laut.de-Kritik

Im 43-minütigen Sprint rund um die Welt.

Review von

Mardi Grass.bb laden ein zu einem umfangreichen Kurztrip. Unter der Schirmherrschaft Alexander von Humboldts geht es in einer Karawane einmal um die Welt. Auf dem Reiseplan stehen nicht nur exotische Lebensräume und pittoreske Landschaften. Auch die Zeit dreht die Mannheimer Brass Band nach Belieben zurück.

Den lyrischen Darbietungen des Reiseleiters Jochen "Le Docteur" Wenz passt sich die musikalische Begleitung
an und variiert ihren Stil je nach geografischen Gegebenheiten. Die Geschichten sind nicht neu und erscheinen einem vertraut. Die Reisekapelle überzeugt dagegen mit orientalischen, südamerikanischen und anderen anregenden Einflüssen.

Den ersten Reisehalt markiert Indien ("Delhi Morning Raga"). Hypnotisierend unterlegt die Begleitband den Trip mit leicht angetappten Trommeln und einer gezupften Sitar. Tief blubbernde Bläser zeichnen farbig-zerfließende Bilder. Darauf folgt präventiv ein Marschlied gegen aufkommende Müdigkeit ("Still In Love With Montreal"). Doch einer ersten kurzen Verschnaufpause in einem Pariser Cabaret der frühen 1920er Jahre entsagt keiner der Mitreisenden ("BLVD. De Clichy").

Genug inne gehalten und gesoffen. Der Reiseführer gibt deutlich zu verstehen: "Action, Power, Excitement!" ("Benim Ismin Mahmut Altunay"). Wie Schlangenbeschwörer in einem orientalischen Zirkus betören die Bläser die kleine Gruppe der Abenteurer. Festen Halt und Orientierung findet man erst wieder in einem kleinem Raum voll rauchgeschwängerter Luft. Doch der Eindruck trügt. Die Atmosphäre wirkt nun beinahe bedrohlich. Jochen Wenz führt uns ein Moskau weit abseits der Touristenorte zu Gehör. Ein Teil der Bläser setzt ihre Instrumente ab und stimmt in russische Männergesänge ein ("Irina Smiles").

Tief Luft holend befällt die Gruppe auf der nächsten Etappe aus dem Nichts der Malariawahn ("Heart Of Darkness"). Fiebrig sehnt man sich nach der sicheren Heimat. Erst die erlösende südamerikanisch-donnernde Aussprache der Blasinstrumente durchzuckt die Körper wieder und verhilft zu vitalerem Auftreten. Die für Musik verantwortliche Mannschaft gibt sich gleichermaßen aufgeweckter.

Mit einem Drum-Schlag finden sich die Reisenden verwundert im Aufschwungdeutschland und dem "Karneval der Herzen" wieder. Kurz bevor Jochen Wenz die Reise mit abschließenden Worten beendet, mahnt er mit der Erzählung eines ETA-Attentats in Spanien. Und gibt zu denken.

Die akustische Reise entfaltet harmonische bis hypnotische Wirkung. Trotz der exotischen Ausflüge fehlen die bekannten Ingredienzien Blues, Funk und Soul nicht. Die Mannheimer betreiben keine Flickschusterei von Hörenswürdigkeiten, sondern stellen ein liebevolles Arrangement zusammen, das lange in der Erinnerung haftet.

So bleibt die Kapelle weiter ein Garant für gute Laune und Ausgelassenheit. Man begibt sich trotz aller Strapazen und nachwirkendem Jetlag gerne wieder auf die Reise.

Trackliste

  1. 1. Dehli Morning Raga
  2. 2. Still In Love With Montreal
  3. 3. BLVD. De Clichy
  4. 4. Benim Ismin Mahmut Altunay
  5. 5. Irina Smiles
  6. 6. Heart Of Darkness
  7. 7. Monk Punk
  8. 8. Americanos
  9. 9. Lotterie Des Lebens
  10. 10. Bowler Hat
  11. 11. Oscar Muron
  12. 12. Container No. 905

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1 Kommentar

  • Vor 13 Jahren

    Gestern abend die meisten Songs dieses Albums live gehört - und sofort die CD mitgenommen. Faszinierend, leidenschaftlich und musikalisch auf allerhöchstem Niveau, so macht Musik Spass und bietet bei jeder Wiederholung neuen Hörgenuß. Ich kann nicht genug davon bekommen.....