doch bestimmt auch, das sind so Blender, so Luftpumpen, die du überall triffst. Das funktioniert immer so lange gut, wie du Leute um dich hast, die von dem Thema keine Ahnung haben. Aber hallo, der will mir was von ner Fuge erzählen? Alles was recht ist. Über solchen Blödsinn hat sich der Uwe (Baltrusch, ehemaliger Gitarrist der Band) damals immer aufgeregt. Manche Kritiker kannste einfach nicht mehr ernst nehmen. Die ersten drei Scheiben lang wurden Sepultura beispielweise von bestimmten Medien immer verrissen, und auf einmal kommt die Scheibe über Roadrunner raus, und schon lobt man sie über den grünen Klee. Ich könnte da jetzt was erzählen, wenn ich wollte, schließlich kenne ich die meisten Jungs ja noch persönlich, hahaha.

"Ein Orchester? Wer soll das bezahlen?"

Es steht wohl außer Frage, dass du das entsprechende Backgroundwissen in Sachen Klassik hast, aber Unterricht hast du doch nie genommen, oder?

Nein, in dieser Beziehung bin ich Autodidakt. Ich war mal kurz für das Konservatorium vorgesehen, aber mir gingen die schon bei der Aufnahmeprüfung auf den Sack. Da gab es so einen Ritus, in dem du am besten schon eine Barocksuite, einen fünfminütigen Klassiker und vielleicht zwei Minuten Moderne spielen solltest. Klein Ralph war aber schon damals ein Rebel und hat sich das "Nocturnal" von Benjamin Britten ausgesucht, das erst 1960 geschrieben wurde. Das hat den Herrn Professoren schon mal gar nicht geschmeckt. Letztendlich waren sie mit der Technik zufrieden, wollten mir aber sagen, dass ich die Interpretation anders angehen solle. Hallo? Eine Interpretation ist ja wohl eine absolut subjektive Sache, da muss ich mir doch nicht reinreden lassen.

Aber ich hab schon mit zehn Jahre angefangen, mit den Querstreben von Kleiderbügeln auf allen möglichen Sachen rumzutrommeln. Um das abzustellen, haben mit meine Eltern mit zwölf einen Bass geschenkt, hahaha. Mit 14 oder 15 hab ich in Spanien dann mal einen hervorragenden Konzertgitarristen gesehen, der mich so begeistert hat, dass ich mich von da an zunächst auf die Konzertgitarre konzentriert habe. Aber richtig intensiv, mit zehn Stunden üben am Tag. Das hab ich durchgehalten, bis ich etwa 19 und an der Klampfe auch entsprechend gut war.

Warum bist du dann letztendlich wieder auf den Bass umgestiegen?

Hm, ich habe vor Mekong Delta ja auch jede Menge anderer Sachen gemacht und auch eine Zeit lang eine Band nur mit Konzertgitarre, Bass und Schlagzeug ausprobiert. Das war aber damals noch etwas über meinen Fähigkeiten und hat nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt hatte. Das wäre dann auch eher in den Jazz gegangen, von dem ich zu der Zeit schon nicht mehr so begeistert war. Damals war ich schon von der Klassik begeistert und hatte begonnen, mich mit Orchestern zu beschäftigen. Von da an war mein Ziel, Orchester mit einer Band umzusetzen. Das war mit einer Konzertgitarre einfach nicht machbar. Heute wär das wahrscheinlich was anderes.

Ich hab mir übrigens neulich erst ein Gerät bestellt, mit dem ich über den Bass ein Modul ansteuern kann, um über den Bass ein komplettes Orchester zu dirigieren. Früher, also 1996 rum, hattest du allein wegen der Zeitverzögerung der Prozessoren dazu nicht die Möglichkeit. Heute liegt die Verzögerung gerade mal noch im Millisekunden-Bereich. Vor allem live dürfte das eine interessante Sache sein. Wer da aber schon früher sehr interessante und abgefahrene Sachen gemacht hat, war die Band Kowalski. Die habe ich schon immer sehr für ihre Ideen bewundert, kennt aber heute wohl auch kein Schwein mehr, hahaha.

Muss ich auch passen. Dennoch würde mich interessieren, warum ihr gerade auf "Pictures At An Exhibition" nicht mit einem echten Orchester gearbeitet habt.

