laut.de-Kritik

Wollen Lykke Li sein, bleiben jedoch als Right Said Fred hängen.

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"Zeit ist ein Reiterdress." Das Wort Habit im Titelsong des zweiten Albums von Luise Pop kann für vieles stehen, von der Gewohnheit bis hin zur religiösen Ordenstracht. Aber erst mit der erstgenannten Übersetzung, frisch und frei aus dem Paddock, schließt sich der Kreis um dieses possierliche und leicht wunderliche Pferde-Cover.

Vielleicht kam die Idee dazu auf dem idyllischen Bauernhof, auf dem die Aufnahmen des neuen Albums entstanden sind. Verschrieben sich Luise Pop auf ihrem Vorgänger noch ganz der Elektronik, wird nun für eine Frischzellenkur zur alten Freundin Gitarre gegriffen. Der Pop im Bandnamen bekommt mehr Beachtung, die Band hat sich selbst geerdet und wirkt natürlich.

Im mustergültigen Opener "Black Cat" streift die Katze nicht mäusejagend durch dunkle Gassen, eher umflirtet sie Alfred Hitchcocks "Über den Dächern Von Nizza" und den College-Rock der Achtziger. "Black is my favorite color / Black is the coat you’re wearing / Black is the night on my way home", singt Vera Kropf. Man ist versucht, mit "Darum lieb' ich alles was so schwarz ist, weil mein Schatz ein Schornsteinfeger ist" zu antworten. "Time Is A Habit" setzt, fast wie erwartet, mit einer tickenden Uhr ein. Die Musik folgt im Galopp wie einst Fury, vorbei an den Gräbern von Elsa von Freytag-Loringhoven und Oscar Wilde.

"The Roaring Breeze", ein versoffener Shanty, schrammt nur knapp an einem denkwürdigen Moment vorbei. Für kurze Zeit tanzen Luise Pop in "Desperate Times" gar mit dem großen Tom Waits Walzer. Langsam verringert sich das Tempo, der Einzelgänger in uns bricht durch und mag alleine sein. Motzig stellt er sich in die Ecke und singt "Now I spend my days in the choking bore of a life that’s mine".

Die großen Vorbilder sind auf "Time Is A Habit" allgegenwärtig. Zu gerne wären Luise Pop bei "Conceptual Dance" Lykke Li, bleiben jedoch als Kopie von Right Said Fred hängen. Hoch die Arme und jetzt schwingen. "I’m too conceptional for my shirt".

Leider gerät das Album an vielen Stellen einfach zu nett und beschaulich. Können einzelne Songs wie "Broken Bits" und "Fat Yellow Moon" überzeugen, leidet das Pferd doch mit zunehmender Dauer des Longplayers an Dämpfigkeit. Zu ähnlich gerät die Dramaturgie der einzelnen Tracks. Die Melodien nehmen immer wieder das Gesicht das altbekannten Menschen auf der Straße an, mit dem man sich freundlich nickend unterhält. Man ist sich sicher, schon Zeit mit ihm verbracht zu haben, aber hat keinen blassen Schimmer, wo und warum.

Trackliste

  1. 1. Black Cat
  2. 2. Time Is A Habit
  3. 3. Fat Yellow Moon
  4. 4. Broken Bits
  5. 5. Desperate Times
  6. 6. Gigolos And Dames
  7. 7. Speedboat
  8. 8. Conceptual Dance
  9. 9. Slow Motion
  10. 10. Deep In The Jungle
  11. 11. Blue Lights
  12. 12. The Roaring Breeze

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