laut.de-Kritik

Selbst Wilco-Sänger Jeff Tweedy geht vor dieser Stimme in die Knie.

Review von

"I got news, good news, I belong to the band, hallelujah." Über 60 Jahre dauert die Karriere von Mavis Staples bereits an und die Reihe an Auszeichnungen wird nur von der langen Liste an musikalischen Partnern übertroffen. Trotzdem merkt man ihr die Freude auf "You Are Not Alone" in jeder Sekunde an. Kein Wunder, hatte sie doch einen kongenialen Partner: Wilco-Mastermind Jeff Tweedy, der auch gleich mit Songauswahl, Produktion, Studioband und Studio aufwartete.

Und wenn der Jeff mal was macht, dann richtig. Tweedy grub tief in den Archiven und bombardierte die Soul-Sängerin regelrecht mit Vorschlägen. Darunter befanden sich alte Originale ihres Vaters ("Downward Road"), neu arrangierte Traditionals ("Creep Along Moses", "Wonderful Savior") aber auch Blues-, Soul- und Popstücke. Tweedy selbst fielen dann auch noch zwei eigene Songs aus dem Ärmel.

Der Sound ist angenehm reduziert und lässt der zeitlosen Stimme der Maples den gebührenden Platz. Mit cooler Gitarre und Gospel-Bass eröffnet "Don't Knock" von Roebuck 'Pops' Staples das Album und gibt Mavis die Gelegenheit, von den ersten Auftritten mit ihrer Familie auf den Treppen der heimischen Kirche zu erzählen.

Es folgt Tweedys getragener Titelsong als klares Highlight mit traurigen Vocals einer sichtlich gerührten Staples. So dunkel kann ein Loch, in das man sich verkriecht, gar nicht sein, um nicht von dieser Nummer wieder heraus gezogen zu werden.

Geschmeidig vor sich hin groovend arrangierte Tweedy auch die Traditionals "In Christ There Is No East or West" und "Creep Along Moses", wobei besonders letzteres mit zwingendem Rhythmus und klassischen, mehrstimmigen Soul-Chören überzeugt.

Ins tiefe Tal des Blues begibt sich Mavis mit der Randy Newman-Ballade "Losing You". Die zweite Tweedy-Nummer "Only The Lord Knows" sucht vergeblich Anworten auf viele Fragen, die schlussendlich nur Gott geben kann, "and he ain't you".

Der Glaube, Gott und ein unverhohlender Optimismus sind wie gewohnt die Themen ihrer Musik. Botschaften waren der Sängerin ja immer schon wichtig, früher marschierten die Staple Singers Schulter an Schulter mit Martin Luther King für Gleichberechtigung. Ihre Songs unterstreichen bis heute stets ihre Einstellung zu Gesellschaft und Politik. Die Überzeugung, dass ein Song etwas verändern und bewegen kann, ist tief in ihrem Bewusstsein verankert und spürbar in dieses Album geflossen.

Jemand, der auch an starke Songs glaubt, ist John Fogerty. Dass dieser Kollege nicht nur für CCR schrieb, beweist Staples' passende Version vom stampfenden "Wrote A Song For Everyone", bevor sich die Durchhalteparole "We're gonna make it" clever und funkig Richtung Kirche schlängelt.

Komplett auf die Band verzichtet "Wonderful Savior" und das abschließende "Too Close" und bieten lupenreine Gesangsharmonien in Perfektion, mit soviel Ausdruck, dass es für mehrere Alben anderer R&B-Kolleginnen reichen würde.

Jeff Tweedy bastelte den perfekten Unterbau für ein tolles Soul-Album. So unscheinbar die Musik zeitweilen wirkt, so vornehm hält sie sich im Hintergrund für den wahren Star der Scheibe: die Stimmbänder von Mavis Staples.

Trackliste

  1. 1. Don't Knock
  2. 2. You Are Not Alone
  3. 3. Downward Road
  4. 4. In Christ There Is No East Or West
  5. 5. Creep Along Moses
  6. 6. Losing You
  7. 7. I Belong To The Band
  8. 8. Last Train
  9. 9. Only The Lord Knows
  10. 10. Wrote A Song For Everyone
  11. 11. We're Gonna Make It
  12. 12. Wonderful Savior
  13. 13. Too Close/On My Way To Heaven

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Mavis Staples

Von der singenden Familie zur zeitweise einflussreichsten spirituell motivierten Gesangs-Gruppe der USA: Die Staple Singers haben diesen Weg beschritten.

Noch keine Kommentare