Ganz einfach, wer hätte das bezahlen sollen? Wir haben mit einem simulierten Orchester gearbeitet, weil ein echtes einfach jenseits jeglicher Finanzierungen lag. Man muss ja auch immer zwischen Orchester und Orchester unterscheiden. Nimm einfach mal die "Suite For Group And Orchestra" (von "Visions Fugitive, d.Verf.). Da ist immer großer Bläsersatz im Einsatz. Das heißt in Zahlen, du bist da gleich mal bei 56 Leuten. Das ist nicht mit fünf Streichern, zwei Blechbläsern und drei Flöten getan. Wobei ich so was nicht abwerten will, aber das kann ich eben nicht gebrauchen. Genauso wenig kann ich aber 56 Leute bezahlen. Deswegen musste ich mir eben selber helfen, aber ich finde das Ergebnis für die damalige Zeit nach wie vor ganz beachtlich.

Keine Frage, aber mit einem anständigen Label im Rücken wäre das doch vielleicht drin gewesen. Allerdings sind deine Scheibe ja immer über dein eigenes Label erschienen.

Ja, bis auf die letzten drei, die habe ich über Intercord vertreiben lassen, die dann von der EMI geschluckt wurden. Von denen habe ich übrigens auch nie eine Abrechnung gesehen, hahaha. Ich dachte, ich konzentriere mich mal nur auf die Musik und überlasse den Rest jemand anderem, aber vorher hatte es irgendwie besser funktioniert.

Ok, aber wenn ich mir anschaue, welche Bands inzwischen mit großem Orchester arbeiten, dann wäre das bei euch doch mit Sicherheit ne geile Sache. Nightwish haben jetzt erst wieder mit Orchester gearbeitet und schlappe 500.000 € für ihre Produktion ausgegeben.

Die sind in Sachen Verkaufszahlen aber auch in einer ganz andere Liga. Der Gedanke, so etwas irgendwann einmal zu realisieren, ist natürlich nach wie vor noch vorhanden. Das Problem ist aber folgendes: wir haben unheimlich viele Fans. Das weiß ich. Dass die nun aber alle in Deutschland sitzen, wage ich mal zu bezweifeln, hahaha. Ich verkauf von den alten Platten von hier aus echt noch eine ganze Menge. Davon gehen aber 80% ins Ausland.

Na das ist doch bestimmt kein Fehler.

Schon richtig, aber versuche dann mal, in Deutschland ein Konzert mit großem Orchester zu organisieren, bei dem du mindestens 1000 Leute auf einem Punkt haben musst, um die Kosten einigermaßen zu tragen. Das ist kaum machbar, obwohl du den Vorteil hast, dass dir solche Jungs natürlich die Sachen vom Blatt spielen. Du musst ja auch noch mindestens einen Tag Probe wegen der Technik und allem einplanen, obwohl ich allen beteiligten Musikern sogar zutrauen würde, ohne einmal gemeinsam geprobt zu haben, auf die Bühne zu gehen. Dennoch musst du die ganze Technik und vor allem den Sound ausgiebig checken und justieren. Wie willste da denn bei einem moderaten Preis von vielleicht 35 € bleiben?

Aber schau dir doch mal an, was die Leute für ein normales Konzert von Metallica oder Maiden hinlegen. Wenn ihnen da solche in bombastische Spektakel geboten wird mit Orchester und Mekong Delta, bin ich sicher, dass die auch mehr hinlegen.

Mag schon sein, aber das ist dann eben schon wieder eine andere Liga. Aber wie gesagt, der Gedanke daran ist durchaus noch vorhanden. Was ich mit AFM für "Lurking Fear" hier gemacht habe, ist ja nur eine Kooperation. Ist ja nicht so, dass ich mich da mit Haut und Haaren verkauft hätte. Die haben letztendlich nur den Vertrieb. Die Scheibe läuft noch über Zardoz Music. Bei AFM sind sie aber jetzt schon überrascht über die Menge an Vorbestellungen. Damit hätten die nie gerechnet, das ist doch ein guter Anfang, und wenn das weiter so läuft, dann kann man auch mal über andere Dinge diskutieren. Ich bin ja selber schwer überrascht von dem, was bisher passiert ist.

