laut.de-Kritik

Von 0 auf 1 in die Auto-Scooter-Charts.

Review von

Mit stylischer Ganzkörpereinkleidung und ernstem Gesichtsausdruck posiert der DSDS-Champion von 2010 auf dem Cover seines neuen Albums "Change Up" und setzt den optischen Plattitüden mit seinem Namenslogo – im wahrsten Sinne des Wortes – noch die Krone auf. Es ist nur allzu verständlich, dass sich der ehemalige Bohlen -Zögling auf seinem Emanzipations-Debut neu positionieren will; da mag die visuelle Komponente durchaus hilfreich sein.

Wer allerdings mit Krone auf dem Logo und mit teuren Sonnenbrillen hausieren geht und darüber hinaus die "Kleider-machen-Leute-Theorie" zum oberflächlichen Klotzen benutzt, der darf sich nicht wundern, dass sich öffentlicher Gegenwind formiert, wenn der Inhalt lediglich kleckert. Und das tut er leider.

Die Hoffnung, dass die Bohlen-Befreiung dazu führt, dass die talentierte Stimme des gebürtigen Iraners nun endlich einher geht mit qualitativ hochwertiger Musik, stirbt bereits nach wenigen Minuten des Openers "She's The One". Tiefgehende Lyrik à la "maybe tonight its gonna happen, and if i'm right this could be heaven" paart sich mit Plastik-Pop der Marke Enrique Iglesias.

Das Berliner Beatgees-Team und ihr prominentes Stallpferdchen, der mit "All We Need Is Hope" und "She's The One" zwei komplette Eigenbeiträge mit einbringt, bewegt sich auf "Change Up" nicht nur textlich auf pubertärem Einheits-Niveau. Auch und vor allem die vorhersehbaren musikalischen Strukturen zwischen Dance, Pop und Soul im Verbund mit gängigsten Effektspielereien verleihen Songs wie "Sugar & Poison", "Rollercoaster" oder "No Promises" den Charme von drittklassiger Kirmes-Beschallung.

Befreit von jeglicher Originalität schwirren abgekupferte Anleihen von Katy Perry, Alicia Keys und Ne-Yo gehaltlos an einem vorbei. Die Dreistigkeit, sich mit fremden Federn zu schmücken, ist schon traurig genug; wenn das stibitzte Fundament aber nicht einmal in hörbarem Einklang mit eigenen Auswürfen findet, offenbart sich erst recht ein künstlerisches Armutszeugnis.

Sich der Klauen des Pop-Titans zu entledigen, ist die eine Sache; es besser zu machen die andere. Mehrzad Marashi hat sich entschieden, seinen "eigenen" Weg zu gehen, und der führt ihn mit "Change Up" direkt in die Auto-Scooter-Charts ländlicher Kommunen. Die dort ansässigen Cruiser-Gang-Checker werden sich die Finger lecken.

Trackliste

  1. 1. She's The One
  2. 2. Beautiful World
  3. 3. Sugar & Poison
  4. 4. Rollercoaster
  5. 5. Shortcuts
  6. 6. No Promises
  7. 7. Anything
  8. 8. All We Need Is Hope
  9. 9. Even On A Rainy Day
  10. 10. Looking Out
  11. 11. Can't Stop Me Now
  12. 12. Turn Me Up Like A Radio
  13. 13. Gone
  14. 14. Lost In Space

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26 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Nya Sodhahn, du hast weitgehend Recht, was die Clubs angeht ... größere Schuppen mit alternativer/undergroundiger Musik sind recht dünn gesäht in ländlicher Umgebung. Das heißt aber noch lange nicht, dass sich der mündige Musikhörer auf dem Land dann dem Mainstream in den "Scheunenfesten und Großraumdissen" hingibt. Der hört dann eben seine alternative Musik privat. Und DSL hat so langsam wirklich jedes Kuhkaff, von daher empfangen wir auch die Musik der großen, weiten Welt ;-)

    Muss jetzt Schluss machen und mein Dieselaggregat nachfüllen, sonst geht der PC aus.

  • Vor 12 Jahren

    Der (Sod)Hahn kann dann wohl froh sein, dass so ein liebevolles Subjekt wie er von den Landmenschen nicht verspeist wird. Darum treibt er sich als alternativer Paradiesvogel im Großstadtdschungel herum sowie die ganzen anderen Vögel. Furchtbar das Schnäbelchen in die Höhe über das profane Leben außerhalb.

  • Vor 12 Jahren

    @Sancho («
    Vor allem haben die auf dem Land ein funktionierendes Schulsystem lieber Sodhahn ;) »):

    Outest du dich als Großstädter, oder was?