laut.de-Kritik

So low klangen Low wahrscheinlich noch nie.

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Noch langsamer, noch leiser, verstörend, betörend. Wie man mit dieser Kombination 22 Jahre lang Musik machen kann, ist selbst der Band ein Rätsel. Tatsache ist, dass es sie noch gibt. Und dass sie nach dem vergleichsweise heiteren "The Invisible Way" von 2013 nun wieder in dunklen Gründen fischt.

Lows Output hängt im Wesentlichen von Alan Sparhawks Gemütszustand ab. Er habe es zwar aus dem tiefen depressiven Loch, in das er 2005 stürzte, geschafft, erzählt er. Doch das Loch ist immer noch da, in all seiner Unergründlichkeit. Musik dient in seinem Fall als eine Form der Therapie.

Der unter der Regie Jeff Tweedys in Wilcos Studio in Chicago aufgenommene Vorgänger war eine schnelle Sache. Diesmal begaben sich Low nach Wisconsin ins Studio von Justin Vernon (aka Bon Iver) und ließen sich von BJ Burton produzieren, der eher eine Hip Hop-Vergangenheit besitzt. Auch, um für etwas Abwechslung zu sorgen, so Sparhawk.

Drum Machines, Loops, Keyboardklänge Verzerrungen und Verfremdungen ergänzen seine Gitarren, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Viele Noten haben Low noch nie gespielt, diesmal scheinen es noch weniger. Während Sparhawk fast schon emotionslos über sein inneres Leben sinniert, sorgt seine Ehefrau Mimi Parker mit ihrer hohen, geduldig wirkenden Stimme wie immer für den Anker im Sturm.

Die wahren Hauptdarsteller des Albums sind jedoch eine eisige Kälte und eine Hoffnungslosigkeit, die kaum Raum für Lichtblicke lassen. Dabei wirken die Melodien teilweise fast schon poppig und sind wie die Texte unkompliziert gestrickt. "Welchen Teil von mir verstehst du nicht, welchen Teil von mir besitzt du nicht?", fragt Sparhawk im Track mit dem bezeichnenden Titel "What Part Of Me?"

"Ich konnte es nicht erwarten, zu dir zurückzukehren", heißt es an Anfang von "No End". "Aber es ist zu spät. Zurück in die Nacht und wieder weg", zum Schluss. Der Schlüsseltrack des Albums ist der vorletzte, mit knapp zehn Minuten Spieldauer auch der längste. "Let it all out / Scream till you bleed / There's no coming back / The sun shatter sleep", schreit Sparhawk in "Landslide" zu einer monotonen verzerrten Gitarre. Wut, Resignation, Hilflosigkeit zeigen sich an den anschließenden ruhigen, fast schon stillen Passagen, die sich langsam zu einer düsteren Feedback-Orgie steigern.

"Wir machen immer wieder dasselbe – wie eine ganz langsame Version von AC/DC", versucht Sparhawk zu witzeln. Witzig ist das elfte Albums seiner Band allerdings nicht. So low haben Low wahrscheinlich noch nie geklungen.

Trackliste

  1. 1. Gentle
  2. 2. No Comprende
  3. 3. Spanish Translation
  4. 4. Congregation
  5. 5. No End
  6. 6. Into You
  7. 7. What Part Of Me
  8. 8. The Innocents
  9. 9. Kid In The Corner
  10. 10. Lies
  11. 11. Landslide
  12. 12. DJ

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