Ich find das echt hammergeil. Mit Sieges Even war das ja ähnlich. Die kamen nach einer gewissen Zeit zurück und starten jetzt richtig durch. Ich bin mir fast sicher, dass das bei Mekong Delta genauso läuft.

Das glaube ich auch, ich bin davon überzeugt, dass wir mit der Scheibe mehr verkaufen werden, als von allen anderen. Und das, obwohl du heute natürlich deutlich weniger Verkäufe hast als früher. Wobei mich das nicht mal sonderlich stört, denn ich finde die Politik der Plattenfirmen eine Unverschämtheit. Vor allem die Preispolitik ist eine absolute Schande. Alle haben sich immer über Internet und Kopieren und so was aufgeregt. Hey, das fand ich geil, dass die meine Songs runtergeladen haben. Je mehr Songs die in Russland von mir runtergeladen haben, desto mehr CDs habe ich verkauft. Das haben die Labels aber scheinbar noch nicht begriffen. Die Sache ist doch die, ein MPG-File klingt nun mal Scheiße. Ich hab mich ja wieder weggerollt vor lachen, als ich gelesen hab, wie sich einige Magazine lieber über den Sound der Promo ausgelassen haben, als über die Musik.

Das sind MPG-Files auf 32 hHz und 128 kByte reduziert, bei denen ich noch die Bässe und den Hall rausgezogen hab. Ich gebe doch nicht unzähligen Kritikern die fertigen Songs raus, damit ein paar die gleich ins Netz stellen können. Den können sie dann auf der fertigen CD hören, aber vorerst sollen die sich doch bitte auf die Songs konzentrieren. Vorige Woche habe ich den ersten Song im fertigen Mix bei uns auf die Website gestellt, und jeder, der das gehört hat, ist umgefallen. So einfach is dat, hahaha. Und selbst das ist auch nur ein hochaufgelöstes MPG-File und entspricht ungefähr 80% von den Sound, wie er letztendlich klingt.

Das werde ich mir morgen gleich mal reinpfeifen.

Mach das. Wir sind übrigens erst letzten Samstag überhaupt mit dem finalen Mix fertig geworden. Was du auf der Promo hörst, ist ja nicht viel mehr als ein erste Roughmix. Das hat bei mir schon Tradition. Ich arbeite an den Scheiben grundsätzlich immer bis zum letzten Punkt. Wenn ich am Montag nicht die Mastercopy hätte rausschicken müssen, würde ich wahrscheinlich immer noch dran rumschrauben.

Dich muss man also immer vom Mischpult wegprüglen.

So in der Richtung, hahaha. Aber das war dieses Mal ja alles relativ unkompliziert, da ich die einzelnen Sachen ja alle schon aufgenommen auf meinen Rechner bekomme und da nur noch zusammenfügen muss. Wir haben die ganze Zeit ja nur übers Netz zusammen gearbeitet. Wir haben kein einziges Mal zusammen gespielt.

Bitte, soll das heißen, dass du den Peter noch nie persönlich getroffen hast?

Nö, wir kennen uns nur vom Telefon her und durch Mails. Per Mail haben wir natürlich die Tastatur heiß diskutiert, aber die Hande hab ich ihm noch nie geschüttelt. Treffen werden wir uns erst Ende des Monats, um dann mal ein paar Live-Sachen zu besprechen.

Live-Auftritte sind also definitiv geplant?

Ja, auf jeden Fall. Soll ich dir mal was Witziges erzählen? Pass auf, ich hab die ganze letzte Zeit immer wieder mal ein paar Anfragen bekommen, wo es um Auftritte ging. Zuerst hab ich das immer einfach mal beiseite gepackt, und mich um andere Dinge gekümmert. Die wurden aber immer aufdringlicher, und nachdem ich auch noch Wacken abgelehnt hatte, worauf hin mich manche wohl für verrückt erklärten, dachte ich mir: 'Ok, jetzt suche ich mir einen Promoter und lass den mal machen.' Dem hab ich also vorige Woche gesagt, er soll sich mal umhören, wie das Interesse ist, wenn wir live spielen wollen. Ich hab dem Abends eine Mail geschickt, zu welchen Konditionen wir spielen würden, am Morgen darauf hab ich eine Mail: 'Wir haben zehn Angebote.' Petersburg, Russland, was weiß ich alles. Ich dachte echt, der will mich verarschen.

