laut.de-Kritik

Was bisher fehlte? Glück und Liebe.

Review von

Das Label Saddle Creek darf sich selbst gratulieren: Was 1993 als Collegeprojekt des großen Bruders von Conor Oberst und seinem Kumpel Mike Mogis begann, feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Vor allem Ende der 90er und Anfang des Jahrtausends stieg Omaha, Nebraska, dank der Künstler, die dort veröffentlichten, zu einer Singer/Songwriter-Metropole auf.

Der große Hype um Bright Eyes und Co. ist mittlerweile zwar verflogen, trotzdem mischen die Künstler immer noch kräftig in der Musikszene mit. So lässt sich auch Maria Taylor zehn Jahr nach dem Saddle Creek-Debüt ihrer Band Azure Ray wieder blicken.

Mit "Something About Knowing" folgt sie dem Labeltrend, der sich in den letzten Jahren etwas breit machte: Weg von tief betrübt hin zu lebenbejahend. Allein das Albumcover zeugt vom mentalen Umbruch: Sonne, Meer, Strand, bunte Klappstühle.

Von ungefähr kommt dieser Stimmungswandel selbstverständlich nicht. "In der Vergangenheit, hab ich geschrieben, wenn ich traurig oder deprimiert war, das war das erste Mal, dass ich Songs geschrieben hab ohne, dass ich traurig war", lässt Maria Taylor wissen. Denn sie hat, was bisher fehlte: Liebe, Glück und ihren ersten Sohn.

Vielleicht erinnert der Opener "Folk Song Melody" deswegen mit seinem sanften Gitarrenspiel, den gehauchten Lyrics und leisen "Oohs" im Refrain so sehr an ein süßes Kinderlied. Im Titeltrack "Something About Knowing", dem eine Variation von Keyboardklängen zu beschwingter Kurzweiligkeit verhilft, bringt sie die Grundzufriedenheit, das wiederkehrende Motiv der Platte, auf den Punkt:"I've got you / I got me / I heard the sweetest little voice calling me mommy / I’ve got my old five-string / I’ve got everything".

Von ihrem unschuldig bezaubernden Charme hat die Dame aus Alabama gleichzeitig nichts verloren. Ganz ohne den ein oder anderen Anflug von Melancholie kommt sie auf Dauer trotzdem nicht aus ("Broken Objects"). Doch während man früher mit ihr wunderschön im Leid baden konnte, hilft sie einem nun aus dem schwarzen Loch. Maria ist so ein toller Beweis dafür, dass Singer/Songwriter nicht immer traurig sein müssen, um uns im Herzen zu treffen.

Mit Mike Mogis setzte Taylor wieder auf ihren Stammproduzenten, weshalb sich die meisten Songs wie gewohnt präsentieren: Die verträumt wirkende Sängerin unterstützen Folk-Melodien in gedrosseltem Tempo. Häufig braucht es dabei kaum mehr als Akustik-Gitarre, zurückhaltende Drums und Klavier/Keyboard.

Ein paar angenehme Ausreißer finden unter den zehn Tracks dennoch ihren Platz. In "Tunnel Vision" lässt die Azure Ray-Hälfte die gedimmten Bar-Bühnen hinter sich und wagt mit verspielter Elektronik einen Schritt in Richtung Tanzfläche. "Up All Night" überrascht nicht nur mit nach vorne treibenden Drums, sondern vor allem mit knarzigen Gitarren.

Am Ende von "Something About Knowing" verzückt Maria Taylor ein letztes Mal, wenn sie im sphärischen "A Lullaby For You" von Schmetterlingen, Blumen und Märchen säuselt. Davon lässt man sich auch im Erwachsenenalter gerne in den Schlaf begleiten.

Trackliste

  1. 1. Folk Song Melody
  2. 2. Up All Night
  3. 3. Tunnel Vision
  4. 4. Sum Of Our Lives
  5. 5. You've Got A Way With The Light
  6. 6. Something About Knowing
  7. 7. This Is It
  8. 8. Broken Objects
  9. 9. Saturday In June
  10. 10. A Lullaby For You

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