laut.de-Kritik

Zwischen Bierseligkeit und innerer Unruhe.

Review von

Das Kopfkino beginnt: Marah versprechen eine unterhaltsame Tour durch die USA und erfreuen mit ihrem fünften Album "If You Didn't Laugh, You'd Cry" sicher nicht nur Promi-Fan Nick Hornby. Gleich mit dem Opener "The Closer" geben Marah einen kleinen Ausblick auf ihr Schaffen. Das Banjo-Spiel greifen sie erneut in "Sooner Or Later" auf, den rockigeren Teil wiederholen sie mit "Fat Boy". Die Band wirft sich aber schon im Opener mächtig in große Pose, so dass der Gedanke ohne weiteres in Richtung großer britischer Bands abdriften darf.

"The Hustle" heißt der Soundtrack für lange nächtliche Autofahrten, die wohl nur auf den ewig langen Straßen des nordamerikanischen Kontinents so richtig zur Geltung kommen. Der Song verläuft ähnlich spektakulär wie die dortige Straßenführung. Andererseits gelingt das Fahr- und Hörvergnügen angenehm und unbeschwert.

Mit "City Of Dreams" endet die Autofahrt nach einem Song mitten auf einer Wiese in San Francisco unter einem alten Baum. Dort fühlt sich der Sonnenuntergang bei Lagerfeuer besonders schön an. Auch der kurze Blick in Richtung Simon & Garfunkel überrascht hier überhaupt nicht. Die Idylle lockt freundliche Menschen an, die zu "Fat Boy" mit ein paar Blumenkränzen im Haar in die verrauchte Kneipe gegenüber weiterziehen. Der Barkeeper reicht jedem ein Bier, das möglichst schnell geleert werden sollte. Andernfalls droht das flüssige Gold beim ständigen Geklatsche verschütt zu gehen.

Mit "Sooner Or Later" erspielt sich dann also wieder ein Banjo die Aufmerksamkeit. Die Kneipenbagage sitzt einträchtig zusammen, Runde folgt auf Runde. Die Stimmung scheint prächtig für Reflexion und vor allem: Katerstimmung. Hierzu fordert gerade das andächtige "So What If We're Outta Tune (W/ The Rest Of The World)" auf. Wer ganz genau hinhört, wundert sich nicht, dass Marah zeitgleich noch ein Weihnachtsalbum veröffentlichen. Die Frage, aufgenommen in einem Badezimmer eines Apartments in Brooklyn, bleibt vage "cause maybe baby loves the cost of our irrelevance".

Und wenn die Atmosphäre schon einmal etwas ernster ist, richtet sich die Aufmerksamkeit in Richtung unbewältigter Vergangenheit. "The Demon Of White Sadness" setzt sich mit dieser Problematik auseinander, ohne damit fertig zu werden, aber mit dem Vermögen mit den Dämonen leben zu können. Im Weiteren unterstreichen Marah mit dem bluesigen "The Dishwasher's Dream" ihr Talent, Geschichten spannend zu erzählen.

Dem etwas unspektakulären, weil schnell langweilenden Protestsong "Poor People" folgt erneut großer Blues mit dem eingängigen "Walt Whitman Bridge". Trauer um die Verflossene war gestern. Dieser Song dient als Beweis. Zum Schluss spielt die Band noch eine kleine Banjo-Reprise, bevor sie mit "This Time" Gas geben und sich als Rocker einprägen möchten. Was ohne weiteres gelingt.

Auf ihrem fünften Album bieten Marah mehr als 40 Minuten zwischen Bierseeligkeit und aufwühlender innerer Unruhe. Den unbeschwerten Rock'n'Roll-Momenten folgt meist der Blues auf dem Fuße. Er bietet selten große Lösungen für Probleme, ist aber zu kleinen Aufmunterungen fähig.

Die Begeisterung mit der die Brüder Bielanko mitsamt wechselnden Musikern nun seit über zehn Jahren durch unzählige Clubs tingeln, klingt hier durch sämtliche Lieder hindurch. Sicher irrt Nick Hornby ein wenig, wenn er von der "besten Band" spricht, aber zu den ganz guten gehören Marah durchaus.

Trackliste

  1. 1. The Closer
  2. 2. The Hustle
  3. 3. City Of Dreams
  4. 4. Fat Boy
  5. 5. Sooner Or Later
  6. 6. So What If We're Outta Tune (W/ The Rest Of The World)
  7. 7. The Demon Of White Sadness
  8. 8. The Dishwasher's Dream
  9. 9. Poor People
  10. 10. Walt Whitman Bridge
  11. 11. The Apartment
  12. 12. This Time

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