Abgefahren, andere Bands lecken sich die Finger danach, in den Gebieten zu spielen, und euch laden sie sofort dahin ein. Das ist ja wohl der Hammer.

Das kannste aber laut sagen, vor allem nach gerade mal zehn Stunden! Das hat mich echt umgehauen. Wenn wir das von uns aus zeitlich auf die Reihe bekommen, wollen wir so an die 15 bis 20 Shows spielen. In jedem Land so etwa zwei Stück. Das ist meiner Meinung nach deutlich sinnvoller als diese Knochentouren von früher. Also die Planung ist im vollen Gange, jetzt hängt es nur noch von den Zeiten von uns vieren ab, wie wir das unter einen Hut bekommen.

Ich habe euch vor Jahren auch ein einziges Mal live gesehen, das war glaube ich nach der "Dances Of Death". Da wart ihr mit Life Artist auf Tour.

Ah ja. Ne das war die "Kaleidoscope"-Tour. Das war zum Beispiel eine Tour mit definitiv zu vielen Dates. Vor allem Sachen, die viel zu nah beieinander lagen. Deswegen hatten wir ein paar Hallen, die restlos ausverkauft waren und ein paar, in denen fast nichts los war. Wir hatten da das absolute Wechselbad, was Besucher anging. Auf der Tour habe ich allerdings viel gelernt, da ich mich bis dahin um solche Sachen nie gekümmert habe. Ich wollte eigentlich immer nur auf die Bühne gehen und spielen. Aber dann brauchst du eben auch ein paar fähige Leute um dich rum, die wissen, was sie tun. Deswegen kommt es mir bei den anstehen Dates auch sehr darauf an, dass wir nur zentriert spielen und nicht zu viele Gigs auf zu engem Raum haben.

"Ich hatte alle verdammten Perry Rhodan-Bände!"

Ich hab vorhin noch ein wenig auf eurer Seite gestöbert und bin dabei erstmals auf den Ursprung deines Pseudonyms Björn Eklung gestoßen. Du hast das tatsächlich aus der Romanheft-Serie "Dämonen Killer"?

Ja klar, hahaha. Kennst du das auch noch?

Sicher, die werden doch sogar inzwischen neu aufgelegt und sogar weitergeführt.

Ach hör auf, alles was du da heute lesen kannst, ist doch Weichspüler, hahaha. Ich hab mir damals die ersten von der Neuauflage geholt, die sind total zensiert. Da haben sie die meisten Sachen rausgestrichen oder redigiert. Früher war das so, dass die ganzen Vorstandsmitglieder und Politiker alle die Dämonen waren. Die wurden dann natürlich alle abgemetzelt. Ich glaube, das wurde nach Band 124 vom Jugendschutz eingestellt. Ich hab hier noch 40 oder 50 Originalausgaben.

Die dürften inzwischen aber auch schon eine ganze Menge wert sein.

Kann sein, die finde ich aber so geil, die behalet ich.

Das würde ich an deiner Stelle auch machen. Kennst du noch die Hexer-Romane von Wolfgang Hohlbein?

Natürlich, das Zeug hab ich früher verschlungen!

Die hab ich fast noch komplett. Die werden inzwischen auch ganz interessante Preise für geboten, aber die werde ich ums Verrecken nicht hergeben.

Geil, aber wenn wir schon bei dem Thema sind. Als ganz junger Stecher haeb ich auch noch Perry Rhodan gelesen. Ich hatte von Ausgabe 1 bis 580 alle verdammten Bände in Original-Ausgabe! Und bei einem Umzug ist die Kiste damit irgendwo verschütt gegangen ...

Alter!

Ja, ich weiß! Ich hatte damals ein Haus gekauft, relativ groß, weil da ja noch ein Studio reinsollte, und irgendwie war die Kiste hinterher weg. Da bin ich echt wie Rumpelstilzchen hier rumgerannt und habe die Kiste gesucht. Mal ganz davon abgesehen, dass ich das als ein Zeitdokument betrachte, aber da kannste echt noch die Denkweise der Leute damals sehen, wie deutlich da Gut und Böse voneinander getrennt waren. Die war einfach weg ... habe sie nicht mehr gefunden. Aber immerhin habe ich meine "Dämonen Killer" noch. Das war einfach eine tolle Serie, ich fand die absolut herausragend damals.

