laut.de-Kritik

Damon Albarns Lieblingsband startet durch.

Review von

Wer Damon Albarn, Big Boi und David Sitek als persönliche Fürsprecher für sich gewinnen kann, dem sollte bei der Karriere im Musikgeschäft nichts mehr im Wege stehen. Um so verwunderlicher, dass Little Dragon die Aufmerksamkeit der Massen bisher verwehrt blieb.

Das schwedische Quartett um Sängerin Yukimi Nagano lieferte zwei eindrucksvolle Elektropop-Alben ab, mit denen es sich zwar die Gunst prominenter Showgrößen erspielte. Große Erfolge blieben bislang allerdings aus.

Nun scheint es zu fruchten, dass derlei berühmte Mäzene bei jeder Gelegenheit die Einmaligkeit der Schweden anpreisen: Little Dragons dritte Scheibe schickt sich an, die öffentliche Wahrnehmung über Kennerkreise hinaus zu streifen. Auftritte beim Glastonbury und Sonar kürzlich dürften der Band einige Verehrer mehr eingebracht haben.

Denn auch auf "Ritual Union" wissen die kleinen Drachen Synthesizer und Keyboard gewohnt raffiniert zu bedienen. Das eröffnende Titelstück weist unnachahmlich nach vorne, trippelt, treibt und gluckert zur wunderbar sonoren Stimme Naganos, die Himmelshöhen ebenso spielend meistert wie tiefschwarzes Moll.

Ein dumpfer Trommelwirbel leitet "Precious" ein. Getragen von einem schweren Dubstep-Beat, als wäre das auf einer ansonsten Elektropop-geprägten Platte die größte Selbstverständlichkeit, schimmert zwischendurch gleißend der Synthesizer hervor. Klicks, repetitive Drummuster und akzentuiert vorgetragene Vocals führen hinüber ins Nachfolgestück "Nightlight": Ein halbschräges Synthie-Riff, klackernde Percussion-Elemente und mehrfach übereinandergelegte Gesangspuren lassen den Song zu einem der Glanzpunkte der Platte wachsen.

Melancholisch eingefärbte Downtempo-Stücke wie "Feather", mit dem der Vorgänger noch süß einlullte und in ambienten Gefilden mäanderte, fehlen auf dem neuen Werk weitgehend. Das macht es nicht weniger entrückend schön: Obwohl temporeicher und drängender, entwickeln sich die Songs aus einer unterschwellig ruhigen Attitüde, die von bedächtiger Gelassenheit zeugt.

Nicht alles wird enträtselt, der Sound bewahrt sich seine Geheimnisse. Irgendein Summen, Knistern und Rascheln tönt stets im Hintergrund, erst anschwellend, dann wieder schwindend. So auch auf "Brush The Heat": Begleitet von Klingel und Cowbell, schlängelt sich der Song technoid dahin, nervenaufreibendes Pfeifen und Fiepsen bilden den Konterpart zu Naganos warmen Vocals.

Der Reiz der Platte speist sich vielfach aus diesen reduzierten Effekten, die man erst beim dritten, vierten Hören bewusst wahrnimmt. Und sich dann um so mehr daran erfreuen kann. Stets liegt den Kompositionen eine gewisse Dezenz und Zurückhaltung in all dem Knattern und Rauschen zugrunde. Nie gehen die Schweden inflationär mit Elektronica-Einstreuungen um, alles ist wohlgewählt und gut durchdacht.

Trotz Elektronik als Stilprinzip zehrt das Album, wie schon die Vorgänger, von klassischem Songwriting und Herzblut-Wärme. Der Soul in Naganos Stimme, gepaart mit den verspielten Melodien, macht die Stücke mal affirmativ und emotional, mal geschmeidig und aufreizend, mal unbeschwert und leichtfüßig.

Selbst das wenig melodische, aus nicht mehr als Gesangsline und Rhythmusfiguren bestehende "Summertearz" entwickelt durch sein eigentümliches Ostinato eine hypnotische Anziehung, die sich fließend auf "When I Go Out" überträgt. Hall und Echo, Verzerrung bis zur Unkenntlichkeit, technisiertes Vibrato und das Ablehnen klassischer Songstrukturen lassen das Stück zu sechsminütigem Avantgarde-Elektro anschwellen, der einmal mehr die ästhetische Subtilität des Quartetts vor Augen führt.

Trackliste

  1. 1. Ritual Union
  2. 2. Little Man
  3. 3. Brush The Heat
  4. 4. Shuffle A Dream
  5. 5. Please Turn
  6. 6. Crystalfilm
  7. 7. Precious
  8. 8. Nightlight
  9. 9. Summertearz
  10. 10. When I Go Out
  11. 11. Seconds

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