Da gab es eine ganze Reihe an guten Serien, die aber leider oft schon nach nicht allzu langer Zeit wieder eingestellt wurden. Aber die Bezeichnung Groschenroman trifft da schon lange nicht mehr zu.

Sehe ich auch so. Wenn mich die 64 Seiten wirklich fesseln, ist mir das doch scheißegal, in welcher Form die veröffentlicht werden. Aber ich lese auch gerade einen ziemlich geilen Roman, den ich nur empfehlen kann. Kennst du "Der Schwarm" von Frank Schätzing?

Meine Freundin hat das Teil gelesen und war hellauf begeistert davon. Vor allem, weil anscheinend nie so ganz ersichtlich ist, wo Fiktion anfängt und die Realität aufhört.

Genau. Das zieht sich zwar am Anfang ein wenig, weil erst noch die ganzen Charaktere vorgestellt werden, aber dann geht's richtig zur Sache. Vom Allerfeinsten, kann ich dir wirklich nur empfehlen.

Wenn wir gerade bei Literatur sind. Wie kommt man denn dazu, sich von H.P. Lovecrafts Kurzgeschichte "The Music Of Erich Zann" zu einer Platte inspirieren zu lassen?

Naja, ich bin eben ein riesiger Lovecraft-Fan, der Typ war einfach ein begnadeter Schriftsteller, und diese spezielle Geschichte gefiel mir eben sehr gut. Ein Musiker, der versucht, das Böse aus der Welt fern zu halten. Zu der Zeit habe ich ja noch mit Peavy von Rage zusammen gearbeitet (hat viele der Texte von Mekong Delta geschrieben, d.Verf.) und kam da auf die Idee, dieses Konzept irgendwie in die heutige Zeit zu übertragen. Vom Text her also zu adaptieren und das Böse anders darzustellen. Als Politiker oder die Medien zum Beispiel, hahaha. Das haben wir dann auch so umgesetzt, und ich finde immer noch, dass Peavy das ganz klasse hinbekommen hat. Auch musikalisch bin ich von der Scheibe noch absolut überzeugt. Übrigens war das auch wieder ein tolles Beispiel zum Thema Deadline. Die Scheibe war um vier Uhr morgens fertig und um sechs bin ich nach Bremen zum Mastern gefahren. Das ist echt typisch für uns, hahaha.

Das kostet aber doch bestimmt auch einiges an Nerven, oder?

Auf jeden Fall, und vor allem ist man danach auch immer etwas nervöserrrrrrrrrr, hahaha. Aber bei "Lurking Fear" war das doch wieder was anderes, weil wir uns ja kein Zeitlimit setzen mussten. Ok, jetzt gegen Ende wurde es dann noch mal eng, weil ja ein Veröffentlichungsdatum angesetzt war, aber sonst ... Ich hatte ja genügend Angebote und meinte nur: 'Ich melde mich, wenn es so weit ist.' Wir haben uns einfach die Zeit für jedes Instrument genommen, und das war es wert. Die Scheibe toppt alles, was ich bisher gemacht habe und vielleicht sogar alles, was in Europa bisher gespielt wurde.

Das ist auf jeden Fall typisch Mekong Delta und sorgt vom ersten Ton an für Gänsehaut und Maulsperre. Ich habe das Teil eingelegt ... und mich daheim gefühlt.

Hahaha, das ist ja cool. Wenn du erst mal die fertige Mastercopy gehört hast, wirst du feststellen, dass da dieses Mal wirklich alles gut hörbar ist. Jeder Furz. Wir haben uns so viel Mühe damit gegeben, deswegen hörst du auf der Promo auch nur einen so ganz nebenbei mal mitgeschnittenen Roughmix. Es gibt nämlich nichts Nervigeres, als wenn bei der Produktion die ganze Zeit einer neben dran steht und nölt: 'Ich brauch, ich brauch, ich brauch ...' Ja, ich brauch auch und zwar vor allem meine Ruhe beim Mixen.

Warum habt ihr eigentlich nicht gleich auf 5.1 Dolby Digital gemixt?

Wir hatten die Option und haben das auch mal mit dem entsprechenden Programm ausprobiert, aber wenn ich ehrlich sein soll, dafür fühle ich mich noch nicht reif. Das ist noch mal eine Dimension ganz nach oben, und wenn man sich damit nicht auskennt, geht das mal schnell in die Hose. Das wäre durchaus mal eine Sache für die nächste Scheibe, vor allem weil ich momentan gerade die neuesten Programme in dem Bereich vorliegen habe. Aber das braucht natürlich auch die entsprechende Zeit, um sich damit auseinander zusetzen. Vor allem musste ich mir erst mal meinen Rechner entsprechend aufrüsten, irgendwie hat sich da nichts mehr bewegt, nachdem ich die Dinger drauf hatte und damit arbeiten wollte, hahaha. Aber die neuen Programme sind echt der Hammer. Die Möglichkeiten in dem Bereich sind inzwischen einfach unglaublich, aber leider machen die meisten Leute so wenig daraus.

Jetzt mal so ganz aus dem Zusammenhang, aber kann es sein, dass ich bei "Moderato" den "Imperial Troops March" rausgehört habe?

Jup, das haste. Der ganze Song ist aber so was wie ein Rätsel. Den Marsch haben die meisten schon erkannt, aber nicht alle. Aber da sind noch vier andere Titel drin verborgen, hehehe. Zumindest die größeren Sachen, die Kleinen habe ich gar nicht mitgezählt. Im Prinzip ist der ganze Song aus Hollywood-Themen zusammengebaut. Ich kann dir ja kurz sagen, welche das sind ...

Nönönönö, lass das mal sein. Da will ich mich selber noch ransetzen.

Na dann viel Glück. Das erste, das geb ich zu, ist ein wenig schwierig. Das Hauptthema sollteste aber eigentlich erkennen. Ich gehe zumindest mal davon aus, dass du auch so ein paar Filme schaust. Das Hauptthema ist eigentlich überdeutlic,h und ich dachte immer, dass das als erstes erkannt wird, hahaha.

Was ist eigentlich mit dieser DVD, die auch schon seit Jahren geplant war. Gibt's die schon? Kommt die noch?

Die DVD ... stell dir mal vor, du wirst per E-Mail von deinen Fans bombardierst, dass du gefälligst was aus deinem Archiv raussuchen sollst. Wenn dein Mailspeicher von so was ein paarmal verstopft ist, haste ein Problem, hahaha. Ich habe mir dann ein paar Gedanken gemacht und mich mit Devoraz, dem Herrn, der unsere Homepage gestaltet, unterhalten und habe sowohl für ihn, als auch für unseren Gitarristen Peter einen Grobschnitt von einem Gig gemacht, von dem ich dachte, dass er aus der Zeit der beste war. Das ist natürlich immer noch nicht toll – war auch nur eine Kamera – aber der Sound war gut.

Ich habe das also zusammengebastelt, mich ein wenig mit der Schnitttechnik beschäftigt, und die beiden waren hellauf begeistert. Das war ja ursprünglich nur als Auflage für die Fans gedacht und wurde somit zunächst auch nur im Fanshop angeboten für schlappe 8,95 €. Da kann man weiß Gott nicht von Abzocke reden. Ich habe die Restbestände an Schlaumeier verkauft, die die dann selber über's Netzt verhökert haben. Als dann AFM mit der Idee zum Digipack ankamen, habe ich mal erwähnt, dass ich noch eine DVD habe, und die meinten nur: Alles klar, die packen wir da mit rein. Ich finde das Teil eigentlich nicht schlecht. Das ist zwar nur eine einzige Standkamera, aber das kann man sich ganz gut anschauen.

So what, das ist mir wirklicht tausendmal lieber, als wenn bei einem Livekonzert alle zwei Sekunden ein Kameraschnitt ist, und du dich gar nicht auf eine Perspektive einlassen kannst.

Stimmt schon. Das Dumme ist nur, die Kamera stand neben dem Bühnenmischpult, und du hast deswegen eine Sicht von der linken Seite. Deswegen siehst den Uwe sehr selten. Das ist ein wenig blöd, aber die Aufnahmen entstand auch eher zufällig, da wir eben gerade eine Kamera zur Hand hatten, die wir haben mitlaufen lassen. Aber ich habe mich vorher auf jeden Fall mit ein paar Leuten unterhalten, ob man das überhaupt als Video rausbringen kann. Ich wollte und will damit kein Geld verdienen. Das war als reine Fansache und Nonprofit-Ding geplant.

Was aber noch sehr interessant ist, wenn du dich als Mitglied auf der Seite registrierst. Da steht noch ein Video online, also nur ein Clip, der von einen Warm-Up Gig von hier stammt, der mit zwei Kameras aufgenommen wurde. Da konnteste natürlich auch ein wenig was schneiden, aber der Sound war eben grottenschlecht. Ich habe dann also einfach mal den Sound von der CD genommen, und der hat tatsächlich 100%ig gepasst! Das hat mich echt umgehauen! Ich habe das dem Peter Haas damals nie so ganz geglaubt wenn er sagte: 'Wir spielen dass jetzt genauso schnell wie auf der CD.' Die Sau hat das tatsächlich hinbekommen, hahaha. Ich musste das Video da nur drüberlegen. Ok, vielleicht sind da ein paar Millisekunden Abweichung vom Gesang her, aber sonst ... Der Typ ist echt eine Maschine.

Hast du denn zu Peter, Uwe und den anderen Leuten noch Kontakt?

Ja, zu Peter schon. Bei den anderen Leuten ... nein. Ich habe auf der letzten Scheibe von uns schon ein wenig die Power vermisst, weswegen ich mich auch entschieden habe, die neue Scheibe mit einem komplett neuen Team zu machen. Das geht noch einen Schritt weiter als die alten Sachen, und da wollte ich einfach ein frisches Team. Das ist auch nicht böse gemeint, denn mit dem Peter verstehe ich mich nach wie vor blendend. Der hätte mir auch die Scheibe eingespielt, wenn er Zeit gehabt hätte. Aber so ist es schon besser, weil die Jungs, mit denen ich jetzt arbeite, richtig hungrig sind und sich mit absolutem Eifer in die Sachen reingearbeitet haben. Die haben alle einen Superjob gemacht.

Allerdings ist Uli (Kusch) auch nicht gerade ein Mensch, der sich über zu viel Freizeit beklagen kann.

Ja, das ist aber auch so eine witzige Sache. Ich hab vom Peter eine Mail zurück bekommen, in der er sagt, dass er Bock drauf hat, aber wegen anderen Projekten erst Ende 2006 dazu stoßen kann. Der ist in der Schweiz ja echt die absolute Nummer 1, auch in Sachen Jazz und Big Bands und Kram. Das war mir nun ein bisschen spät, weil wir eigentlich schon im April die Drums dabei haben wollte. Am gleichen Tag bekomme ich von Uli eine Mail: 'Hey Alter, find ich cool, dass du wieder dabei bist und mit Mekong was machst. Blablabla. Viel Glück.' Ich dachte mir nur: Hey, der Uli, der spielt doch auch Schlagzeug ... 'Äh, haste nich Bock auf meiner Platte zu trommeln?' 'Klar, schick mal was rüber.' 'Kein Problem, hier haste.' 'Boah, is krass kaputt, mach ich!' Es ist immer wieder der Hammer, wie viele Sachen bei dieser Scheibe durch Zufall zustande kamen. Aber der Uli hat einen klasse Job gemacht und ein paar sehr abgefahrene Sachen auf "Lurking Fear" gespielt.

Keine Frage, aber wenn's ans live Spielen geht, dürfte sein Terminkalender auch ziemlich voll sein.

Mag schon sein, aber lass es mich so sagen: Am Schlagzeuger wird es nicht scheitern, wenn es daran geht, live zu spielen. Sowohl Peter als auch Uli haben beide hervorragende Schüler. Da sind schon ein paar dabei, denen ich das zutraue, mal auszuhelfen. Mekong Delta ist nun mal ein Projekt, und das wird auch immer so sein. Die Musiker, die das spielen können, können auch mitspielen, und davon hab ich bisher immer Leute gefunden. Mittlerweile ist das dank Internet ja noch einfacher. Ich habe sogar Kontakt zu einem verdammt begabten Drummer in Brasilien. Also daran wirds nicht scheitern.

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